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Die Terranauten TB 07 - Der schwarze Herrscher

Die Terranauten TB 07 - Der schwarze Herrscher

Titel: Die Terranauten TB 07 - Der schwarze Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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zu deuten.
    »Zehn«, sagte er nach einer Weile, als er auch die anderen Kabinen des Fahrzeugs untersucht hatte. »Mindestens. Eher mehr.«
    »Eine Nomadenbande?«
    »Sehr wahrscheinlich.« Er nickte. Narda preßte die Lippen aufeinander. »Aber ich begreife eins nicht …« Er vollführte eine hilflose Geste und kauerte sich auf dem Boden nieder. »Narda – der Überfall muß mindestens sechs Monate her sein …!«
    »Das ist unmöglich!«
    Er breitete die Arme aus. »Ich weiß.«
    Narda ließ sich ebenfalls nieder und zog die Überreste einer Decke heran. Der Sturm brachte Kälte, und der Wanderer konnte sie nicht mehr fernhalten. Sie zitterte, und Arvid nahm sie in die Arme. Sie ließ es willig mit sich geschehen. Vor ihrem inneren Auge zogen noch einmal die Bilder der Aufzeichnungskuben vorbei, und sie erinnerte sich auch an die Einzelheiten des Lenker berichts.
    »Arvid?«
    »Ja?«
    »Ich habe einen Verdacht, Arvid.« Sie zögerte. »Erinnerst du dich an die eine Transitschleife, an der wir während der Fahrt hierher vorbeikamen? Sie war genauso massiv verschlossen wie die im Monument nach dem Transfer Davids.«
    »Ich weiß.«
    Sie sah ihn an. Zwei Irrlichter schimmerten in ihren Augen. »Vielleicht ist es mit den anderen Toren ebenso. Vielleicht hat irgendein Faktor zu einer Netzdestabilisierung geführt. Der Lenker sprach von Temporalgassen, die an das Netz angekoppelt seien. Wenn sich die Struktur der Transferstraßen auflöst, dann bricht auch die Synchronisation der Temporalgassen in sich zusammen.«
    Er starrte sie groß an.
    »Das bedeutet, daß die Zeitabläufe durcheinandergeraten, Arvid. Es bedeutet, daß jede einzelne Region von Ohne Grenzen nun einen eigenen Zeitablauf hat, daß sich die verschiedenen Temporalzonen überlappen können.«
    Arvid nickte, obwohl er kaum ein Wort verstanden hatte.
    »Vielleicht ist es hier zu einer solchen Überlappung gekommen. Vielleicht irrst du dich tatsächlich nicht, und Nayala wurde wirklich vor sechs Monaten … entführt.«
    »Wir werden sie finden.« Arvid strich ihr über die Haare und fügte nach kurzem Zögern hinzu. »Und David ebenfalls.«
    Später in der Nacht, als draußen der Sturm allmählich abflaute, liebten sie sich.

IV
    Der Traum von der Macht ist so alt wie die Zeit selbst. Mein Traum jedoch ist ein anderer. Ich bin ein Weltenbauer. Ich bin ein Gott, denn ich erschaffe nach meinem Willen.
    Der Falsche
     
    Als Knabe zog mein Sohn des Morgens hinauf auf die Felder, als Greis kehrte er am Abend zurück. Ich verfluche dich, Leben, denn du nimmst, anstatt zu geben.
    Eine Rantranenmutter
     
    Im Innern des Netzes herrschte Chaos. Als David terGorden durch das Tor der Transitschleife trat, erfaßte ihn sofort ein Sog, der ihn davonwirbelte durch die Transferstraßen. Trübe Dunkelheit herrschte hier, und der Schlüssel, den er bei sich trug, war ein schimmerndes Juwel. David schrie, denn Schmerz durchflutete sein Fleisch. Als immaterielle Erinnerung seiner selbst raste er über die Bahnen zwischen den Toren, sauste über Knotenpunkte hinweg, über Kreuzungen, deren Wege zu weit entfernten Transitschleifen führten. Er schmeckte die Zeit der sich desynchronisierenden Temporalgassen. Er fühlte die massive Härte fest verschlossener Tore, und nicht einmal mit Hilfe des Schlüssels war er in der Lage, die Sperrwände zu durchdringen. Er prallte ab und wirbelte weiter, immer weiter. Er lauschte den verwehenden Stimmen anderer Netzreisenden, betrachtete mit stummem und gelähmtem Interesse ihre sich auflösenden Ichsphären. Er glitt an Fallen vorbei, die der Schwarze Fürst hatte errichten lassen und deren Struktur nun brüchig und spröde geworden war. Er hielt die eigene Egofixierung aufrecht, um nicht ebenfalls zugrunde zu gehen in der sich weiter ausbreitenden Unordnung. Ei suchte nach einem Ausweg, nach einer Gleitspur, deren Struktur noch fest genug war, um sich ihr anvertrauen zu können. Und er fand ein Licht im sich intensivierenden Dunkel des Netzes.
    Als der Retransfer erfolgte, wußte David, daß er nicht an seinem anvisierten Zielort angelangt war.
     
    Stille herrschte in dem Haus. Aus den Mikrodüsen in der Decke tropften Wärme und Duft heran. Davids Hand schloß sich um die hundertste Malachitträne. Hitze pulsierte in ihrem Innern und umschmeichelte seine Finger. Er verstaute den Schlüssel in einer Tasche seines Umhangs, erhob sich und sah sich um.
    Wände und Boden des Saals waren mit verschiedenfarbenen Fliesen bedeckt, die zusammen

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