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Die Terranauten TB 04 - Zeitfenster

Die Terranauten TB 04 - Zeitfenster

Titel: Die Terranauten TB 04 - Zeitfenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Quint
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Armband-Diagnoster. »Außer den Körper-Sensoren«, erklärte er, »hat man Ihnen bei der Operation ein semi-organisches Transplant eingesetzt. Eine Entwicklung der mit der Akademie verbundenen genetischen Laboratorien im bolivianischen Protektorat. Das Transplant besitzt die Fähigkeit, psionische Kräfte zu neutralisieren.«
    Gral starrte ihn wortlos an.
    »Sie haben mich benutzt«, murmelte er. »Sie haben von Anfang an gewußt, was vorgeht, und sie haben mich zu Ihrem Werkzeug gemacht.«
    Ricarda Fantrinelli nickte langsam.
    »Uns blieb keine andere Wahl«, erklärte sie. Es klang bedauernd. »Engramm-1 begann vor sieben Wochen, sich zu manifestieren und im Raum-Zeit-Gerüst einzufrieren. Wir mußten herausfinden, zu welchem Zweck – und inwieweit Engramm-1 schon die Kontrolle über den Ring und die Akademie übernommen hatte.«
    »Ich verstehe nicht«, sagte Gral. »Was ist Engramm-1? Was ist dieser Ring. Dieser Ring für viele Finger …«
    »Später«, sagte Terjung.
    Im gleichen Moment hielt der Lift an.
    Die Tür öffnete sich automatisch, und Gral sah hinaus in den Innenhof der Festung. Die Panzerraupe befand sich noch immer an ihrem Platz, aber die Milizionäre und die beiden Söldner, die sie begleitet hatten … Bewußtlos oder tot lagen sie auf dem Betonboden.
    Blaue Elmsfeuerchen umflackerten sie.
    »Verdammt«, sagte Terjung. »Das PSI-Feld breitet sich schneller aus, als ich befürchtet habe …«
    »Die Umgebung der Festung ist menschenleer«, beruhigte ihn Ricarda. »Die Killerautomaten halten die Marodeure ab. Das PSI-Feld wird nicht weiter an Größe gewinnen, sondern zunächst den Einfrierungsprozeß fortsetzen. Wir haben also noch Zeit.«
    »Zeit!« Terjung schnaubte und verließ die Kabine.
    Seine Schritte hallten hohl über den Beton. Die Stille, die den überdachten Innenhof umhüllte, war noch gespenstischer als das papageienhafte Gemurmel unten im Kanzlerbunker.
    Eine Zeitschleife, dachte Gral. Was, zum Teufel, ist eine Zeitschleife?
    Fast gleichzeitig erreichten sie die Panzerraupe.
    Gral und Ricarda Fantrinelli stiegen ein, und Terjung eilte zum großen Tor und machte sich an den manuellen Kontrollen zu schaffen. Knirschend begannen die beiden großen Torflügel auseinanderzugleiten.
    Gral ließ sich ächzend hinter den Waffenkontrollen der Raupe nieder, während Ricarda den Platz an den Ortungssystemen einnahm.
    Schnee wirbelte durch den breiter werdenden Torspalt. Weißer, eisiger, tanzender Schnee. Doch die Kälte, die Gral erfaßt hatte, drang aus seinem Innern. Es war die Kälte des Todes, dessen Hauch er durch die zentimeterdicke Panzerung der Stahlraupe spürte.
    Die fremdartige Macht, die in die Kanzlerfestung eingedrungen war, ließ sich durch Mauern nicht aufhalten. Am Rande seines Bewußtseins nahm Gral ihr Wüten wahr. Sie war ungestüm, verzweifelt und vom Durchbruch durch die Raum-Zeit-Barriere geschwächt und dennoch so stark, daß sie binnen Minuten Hunderte von Menschen auf schreckliche Art verwandelt hatte.
    Gral duckte sich unwillkürlich.
    Er seufzte erleichtert, als Terjung in die Panzerraupe sprang, die Luke zuklappte und verriegelte und in den Pilotensitz glitt.
    Die Elektromotoren der Raupe erwachten zu ihrem dröhnenden Leben. Die breiten, elastischen Kettenglieder aus Stahlprotop mahlten über den mürben Betonboden und frästen ihre Spur in das verwitterte Grau.
    Gral sah auf die Monitore.
    Mit leisem Bedauern betrachtete er die holografischen Abbilder der beiden anderen Söldner, die reglos zwischen den Milizionären lagen und langsam an Substanz verloren.
    Eine Geisterburg, dachte Gral. Nun verwandelt sich die Kanzlerfestung endgültig in eine Geisterburg, und die Dämonen, die in ihr hausen, sind nicht von dieser Welt.
    Die Raupe rollte durch das Tor und tauchte ein in das dichte, tosende Schneetreiben. Der Blizzard hatte offenbar noch an Gewalt gewonnen. Das Außenthermometer zeigte fünfunddreißig Grad unter Null an. Weißer Nebel tanzte über den Ruinen von Bonn. Der Himmel war so dicht und dunkel bewölkt, daß man nicht feststellen konnte, ob es Tag oder Nacht war.
    Die beiden Männer und die Frau waren allein mit sich und dem Sturm.

VI
Der Ruinenkönig
    Die Kanzlerfestung lag weit hinter ihnen. Mit mäßiger Geschwindigkeit rollte die Stahlraupe durch verschneite, trümmerübersäte Straßen, und nur das Funkecho eines IT-&-T-Satelliten wies ihnen den Weg nach Süden.
    Gral räusperte sich.
    »Ich glaube«, sagte er laut, »Sie sind mir eine

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