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Die Terranauten TB 04 - Zeitfenster

Die Terranauten TB 04 - Zeitfenster

Titel: Die Terranauten TB 04 - Zeitfenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Quint
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Erklärung schuldig. Finden Sie nicht auch?«
    Terjung sah kurz von den Steuerkontrollen auf und nickte stumm.
    Ricarda Fantrinelli nestelte in den Taschen ihres engmaschigen Kunststoffoveralls, der ihre Figur auf aufreizende Art zur Geltung brachte, und holte die Zigarettenschachtel heraus. Gral griff dankbar zu.
    Als die Zigaretten brannten und blaue Rauchschwaden zur niedrigen Decke stiegen und vom Sog der Klimaanlage erfaßt wurden, begann die PR-Direktorin zu berichten.
    »Alles begann im Jahre 2047«, sagte sie leise. »Damals richteten die Staaten der mehr und mehr zerfallenden NATO die ESW-Akademie ein. Zu diesem Zeitpunkt hatten die zyklisch auftretenden Wirtschaftskrisen, die Ressourcenknappheit und die heimlichen und offenen Kriege um die letzten Rohstoffquellen, die verheerenden Klimaveränderungen und die weltweiten politischen Unruhen die hochentwickelten Industriegesellschaften bereits an den Rand des Abgrunds geführt. Die Grenzen des Wachstums waren schon lange erreicht. Die Produktion stagnierte oder wurde rückläufig, Inflation und Arbeitslosigkeit trieben Millionen in unverschuldete Armut, und der Zusammenbruch ganzer Volkswirtschaften war greifbar nahe gerückt.
    Trotz zunehmenden Recyclings, der Nutzung von Abfallstoffen für die industrielle Produktion, waren lebenswichtige Ressourcen wie Kupfer, Uran, Zink, Nickel so gut wie erschöpft oder nur noch unter ruinösen finanziellen Aufwendungen lieferbar.
    Für die Strategen der nationalen Volkswirtschaften in Ost und West waren Rohstoffe das Schlüsselwort.
    Zwei Jahre zuvor, im Mai 2045, hatte eine US-amerikanische Raumsonde verhältnismäßig große Teile des Asteroidenrings zwischen Mars und Jupiter erforscht und ungeheure Vorräte an diesen dringend benötigten Ressourcen entdeckt.«
    Ricarda rauchte, und Gral schnitt eine ärgerliche Grimasse.
    »Eine Geschichtsstunde …« begann er, doch die Direktorin brachte ihn mit einem verweisenden Blick zum Schweigen.
    »West und Ost«, fuhr sie fort, »unternahmen gewaltige technische Anstrengungen, um einen problemlosen, schnellen und billigen Weg zur Ausbeutung des Asteroidengürtels zu finden. Anstrengungen, die den Ruin der Volkswirtschaften nur beschleunigten, wie wir inzwischen wissen, und das Ende der Nationalstaaten einleiteten.
    Im Westen und in der Dritten und Vierten Welt übernahmen multinationale Konzerne wie Eurochem die Macht, während im Osten Staatshandelsfirmen die Herrschaft an sich rissen und ihre Funktionäre das Erbe der politischen Nomenklatura antraten.
    Wir – die Vertreter der Multis – haben die technischen Probleme der industriellen Ausbeutung des Asteroidengürtels gelöst. Eine Aufgabe, die auch der ESW-Akademie gestellt worden war.
    Nach dem Zerfall der NATO übernahm Eurochem die Akademie und veränderte ihren Aufgabenbereich. Gewiß, hochbegabte PSI-Talente waren zufällig gefunden und ausgebildet worden, doch deren Kräfte waren zu gering, um mit Psychokinese ganze Asteroiden über Millionen Kilometer durch den Weltraum bis zur Erde zu holen – denn dies war das ursprüngliche Ziel der Akademie gewesen.
    Der ehrgeizige Plan wurde aufgegeben. Man bescheidet sich mit der systematischen Suche nach übersinnlich begabten Menschen. In den Protektoraten Eurochems wird seitdem jeder Neugeborene einem entsprechenden Test unterzogen.
    Im Lauf der Jahre zog sich die Akademie eine Reihe Talente heran. Talente wie mich – und Terjung.«
    Gral starrte Ricarda an.
    »Sie sind übersinnlich begabt?« fragte er ungläubig.
    Ricard nickte. »Nicht besonders, aber ich bin Telepathin – Gedankenleserin. Terjung ist ein Präkog – eine Art Hellseher. Aber seine Fähigkeiten sind nur rudimentär ausgebildet.
    Nun, irgendwann übernahm Anatol Jarreux die Leitung der Akademie. Um diese Zeit muß auch die Auseinandersetzung mit GC begonnen haben. Jarreux war ehrgeizig. Und ihn faszinierten die Möglichkeiten der Präkognition, die Fähigkeit, in die Zukunft zu sehen.
    Er experimentierte – und fand in General Jodekain einen begeisterten Anhänger und Mitarbeiter. Man beschloß, der Tarnung wegen die Präkog-Experimente in der Bonner Kanzlerfestung durchzuführen.
    Jodekain war wie Egbert allgemein als exzentrisch verschrien und arbeitete systematisch an diesem Ruf. Vielleicht ist er wirklich verrückt.«
    Die Direktorin lächelte matt.
    »Ich weiß es nicht. Es spielt keine Rolle. Jetzt nicht mehr.«
    Ein düsterer Ausdruck verdeckte das Lächeln.
    »Doch die Experimente verliefen

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