Die Terranauten TB 07 - Der schwarze Herrscher
zurück. »Wenn alles gutgeht, werden wir ohnehin nicht lange fortbleiben. Ich hoffe nur …« Ihre Stirn umwölkte sich, als sie das Außenschott öffnete.
»David?«
»Ja.«
Arvid murmelte etwas Unverständliches und blickte auf. »Liebst du ihn?«
Sie stieg aus und drehte sich um. Ein dünnes Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie den Glanz in Arvids kohleschwarzen Augen sah. Er war ein Rantranen, ein Mensch von Ohne Grenzen. »Es ist eine lange Geschichte, Arvid«, gab sie ausweichend zurück. »Und wir haben nicht viel Zeit. Machen wir uns besser auf die Suche nach David und der Gruft.«
Nicht einmal Flechten wuchsen inmitten des Gerölls. Stein reihte sich an Stein, und nur die Stimme des Winde flüsterte darüber hinweg. Narda legte kurz den Kopf in den Nacken. Sie waren fast eine ganze Woche unterwegs gewesen, und noch immer zeigte sich kein Ende dieses Ödlandes. Sie betrachtete die strahlende Helligkeit des Himmels, und sie sah die dunklen Punkte der Raumschiffe des Falschen, die Blitze der Entropiekanonen, die hier vor langer Zeit alles Leben vernichtet hatten. Die Felsbrocken knirschten unter ihren Schritten, als sie den Hang hinaufkletterten. Sie ließ sich nur von ihrer Intuition leiten, suchte nach einer Transitschleife, die hier offenbar nicht existierte.
Und ohne Transitschleife konnte David keine Möglichkeit gehabt haben, hierher zu gelangen.
»Vielleicht befindet sich ein Tor im Innern der Gruft«, sagte Arvid. »Wie im Monument.«
»Ja, vielleicht.«
Sie drehte sich um. Der spinnenartige Wanderer war ein silberner Fleck im gräulichen Weiß der Felsen. Sie kletterte weiter. Auf dem Boden war nichts mehr von den magischen Zeichen zu erkennen, die die Aufzeichnungskuben ihnen gezeigt hatten – keine Symbole der Alten Worte, keine Bannfiguren, nichts.
»Hier ist ein Spalt!« rief Arvid.
Narda wandte sich in die entsprechende Richtung. Es war ein nur sehr schmaler Riß in der Felswand, halb verweht von Sand. Mit bloßen Händen schaufelten sie ihn frei, und Narda zwängte sich hinein. Dunkelheit empfing sie. Ihr Atem hallte hohl wider von den nahen Wänden.
»Kommst du voran?«
»Ja«, gab sie zurück. »Ich glaube, wir sind hier auf der richtigen Spür.«
»In Ordnung. Ich komme nach.«
Nach knapp zehn Metern wuchs der Spalt in die Breite, und sie gelangten in eine kleine Kaverne. Narda ließ den Lichtkegel ihres aus dem Wanderer stammenden Scheinwerfers über die Wände gleiten. Dünne, farbige Schatten zeigten sich dort, aber sie war nicht sicher, ob sie von magischen Symbolen stammten, die längst verblaßt waren. Der Boden hatte sich mit einer Patina aus Staub überzogen. Narda ging in die Knie und wischte das feine Pulver zur Seite. Auf der steinernen Fliese darunter zeigte sich das stilisierte Symbol eines Weltenbaumes. Sie sah Arvid triumphierend an.
»Wir haben sie gefunden«, sagte sie. »Dies hier ist die Gruft. Zumindest ein Teil davon.«
Arvid blickte sich schweigend um. Mineralienadern durchzogen die Wände und glühten schillernd auf, wenn das Licht der Scheinwerfer auf sie traf. Manchmal waren in kleinen Nischen schattenhafte und huschende Bewegungen zu erkennen: optische Täuschungen vielleicht nur, auf eine Übersensibilität der Augen zurückzuführen, möglicherweise aber auch Eidechsen oder andere Ödlandgeschöpfe, die hier ein neues Revier entdeckt hatten.
»Dort drüben«, sagte Narda.
Sie trat in den Korridor hinein, der sich an die kleine Kaverne anschloß. Der Lichtfinger des Scheinwerfers strich über Boden und Wände, ließ uralte Kreidezeichen aufblitzen. Arvid zögerte.
»Erinnerst du dich an die Abwehrwirkung dieser Symbole?« fragte er rauh.
Narda nickte. »Aber die Aufzeichnungskuben teilten uns auch mit, daß sie nur in einem gemeinsamen Verbund wirksam werden, Arvid. Ich glaube kaum, daß uns von den übriggebliebenen Zeichen Gefahr droht.« Sie schritt daran vorbei. Arvid hielt unwillkürlich den Atem an, aber es geschah nichts.
Bald darauf mündete der Gang in eine weite Halle. Narda blieb stehen. Arvid wäre beinah auf sie geprallt, so versunken war er in die Betrachtung der symbolischen Darstellungen. Manche sagten ihm gar nichts, andere weckten Assoziationen an das Leben in der Ruinenstadt. Es waren nur wenige Dunkelzeitperioden vergangen, seit er als Territorialherr über einen bestimmten Bezirk der Ruinenstadt geherrscht hatte, und doch schien es ihm, als sei das alles Teil einer fernen Vergangenheit.
»Das ist sie«, hauchte
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