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Die Terranauten 094 - Der Alte Wald

Die Terranauten 094 - Der Alte Wald

Titel: Die Terranauten 094 - Der Alte Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Roland
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unbegreiflicher endogener Abläufe im Organismus des halbintelligenten Lebewesens.
    Auf einmal flimmerte es in der Betrachtungskugel aus stabilisierter psionischer Energie. Stellare Konstellationen zeigten sich in ihrem kalten diamantenen Licht.
    Der Sammler hatte den Weltraum II verlassen und war im Normalraum rematerialisiert.
     
    *
     
    Die Rückkehr ins Einstein-Universum lockte Aura Damona Mar zurück in die Zentralkammer. Wie üblich steckte ihre Ektoplasma-Gestalt in einem langen weißen Gewand. Infolge ihres geschwächten Zustands war ihre ektoplasmische Haut fast genauso bleich, und sie wirkte insgesamt flüchtig wie ein Gespenst. Die silbrigen, rätselvollen Augen des Orakels spiegelten übergroße Müdigkeit.
    Vom Sammler war – völlig von sich aus – unmittelbar neben der Zentralkammer eine Art von Gewebetasche gebildet worden, die Aura Damona in den letzten Stunden hilfreiche Dienste geleistet hatte. In dieser Form von Abkapselung, so stand fest, verlief der Prozeß ihrer Schwächung wesentlich langsamer.
    Aber zugleich war klar, daß es sich dabei nur um einen Aufschub handelte. Die Bio-PSI-Ströme des Sammlers waren im Vergleich zu den PSI-energetischen Pulsationen der sarymschen PSI-Aura schwach wie Strom aus der Steckdose neben den gewaltigen elektrischen Entladungen eines Gewitters. Damona brauchte zum Leben ungeheure Mengen freier psionischer Energien.
    In dem Bereich des Weltraums, in dem der Sammler jetzt wieder in den Normalkosmos eingetaucht war, standen die Sterne spärlich. Das Steuerzentrum des Pflanzenriesen pflegte – im Gegensatz zu den Bordcomputern technischer Raumschiffe – keine Positionsdaten zu liefern, doch ließ sich mit Sicherheit ausschließen, daß der Flug sie in die Richtung des galaktischen Zentrums gebracht hatte. Vielmehr mußten sie in die äußersten Randzonen der Milchstraße befördert worden sein.
    »Wir dürften uns im entferntesten Zipfel eines galaktischen Spiralarms befinden«, meinte Aura Damona. »Dort vor uns liegt nur noch das Nichts zwischen den Galaxien. Wir müssen dem Ziel nah sein.«
    »Dem Alten Wald«, konkretisierte Narda del Drago mit leiser Stimme.
    Dem Alten Wald, wiederholte David in Gedanken. Der Entschleierung des Rätsels, das mich umgibt. Wird meine Odyssee dort zu Ende sein? Oder werden meine Alpträume recht behalten, die mich warnen, daß der Alte Wald für mich den Anfang einer neuen, noch größeren Irrfahrt bedeutet?
    Im Navigationsgespinst der Schwebkugel zeichnete sich eine einer stellaren Nebelwolke ähnliche Erscheinung ab, die bisher lediglich als trüber Fleck zu sehen gewesen war; die Schärfe der Konturen enthüllte nun, daß das Gebilde erheblich näher war, als der erste Eindruck hatte annehmen lassen.
    Es besaß ziemlich genau die Form einer Linse mit merklicher Verdickung in der Mitte. Ohne irgendwelche Bezugspunkte, ohne von Menschen konstruierte Ortungsinstrumente und ohne einen Begriff von der Entfernung mußten alle Spekulationen über die Ausdehnung des seltsamen Objekts vage bleiben, aber David schätzte den Durchmesser auf mehrere Milliarden Kilometer.
    »Das sieht aus wie ein Sonnensystem, umgeben von irgendeinem dunklen Schleier, der es vollkommen umhüllt«, sagte Narda mit einem Anflug ehrfürchtigen Staunens. »Was kann das nur sein?«
    »Auf jeden Fall steuert der Sammler es an«, stellte David fest. »Das Objekt befindet sich im Mittelpunkt seiner navigatorischen Feldlinien.« Er überlegte. »Und das heißt …«
    »Das heißt«, vollendete Aura Damona an seiner Stelle, »daß er darin keine Gefahr erblickt.«
    »Und außerdem«, fügte Narda fast triumphierend hinzu, »heißt es, daß dort der Alte Wald zu finden sein muß.«
    Inzwischen hatte der Sammler im Normalraum Fahrt aufgenommen und stürzte dem außergewöhnlichen stellaren Objekt in flach geneigter Bahn entgegen. Rasch sprengte es im Navigationsnetzwerk die Grenzen des Fokus, und seine Konturen rückten schnell der Umrandung der Betrachtungskugel näher. Offenbar eilte der Sammler jetzt mit unerhörter Geschwindigkeit auf das Gebilde zu.
    David konzentrierte sich auf seine psionischen Sinne und erkannte an den empathischen Emanationen des bemerkenswerten Lebewesens, daß es mit wahrhafter Begierde auf das stellare Objekt zuraste. Die schlichten, gutmütigen Schwingungen seines Halbbewußtseins sangen ein stummes Lied höchster Freude.
    Dann richtete David sein psionisches Tasten hinaus ins All. Sofort war ihm, als stieße sein Geist in einen

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