Die Terranauten TB 06 - Monument der Titanen
der Mitra auf den Uniformierten, der Jak hinterrücks erschossen hatte. Narda sprang mit einem Satz an die Seite des Territorialherrn und legte ihm die Hand auf die Schulter.
»Warum antwortet mir niemand?« fragte das Instrumentenpult. »Hören Sie nicht? Ich warte auf weitere Anweisungen.«
Arvids Gesicht war eine Grimasse des Zorns.
»Nein, Arvid.«
»Er hat Jak umgebracht. Er war der beste Freund, den ich hatte.«
»Willst du ebenfalls zum Mörder werden? Nicht, Arvid. Laß ihn aussteigen. Wir haben erreicht, was wir wollten. Wir haben einen Wagen.«
Arvid ließ langsam die Mitra sinken.
Der Uniformierte hantierte an der Verriegelung der Luke, stöhnte und hangelte sich aus der Insassenkabine hinaus. Arvid weinte leise.
»Wir müssen ihn begraben«, sagte der Territorialherr nach einer Weile. Narda trat unruhig von einem Bein aufs andere.
»Arvid …«
»So viel Zeit muß sein«, fügte er barsch hinzu.
Als sie schließlich wieder in die Insassenkabine zurückkehrten, ertönte in der Ferne das Brummen anderer Servomotoren. Der vom Giftbolzen betäubte Uniformierte schlief direkt neben dem Grab Jaks.
»Sie kommen«, sagte Narda nervös.
»Ja.« Arvid nahm in dem Sessel vor den Kontrollen Platz. »Wanderer?«
»Na endlich«, antwortete der Wagen seufzend. »Ich dachte schon …«
»Setz dich wieder in Bewegung, Wanderer, und bringe uns aus der Stadt hinaus …«
»Ich weiß nicht«, erwiderte das Fahrzeug zögernd. »Ihre Stimme klingt anders, und ich bin mir nicht sicher, ob Sie befugt sind zu einer solchen Anweisung.«
»Du hast mir zu gehorchen, Wanderer. Wenn nicht …« Er hob die Mitra und zeigte sie den verborgenen Optikzellen. »Wenn nicht, werde ich dich zerstören. Wagen.«
»Das wäre eine recht sinnlose Zerstörung von Arbeit. Sind Sie sich darüber klar, welche Aufwendungen nötig sind, um ein Fahrzeug wie mich zu produzieren und zu warten?«
Arvid lachte humorlos. Narda ließ sich in den Sessel neben sich sinken. »Das ist mir völlig egal, Wanderer. Also?« Er entsicherte die Mitra.
»Na gut«, sagte das Instrumentenpult vor ihnen. Die Servomotoren sprangen brummend an. »Aber ich gehorche unter Protest. Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob Sie tatsächlich befugt sind, mich zu lenken …«
Die Kabine schwankte, als die metallenen Spinnenbeine über die Straße stakten.
»Arvid?« sagte Narda, als die Stadt hinter ihnen lag und sich die Savanne vor ihnen ausbreitete.
Er wandte den Kopf und sah sie aus trüben Augen an.
»Es tut mir leid, Arvid.«
»Ja«, erwiderte er tonlos.
VIII
Warum versucht der Falsche, die Entwicklung in der verkehrten Richtung voranzutreiben, kannst du mir das sagen, Mutter? Warum versucht er, das Werk der Uralten zunichte zu machen?
Ich hin müde.
Ich schlafe.
Ich lebe.
Aber ich möchte so gern Ruhe finden und sterilen.
Wie meine Brüder.
Der Letzte Konstrukteur
Die Freuden des Fleisches sind nur von vergänglicher Natur, die des Geistes hingegen von Dauer. Wunden im Fleisch heilen schnell, die in den Gedanken manchmal nie.
Eine Genußbereiterin
Auf der einen Seite der Kammer erhoben sich lange Regalreihen, gefüllt mit uralten Büchern. Auf der anderen aber befand sich das Weise Mosaik – zweiundachtzig malachitene Tränen, untereinander verbunden mit Mineralienadern.
Die Meherin wandten schweigend die Köpfe, als der Schwarze Fürst die Kammer betrat. Ihre Augen aus Gabensteinen leuchteten matt. Im Zentrum des Zimmers züngelte das Feuer einer Ewigen Flamme. Djunath betrachtete kurz die magischen Symbole, die die Meherin vor der Wand mit dem Weisen Mosaik auf den Boden gezeichnet hatten. Noch fehlte ihnen die kraftgebende Verbindung, jene Beschwörung, die sie zu einer undurchlässigen Barriere machen würde.
Die Meherin machten ihrem Herrn Platz, als er vor das Weise Mosaik trat.
»Ich rufe dich. Ratgebende Stimme«, tropfte es von seinen Lippen. »Ich rufe dich und zwinge dich unter meinen Willen, Mosaik. Hörst du mich?«
Das Glühen der zweiundachtzig Malachittränen verstärkte sich, und in den Mineralienadern schien es zu pulsieren. Zwei von Feuerkränzen umsäumte Augen bildeten sich und blickten in das von einer Maske verhüllte Gesicht des Schwarzen Fürsten. Er wandte den Kopf.
»Fort mit euch, Meherin.«
Die finsteren Gestalten verließen die Kammer. Kurz darauf war Djunath mit dem Weisen Mosaik allein.
»Hast du die sechzehn Gabensteine, Fürst?« fragte die Ratgebende Stimme.
»Ja«, sagte Djunath. Er holte
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