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Die Terranauten 099 - Der Öko-Schock

Die Terranauten 099 - Der Öko-Schock

Titel: Die Terranauten 099 - Der Öko-Schock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Quint
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Erdboden vielleicht zwanzig Meter. Seine weit ausladenden Äste waren dick und knorrig, obwohl der Samen des Baumes erst vor sechzehn Tagen gepflanzt worden war.
    »Der Lebensbaum«, hörte Chron den Treiber sagen, »ist der beste Freund des Menschen. Er liefert alles, was man zum Leben braucht. Wasser, Nahrung in Form von vitamin- und nährstoffreichen Früchten, Wärme im Winter, Kühle im Sommer …«
    Der Treiber deutete auf die mannshohe Öffnung zwischen dem Wurzelgeflecht.
    »Nicht jeder wird von jedem Baum akzeptiert«, fuhr der Treiber fort. »Die Bäume fühlen. Sie kennen Sympathie und Antipathie. Man muß seinen Lebensbaum suchen. Und wenn man ihn gefunden hat, dann öffnet er sich.
    In seinem Stamm schafft er einen Wohnraum. Aus seinem lebendigen Holz formt er Tisch, Stühle, Betten … Man muß sich konzentrieren. Man muß seine Gedanken sammeln und dem Lebensbaum ein klares Bild seiner Wünsche übermitteln.«
    Der Treiber – ein alter, weißhaariger Mann – lachte leise.
    »Uns Psionikern fällt dies natürlich leichter, aber Sie werden es lernen. Sie alle werden es lernen.«
    Die Menschengruppe – Arbiter, wie Chron erkannte – begann, Fragen zu stellen.
    Chron ging weiter.
    Vor einem modifizierten, immergrünen Stachelbeerstrauch verharrte er kurz.
    Ich habe Hunger, dachte Chron eindringlich. Ich habe großen Hunger.
    Fast zärtlich strich er über eine der faustgroßen Früchte, und die Frucht löste sich und fiel in seine offene Hand.
    Er biß hinein. Der köstliche, kühle Saft floß über sein Kinn. Die Frucht erinnerte im Geschmack leicht an Kiwis, aber ihre Schale war dünn und eßbar.
    Am Himmel sah er einen Flieger.
    Der Flieger sah aus wie eine hellrote, riesige Pusteblume. Eine Frau hockte auf dem kurzen, gebogenen Stiel und ließ sich vom Wind und vom Flieger durch die Lüfte tragen.
    Vögel zwitscherten.
    Sonst war es still.
    Aber Chron spürte nichts von dem Frieden, der über dem Land lag.
    Wie dem Ruf einer lautlosen Stimme folgend, wandte er sich nach rechts und kehrte zu dem alten terGorden-Palast zurück.
    Bäume wuchsen rund um den Wassergraben. Moos dämpfte Chrons Schritte.
    Er überquerte eine der zahlreichen Brücken und betrat den Platz vor dem Palast. Auch hier Moos. Hier und dort mannshohe, eßbare, proteinreiche Pilze.
    Einer der Pilze trug eine himmelblaue Kappe.
    Langsam näherte sich Chron dem Pilz, blieb davor stehen und blickte auf Tian hinab.
    Die Queen hatte sich nicht verändert.
    Bis auf ihr Gesicht war sie eingesponnen in fingerdicke Ranken, deren Dornen in allen Farben leuchtende Blüten trugen. Ihr Antlitz war noch immer von einem tiefen Grün.
    Etwas weiter lag ein Graugardist. Auch er war eingehüllt in einen pflanzlichen Kokon.
    Überall lagen sie so da. Auf der Erde, in Lunaport, der Pluto-Basis, der Mars-Station …
    Über dreihunderttausend schlafende, überwucherte Männer und Frauen. Chron drehte sich herum.
    »Morgenstern!« sagte er überrascht.
    Der kleine Mann schenkte ihm ein offenes Lächeln. »Ich wußte, daß ich Sie hier finden würde, Chron«, entgegnete er. »Sie sind oft hier, nicht wahr?« Chron nickte.
    Morgenstern schob sich an ihm vorbei, berührte mit seiner grünen Hand die grüne Wange der Queen und brummte zufrieden.
    »Es geht voran«, stellte er fest.
    Chron war irritiert.
    »Ich verstehe nicht«, stieß er hervor. »Was meinen Sie damit, Morgenstern?«
    Der Lenker sah zu ihm auf.
    »Halten Sie uns für so grausam, daß wir diese armen Menschen für immer in diesem Zustand belassen?« gab er zurück. »Die Gardisten müssen zunächst ihre Menschlichkeit zurückfinden und von den Schäden genesen, die ihnen die Schnitte im Gehirn und die Konditionierungsdrogen zugefügt haben. Die Jin helfen ihnen dabei.«
    Chrons Herz begann, heftig zu klopfen.
    »Heißt das …? Heißt das …?« stammelte er ungläubig.
    »Das heißt«, erklärte Morgenstern ernst, »daß die Gardisten nicht verloren sind. Der Blütenschlaf der Jin- Sporen läßt sie genesen. Die Jin regenerieren das Hirngewebe und überbrücken die Schnitte, und sie neutralisieren die Überreste der Konditionierungsdroge Lab-21 in den Synapsen.
    Die Gardisten schlafen, und wenn sie aus ihrem traumlosen Schlaf erwachen, werden sie wieder Menschen sein. Sie werden Gefühle, Hoffnungen und Sehnsüchte besitzen.
    Die Jin geben ihnen die Humanität zurück.«
    Stumm starrte Chron den kleinen, grünhäutigen Mann an. Dann wanderte sein Blick zu Tian.
    »Wie lange?« fragte er

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