Die Terranauten TB 04 - Zeitfenster
Chance. Die Absorption ist noch nicht abgeschlossen. Und der Ring hat noch genügend Widerstandskraft, um einige Zeit Engramm-3 zurückzuhalten.«
Ricarda und Gral folgten ihm.
Tausend Fragen summten in Grals Kopf. Ricarda und Terjung wußten also, was in der Festung vorging und was der Kode Engramm-3 zu bedeuten hatte. Und wahrscheinlich wußten sie auch, wer für Zamuels Tod verantwortlich war …
Rasch stolperte er den geneigten Gang hinauf.
Er spürte, daß etwas Unheimliches, Grauenhaftes mit der Festung und den Menschen geschah, die sich in dem Bunker aufhielten, und düster fragte er sich, warum Terjung, Ricarda und auch er von dem Einfluß verschont blieben.
Endlich stolperte er hinter Terjung in die Festhalle.
Sarah Sartig stand nur wenige Meter von ihm entfernt und durch ihren stämmigen, untersetzten Körper konnte er weitere Gestalten erkennen. Auch sie war diffus, schemenhaft, in Auflösung befindlich.
»Er ist verrückt«, sagte Sarah Sartig hohl. »Er ist vollkommen wahnsinnig. Ich möchte zu gern wissen, warum Sie ihn noch immer finanzieren, Gral.«
Sie trat einen Schritt zurück, lächelte sarkastisch und machte dann wieder einen Schritt nach vorn.
»Er ist verrückt«, sagte sie erneut; wie ein defekter Sprechautomat, wie ein trauriger Papagei, der seinen begrenzten Wortschatz fortwährend vor sich hin plapperte. »Er ist vollkommen wahnsinnig. Ich möchte zu gern wissen, warum Sie ihn noch immer finanzieren, Gral.«
Gral bewegte verwirrt den Kopf.
»Sartig!« stieß er hervor. »Was ist mit Ihnen?«
Terjung zog ihn grob weiter.
»Kümmern Sie sich nicht um sie«, befahl der Söldner rauh. »Sie kann Sie nicht hören. Diese Frau ist in einer Zeitschleife gefangen. Wie alle anderen. Engramm-3 ist stärker als seine beiden Vorgänger.«
Ricarda fluchte.
»Dieser verdammte Jodekain!«
Gral sah Vater Theosos. Der Prediger eilte wie ein bleiches Gespenst durch den Saal, zwanzig Meter hin, zwanzig Meter zurück, und sagte ständig:
»Jahwe ist Brahma, der Weltenherr, der in seiner Verkörperung als Kaiki am Ende des letzten Zeitalters auf der Erde erscheinen und alle Barbaren, Bösewichter und gottlosen Gesellen durch die Macht seines Geistes vernichten wird. Jahwe ist Brahma, der Weltenherr, der in seiner Verkörperung …«
Gral eilte an ihm vorbei, schwitzend und fröstelnd und von nackter Panik getrieben.
Kanzler Egbert hockte auf einem riesigen, ovalen Kissen. Er hob ein Glas zum Mund, setzte es an die Lippen, senkte es, hob und führte es wieder zum Mund …
Ein junger Mann blickte düster ins Leere und murmelte: »Irgend etwas stimmt hier nicht. Irgend etwas stimmt hier nicht. Irgend etwas stimmt hier nicht …«
Über allem lag fahl das überirdische blaue Licht, und wie unten im Gewölbe gewann es stetig an Leuchtkraft. Gleichzeitig wuchs jener gespenstische Druck.
Gral keuchte.
Er bekam kaum noch Luft.
Terjung und Ricarda schien es nicht besser zu gehen. Die Direktorin war totenbleich, und Terjungs ledernes Maskengesicht verriet zum ersten Mal ein Gefühl: Angst.
Aber, dachte Gral, während er langsam, schrecklich langsam, auf den Liftschacht zusteuerte, aber er hat keine Angst um sein eigenes Leben. Diese Angst reicht tiefer, und sie ist umfassender. Sie wurzelt in dem Wissen um eine Bedrohung, die alles übersteigt, was dieser Planet jemals gesehen hat …
»Er funktioniert noch«, hörte er Terjung knurren. Der Söldner wies auf die leuchtende Schalttafel an der Außenseite der Liftröhre. »Natürlich. Der Engramm-Effekt wirkt zunächst nur auf beseelte Materie.«
Ricarda nickte stumm.
Terjung stemmte die Tür der Liftkabine auf, und sie schien Tonnen zu wiegen, so mußte sich der Söldner anstrengen.
Um seine Gestalt begann wieder die blaue Aura zu flimmern.
Die beiden Männer und die Frau stürzten in die kahle Kabine. Die Tür fiel zu. Terjung preßte einen Knopf, und die Kabine glitt in die Höhe.
Ricarda Fantrinelli starrte Gral forschend an.
»Wie geht es Ihnen?« fragte sie heiser.
Gral zuckte die Achseln.
»Mir zittern die Knie«, gestand er mit einem matten Lächeln. »Und ich habe eine Million Fragen auf der Zunge liegen. Aber wenn man davon absieht, daß meine Nerven vollkommen ruiniert sind, geht es mir … nun, den Umständen entsprechend gut.«
Ricarda und Terjung tauschten einen rätselhaften Blick.
»Also funktioniert das Transplant«, sagte Ricarda. Es klang erleichtert.
»Das Transplant?« echote Gral.
Terjung deutete auf den
Weitere Kostenlose Bücher