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Die Terranauten TB 01 - Sternenstaub

Die Terranauten TB 01 - Sternenstaub

Titel: Die Terranauten TB 01 - Sternenstaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf W. Liersch
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brauchte nur daran zu denken, daß Gedanken von begabten anderen, wie vom Zentauren Osmo, von Jana oder von ihrer Halbschwester Freya direkt auf ihn einwirken konnten, daß er sie empfing, daß sein Geist direkt hören konnte, wie seine Ohren Laute hören konnten. Konnte er noch mehr?
    Sicher, Mayor, ich glaube an dich!
    »Entschuldigung, ich muß mir das abgewöhnen«, flüsterte Freya. »Aber ich bin nicht mehr daran gewöhnt, meine Gedanken zurückzuhalten. Hier gibt es keinen, seitdem meine Halbschwester fort war, mit dem ich so reden konnte. Aber diese Gabe scheint sich bei mir weiter entwickelt zu haben. Übrigens, du bist immer noch nackt!«
    Ihre sanfte freundliche Hand berührte ihn, strich seinen Körper entlang. Kat hatte aufgehört zu schnurren.
    »Wie bist du Noman geworden, Freya?« fragte Mayor. Er streckte sich etwas, und die unangenehm riechenden Lappen fielen von seinem Körper. Ihre Hand strich über seinen Hals.
    »Bei mir war es wie bei allen anderen. Ich war verheiratet. Mit dem falschen Mann, natürlich. Er hatte einen schlechten Schulabschluß, durfte gerade noch studieren. Aber danach fiel er durchs Raster, durchs Sieb. Wir wurden in die Relax-Kaste eingestuft, aber eigentlich hatten wir uns auf ein Leben als Arbiter vorbereitet. Wir wollten etwas tun. Wir wollten besser sein als die anderen, aber auch bei uns hat es nicht gereicht. Ich selbst hatte keine Ausbildung. Die Konservativen hatten sich durchgesetzt und die Frau wieder an den Küchenherd verbannt. Den es nicht gab. Und Kinder durfte es auch nicht geben. Da es doch zuviel Menschen gab. Bis der letzte Krieg kam. Der, bei dem hier endgültig alles zu Bruch ging. Kaiser gegen Ford. Ford existiert nicht mehr, aber was nützt das uns?«
    Langsam erhob sich Mayor. Der nackte Mann prüfte seine Muskeln, bewegte versuchsweise die rechte Hand. Die Operation war trotz aller Kaltschnäuzigkeit der Künstler offenbar gut gelungen. Er hatte kaum noch Wundschmerz, was vielleicht seiner überdurchschnittlichen guten Konstitution zuzuschreiben war.
    »Der Krieg ist vorbei«, meinte Mayor.
    »Das hat man nach den Weltkriegen auch immer gesagt«, widersprach Freya. »Der Krieg ist immer vorbei, bis der nächste anfängt.« Kat lief um ihre nackten Füße, machte einen Buckel und sprang auf ihre Schulter. Das graue Tier mit dem dichten Fell lehnte sich schnurrend an seine Herrin.
    »Komm, wir gehen zum Fest«, sagte sie.
    Im Halbdunkel holte Mayor sich einen Pelzmantel von einem an der Garderobe hängenden Bügel. Es war kühl in der großen Halle. Er schämte sich seiner Blöße nicht, aber er fühlte sich schutzlos.
    Freya führte ihn. Sie sprachen kein Wort, während sie den Weg zurückgingen. Mayor wußte nicht, wie lange er geschlafen hatte. Aber es war ausreichend gewesen, um seine Kräfte wieder herzustellen. Seine rechte Hand konnte er nicht nur gut bewegen, sondern sie schien auch kraftvoll zu sein. Aber sie gehörte nicht zu ihm, und er würde sie benutzen wie ein Werkzeug. Sie würde eingesetzt werden wie eine Zange oder ein Hammer und er würde keine Rücksicht auf sie nehmen.
    Sie kamen den Weg zurück, den sich Mayor seiner Schwäche wegen nicht gemerkt hatte. Sie stiegen über stillstehende Rolltreppen, blickten durch häßlich gezackte Löcher auf die schwach leuchtende Stadt, und einmal erhaschte Mayor sogar einen Blick auf die umgeknickte, geborstene Silhouette des sogenannten Funkturms, der nur ein paar hundert Meter neben dem Kongreßzentrum gestanden hatte.
    »Still«, zischte Freya plötzlich.
    Sie blieb stehen, Mayor folgte ihrem Beispiel. Aus der Kehle der Katze kam ein leises, gefährliches Knurren, ein Grollen tief aus dem Rachen.
    Mayor blieb ebenfalls stehen. Er fror in seinem weiten Pelzmantel, der sein einziges Bekleidungsstück war. Auf der Brust Freyas blinkte das rote auf die Breitseite gestellte Dreieck, das Bannzeichen der Nomans.
    Sie hörten leise Geräusche, die irgendwie nicht herpaßten. Es gab das ferne Summen der halbtoten Stadt, das Zischen der Röhrenbahnen, ab und zu die Stimmen der Nomans, die das Fest vorbereiteten oder bereits feierten.
    Aber dieses Geräusch hier war anders. Es war leise und feindlich. Gesprächsfetzen mischten sich in leises Tappen. Hier waren Leute, die nicht dazugehörten.
    Mayor erkannte es mit dem Instinkt des Soldaten.
    »Relax«, zischte Freya, und wie zur Bestätigung erschien für den Bruchteil einer Sekunde ein maskierter Kopf an einem der Löcher in der Außenwand des

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