Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Terranauten 094 - Der Alte Wald

Die Terranauten 094 - Der Alte Wald

Titel: Die Terranauten 094 - Der Alte Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Roland
Vom Netzwerk:
Sammler raste mit hoher Geschwindigkeit unweit unterhalb der pflanzlichen Schale, zusammengesetzt aus den Flora-Intelligenzen des Alten Waldes, durch das Vakuum der Hohlkugel.
    Unterdessen stärkten sich Narda und David im Sammler am Manna, der braunen Masse, die an Stengeln aus dem Gewebe des Pflanzenriesen wuchs, sobald Bedarf bestand, und den Durst ebensogut wie Hunger stillte. Irgendwelche weiteren Diskussionen empfand man anscheinend allgemein als unergiebig, und so verlief die Mahlzeit still und wortkarg. Die behagliche Umgebung im Innern des Sammlers verhinderte jedoch, daß Mißstimmung aufkam. Außerdem überwog das höhere, gemeinsame Interesse an der Klärung des Rätsels um David terGordens Erbe zum Wohle der Menschheit alle Differenzen.
    Kurz nach der schweigsamen Beendigung des Essens ließ sich im Feldlinienfokus des Navigationsmusters der Betrachtungskugel ein Planet erkennen. Die Sphäre im Inneren des Waldes war also doch nicht völlig leer. Gespannt beobachtete das Trio die Annäherung der schätzungsweise etwa erdgroßen Welt. Sie schwebte ohne eigene Rotation halb im Geflecht des Alten Waldes, der an mehreren, jeweils viele Kilometer dicken Stellen durch zu Strängen gebündelte Pflanzen in ihr wurzelte. Auch der Planet selbst war rundum mit lückenlosem Grün überzogen. Außerdem umgab ihn eine schwach sichtbare Energieblase.
    Zügig setzte der Sammler, ohne daß man in seinem Innern davon etwas spürte, von neuem die Geschwindigkeit herab. Helle Steuersignale geisterten durch seine Gewebe. Seinen empathischen Emanationen ließ sich anmerken, daß er sich mittlerweile in einem Zustand regelrechter Euphorie befand.
    Der Sammler durchstieß die energetische Blase und verursachte dabei ein schwaches rötliches Aufleuchten, jedoch kam es ansonsten zu keinerlei Komplikationen. Die darunter befindliche Atmosphäre war durchzogen von weißlichen, schleierartigen, allerdings sehr dünnen Wolken, die aber den Ausblick auf die planetare Oberfläche nirgends allzu stark behinderten. Hohe Berge gab es, soweit man beim Einflug sehen konnte, gar keine; die Oberfläche reichte anscheinend nur bis in Mittelgebirgshöhen. Wasserflächen fehlten völlig. Alles war mit Wald oder Dschungel bedeckt, und es sah so aus, als sei die Flora hier mannigfaltiger, denn man konnte Grüntöne in allen Farbschattierungen erkennen. Das Licht des Zentralkörpers leuchtete innerhalb der Lufthülle, die es in beträchtlichem Umfang brach, noch diffuser. Daher war es weniger grell und entschieden augenfreundlicher. Der von der Wölbung des Alten Waldes reflektierte Sonnenschein erhellte auch die andere, der Vakuum-Hohlkugel abgewandte Seite des Planeten, aber dort mußten die Lichtverhältnisse viel trüber sein.
    Zum Flug durch die Atmosphäre hatte der Sammler seine halbtransparenten Steuerhäute ausgebreitet und segelte auf ihnen durch den weißgrauen Dunst wie ein riesenhafter Rochen. Weit und breit waren keine Vögel zu sehen, wie überhaupt allem Anschein nach jede Fauna fehlte.
    »Da«, rief plötzlich Narda und deutete überrascht in die Tiefe. »Ist das nicht ein Weltenbaum?«
    »Doch.« Auch David war verdutzt. Sofort tastete er mit seinen PSI-Sinnen nach dem Ego des Weltenbaums. Doch kein Kontakt kam zustande; die Egosphäre der riesigen, sehr ausgedehnten Borstenzapfenkiefer erregte den Eindruck, halb in einem verträumten Schlummer zu dösen. Bei dem Baum handelte es sich um ein ungemein knorriges, teilweise wie verkrüppeltes Exemplar, dessen dicke Wurzeln wie ein Gerüst von Krücken wirkten.
    »Und dort sind noch mehr«, sagte Narda und wies an den Horizont. »Und dort hinten auch.«
    Die anderen Weltenbäume befanden sich in ähnlicher Verfassung wie der zuerst gesichtete Baum. Sie überragten die übrige Flora in erheblichem Maße und ließen sich daher leicht unterscheiden. Aber indem der Sammler mit der Zeit immer niedriger dahinsegelte, konnte das Trio in seinem Innern nach und nach auch die sonstigen Arten von Gewächsen genauer erkennen.
    An hochwüchsigen Baumpflanzen herrschte eine eichenähnliche Sorte mit schlanken Stämmen und weiten, buschigen Kronen vor. Daneben gab es – meist in kleineren zusammenhängenden Beständen – eine kandelaberartige Pinienform. Das Unterholz bildeten, soweit man das von oben zu erspähen vermochte, verschiedenerlei Farngewächse sowie Stauden. Ferner sah man in unregelmäßigen, meist jedoch größeren Abständen umfangreiche Ballungen von Rankengewächsen, welche die

Weitere Kostenlose Bücher