Die Terranauten TB 01 - Sternenstaub
eine war groß und hatte kein einziges Haar am Körper.
Auch der Schädel war kahl. Baldur mußte zugeben – widerwillig –, daß ihre Kopfform sehr schön war, die Nase beinahe aristokratisch. Persönlich hatte er etwas gegen die übertrieben großen Brüste einzuwenden, die dem vergnügt kichernden Alten auf dem Kopf lagen, während sie die Beine gespreizt und den Schoß dicht vor seinem Gesicht, ihm vornübergebeugt von oben den Rücken wusch. Eine Haltung, die der Alte offensichtlich zu schätzen wußte. Ein kindhaft wirkendes, kaum entwickeltes, blondes Wesen machte sich mit einem noppenbesetzten Waschhandschuh unter Wasser am Alten zu schaffen, während die dritte, eine dunkelhäutige, mandeläugige Dame mit normaler Figur, am Rand des runden Beckens saß und das Geschehen mit anfeuernden obszönen Worten kommentierte.
»Ruhe«, kommandierte der Alte, und die Schwarze verstummte.
Baldur bemühte sich, an der ihm widerlichen Szene vorbeizusehen.
»Baldur, was ist? Hat es Euch die Sprache verschlagen?« Der Alte kicherte. »Daran müßtet Ihr Euch doch gewöhnt haben, auch wenn es nicht Eurem Lebensstil entspricht.«
Der Alte langte über den Rand der runden großen Wanne, zwischen den Schenkeln der über ihn Gebeugten hindurch und nahm sich ein hohes, schlankes Glas, das zum unteren Teil mit farbloser Flüssigkeit gefüllt war, zum oberen Teil mit einer grün schimmernden Substanz. »Escorial grün und Münsterländer Korn, beides über hundert Jahre alt«, kommentierte der Alte. »Der Trick besteht darin, die beiden Flüssigkeiten sich erst im Munde vermischen zu lassen. Natürlich gibt es auch noch andere Gefäße, aus denen man schlürfen kann. Nicht wahr, meine Süßen?«
Die Mädchen kicherten. Der Alte lachte meckernd. Baldur wendete sich angeekelt ab.
»Euer Bericht«, forderte der Alte. »Was machen unsere Schäfchen? Wohin geht unser Held? Was treibt ihn an? Was hält ihn zurück? Was macht meine Limousine? Ist Ruhe im MediCenter eingekehrt? Was ist mit dieser komischen Erscheinung auf der alten Stadtautobahn? Wie stellt Ihr es Euch vor, die Wette zu gewinnen?«
»Zu viele Fragen für eine präzise Antwort«, murmelte Baldur von Trottlenburg. Er war nahe daran, die Fassung zu verlieren, und das aus den verschiedensten Gründen.
»Verschwindet, meine Süßen«, forderte der Alte und klatschte in die Hände. Kichernd verschwanden die Mädchen. Die Haut der großen Üppigen war rosig und glänzte wie ein frisch geschlachtetes, gewaschenes Schwein. Alle drei wackelten übertrieben mit ihren Hinterbacken. Sie kannten Baldur und wollten ihn zusätzlich ärgern.
»Einen Drink?« fragte der Alte freundlich.
Baldur nickte reserviert. »Champagner, wenn Ihr welchen habt!«
Wiederum langte der Alte aus seiner Wanne, drückte auf ein farbiges Panel, und nach wenigen Sekunden öffnete sich daneben surrend eine Klappe, und eine Flasche in einem mit Eis gefüllten Cooler erschien.
»Immer vom feinsten, was. Baldur?« sagte der Alte spöttisch. »Das Vorrecht des Adels seit Alters her. Bedient Euch und redet.«
Baldur trat näher. Sein weißer Anzug nach altem indischen Schnitt betonte seine Länge und Magerkeit noch. Er griff nach der neben dem Cooler stehenden Schale und goß sich einen winzigen Schluck ein. Dann trat er an den Rand des kugeligen Raumes, zog ein kleines Mikro aus einer Konsole und flüsterte mit dem anonymen Techniker im Kontrollzentrum. Schließlich benetzte er seine trockenen Lippen und sagte tonlos: »Der Reihe nach. Wir werden versuchen, die neuesten Bilder über Monitore zu zeigen. Nachdem die Direktübertragung ausgefallen war, was den Technikern immer noch ein Rätsel ist, haben wir einen zweiten Beobachtungssatelliten und zusätzlich einen FFF-Hoover eingesetzt. Es ist offenbar, daß die Gruppe um Mayor in das alte Kongreßzentrum, das frühere ICC, geflohen ist. Diese Flucht ist geglückt, und sie haben sich bisher nicht aus dem Bauwerk fortbewegt.«
»Die Hochburg der organisierten Nomans«, sagte der Alte, so leise, daß Baldur einen neuerlichen Ausbruch des mächtigen Mannes fürchtete und rasch weitersprach.
»Wir haben das Gebäude mit Einheiten der Kaiser-Garde umstellt. Ungesehen kommt keiner heraus!« Der Adelige fuhr hastig fort. »Das Ziel Mayors ist nicht bekannt. Wir vermuten, daß er dringend eine Ruhepause braucht. Was ihn antreibt?«
Der schöne, hochgewachsene Mann im weißen Anzug machte eine Pause, als der Alte platschend aus der Wanne stieg und sich mit
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