Die Terranauten TB 04 - Zeitfenster
nicht sehr vielversprechend. Viele der Zukunftsprognosen der Präkogs stellten sich als falsch heraus. Die gängige Theorie ist, daß sie nur eine mögliche Zukunftslinie gesehen und beschrieben haben. – Weil ihre PSI-Potenz nicht ausreichte, wie Jodekain und Jarreux vermuteten.
So beschloß Jarreux, die fähigsten Präkogs zu Gruppen zu vereinigen. Zu dem Ring.«
»Der Ring für viele Finger …« murmelte Gral.
Ricarda Fantrinelli nickte.
»Zamuel hat ihn so genannt. Später. Als die anderen Konzerne herausfanden, welche Forschungen Eurochem betrieb. Als General Chemical mit seinen Versuchen begann, den Ring in seine Dienste zu stellen.
Aber ich will nicht vorweggreifen.
Die Präkog-Forschung war das geheimste Projekt Eurochems. Zunächst wußten allein Daun, Jarreux und Zamuel, daß die Akademie zu unserem Konzern gehört und daß der Ring existiert und in der Kanzlerfestung untergebracht ist.
Als Daun erkrankte und die Tätigkeit der Akademie allmählich bekannt wurde, entschloß er sich zur Flucht nach vorn. Seine Krankheit spornte die Direktoren Eurochems zu Machtkämpfen an, doch Daun wollte verhindern, daß der Konzern nach seinem Tode zerfällt. So schleuste er mich, eine Mitarbeiterin der Akademie, in das Direktorium ein und griff auch auf weitere ESW-Begabte zurück. Zamuel unterstützte ihn dabei. Deshalb hat er Ihnen auch Terjung zur Seite gestellt, Thomas.
Außerdem öffnete Jarreux die Tore der Akademie allen PSI-Begabten, ohne sie auf Eurochem zu verpflichten. Nur die Begabtesten oder Zuverlässigsten gelangten in die Auswahl zum Inneren Kreis, aus dem wiederum die Mitglieder des Rings gesiebt wurden.
Für die anderen Konzerne schien damit die Gefahr entschärft, die ihnen durch die Akademie drohte. Sie beteiligten sich sogar an der Forschungsarbeit. Auch General Chemical. Trotz des Krieges mit Eurochem.«
Gral blinzelte überrascht.
»Sie wundern sich?« fragte Ricarda.
»In der Tat«, nickte Gral.
»Nun, die führenden Männer und Frauen der multinationalen Konzerne sind sich über die Bedeutung des Faktors PSI im klaren. Jeder kann davon profitieren – und Daun hatte so Gelegenheit, ohne Mißtrauen befürchten zu müssen die Präkog-Forschung weiterzubetreiben.«
Die Direktorin räusperte sich.
»Indessen wurde der Krieg mit GC härter. Die Niederlagen mehrten sich, und die Präkogs versagten.
Daun beauftragte Zamuel, Jodekain zu größeren Anstrengungen zu drängen. Damit begannen Zamuels Besuche in der Kanzlerfestung – und auch das Unglück.
Jodekain peitschte den Ring zu immer intensiveren Leistungen und schloß Dutzende Präkogs zu PSI-Gemeinschaften zusammen. Bei einer dieser Sitzungen griff der Ring weit in die Zukunft – und bekam Kontakt.
Psionischen Kontakt.
Mit Engramm-1.«
Gral beugte sich nach vorn. Erregt hörte er weiter zu.
»Durch den PSI-Kontakt gelang einem Etwas die Rückkehr in die Vergangenheit. Dieses Etwas besteht aus einer Ballung psionischer Energie. Tausende von ESPern müssen an der Erzeugung dieser Ballung beteiligt sein – oder besser: Sie werden daran beteiligt sein, denn sie leben in der Zukunft.
Wir wissen nicht, wer diese Psioniker sind. Der Ring konnte nur rudimentäre Informationen entschlüsseln. Diese Wesen, soviel ist klar, nennen sich Treiber, und sie müssen irgendwann Ende des fünfundzwanzigsten Jahrhunderts leben. Sie befinden sich nicht auf der Erde, sondern auf einer fernen Welt namens Zoe. Und sie sind in Gefahr. In schrecklicher, tödlicher Gefahr. Allem Anschein nach wird dieser Planet von irgendwelchen Mächten angegriffen und auch zerstört.
Die Treiber wehren sich mit ihrer PSI-Kraft. Und die Stärke der PSI-Ballung und ihre Todesangst haben einen Teil der psionischen Kräfte die Barrieren des Raum-Zeit-Kontinuums durchbrechen lassen und sie in unsere Gegenwart verbannt.
Doch diese … Zeitreise hat die PSI-Ballung verwandelt.
In etwas Fremdes. In etwas, das wir nicht verstehen können. In ein Engramm, in ein eingefrorenes Erinnerungsbild jener Angst, die die Treiber bei ihrem Tod empfanden.
Engramm-1 erfror in unserer Gegenwart zu einer Struktur, zu einem greifbaren Gefühl, das für immer die Mauern der Kanzlerfestung bewohnen wird. Es ist Sehnsucht. Die unerfüllte Sehnsucht der Treiber nach dem Leben.«
Gral dachte an seine Empfindungen in dem Gewölbe, und er nickte. Er hatte diese Sehnsucht gespürt – wie alle anderen. Und sie hatte ihn fast erstickt.
»Ja«, sagte Ricarda, und Gral fragte sich
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