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Die Terranauten TB 08 - Die graue Spur

Die Terranauten TB 08 - Die graue Spur

Titel: Die Terranauten TB 08 - Die graue Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Quint
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informieren sollte; das Versteck der Organsegler-Flotte – die Kohlenstoffwolke – lag nur ein knappes Lichtjahr von Chan de Nouilles Basis entfernt. Llewellyns großes PSI-Potential und die Drachen-Hexen, die als Verstärker fungierten, garantierten den Empfang dieser Sendung. Der Plan klang gut.
    Er schien durchführbar – wenn man verdrängte, daß über die Situation auf Ardas Welt so gut wie nichts bekannt war. Auch das lamellierte Gehirn des grauen Mannes hatte das Dunkel nicht lichten können. Vielleicht, weil gerade jene Erinnerungsmoleküle beim Auftauen und Abtasten seines Gehirns zerstört worden waren. Vielleicht, weil der Computer von Ultima Thule die falschen elektrischen Fragen gestellt hatte. Oder Zarr hatte so selten Ardas Welt betreten, daß die Erinnerungen an jene Momente in der Masse der Milliarden proteinkodierten Informationen untergegangen waren.
    Ganz gleich, welche Erklärung zutraf, als wir uns auf den Weg zum Pulsar und zur Raum-Zeit-Pforte machten, wußten wir nichts von den elektromagnetischen Netzen der Diirn, von den Männern, die zu Frauen werden sollten und statt dessen den Krebstod starben, nichts von den Schlachtfeldern, über denen die diirnschen Luftinseln schwebten, und nichts von Mandorlas geheimsten Gedanken, die sie tief in ihrem arktischen Herzen aufbewahrte.
    Ein Grauer bleibt grau, auch wenn er ergraut.
    Man sollte diese Wahrheit im Auge behalten, wenn man mit einer ehemaligen Queen zu einem Einsatz aufbricht, der das Ende der Grauen Garden zum Ziel hat.

V
    Die Zeit bis zum ersten Transit verbrachte ich allein in meiner Kabine, lauschte in mich hinein, horchte auf ein Anzeichen des hypnotischen Blocks, den mir die Treiber implantiert hatten und der verhindern sollte, daß ich freiwillig oder unter dem Zwang eines Psycho-Verhörs unsere Mission an die Grauen verriet.
    Jeder Treiber an Bord der SIMON BOLIVAR trug einen derartigen Block in den Verliesen seines Unterbewußtseins; nur Mandorla war von dieser Maßnahme ausgeschlossen. Ihre Konditionierung verhinderte ohnehin, daß man ihr gegen ihren Willen Informationen entlockte.
    Ich hatte Crams Warnung nicht vergessen, mich vor den anderen Logenmitgliedern in acht zu nehmen, und unwillkürlich fuhr ich zusammen, als die Tür zur Seite glitt und eine Gestalt im Rahmen erschien.
    Es war Codette.
    Ich denke gern an diesen Augenblick zurück, unserer ersten Begegnung im rostigen Bauch der SIMON BOLIVAR, zwei oder drei Millionen Kilometer vom versteinerten Wald entfernt, der gleichgültig seine Pirouetten im Nichts beschrieb und in einem milden Goldton schimmerte. Neben der profanen Tatsache, daß sich zwei Menschen zum erstenmal Auge in Auge gegenüberstanden, besaß dieses Zusammentreffen auch eine mythische Qualität; die Schöne und die Bestie bei ihrem ersten Rendezvous im verwunschenen Schloß, um dessen Erker und Türme der Photonenwind pfiff.
    Dort die Schöne, Codette mit ihrem silbergrauen Haar, das neben der feenhaften Blässe ihrer Haut der einzige Hinweis auf den unersättlichen Hunger des Weltraum II war, zierlich an Gestalt und zart im mädchenhaften Gesicht, und mit funkelnden Augen, die sogar einem Denkmal aus Stein den Kopf verdrehen konnten. Sie war keine Schönheit von der Art, wie man sie in den Telemagazinen oder auf den Partys der Manags bewundern konnte; ihre Schönheit entstammte der Natürlichkeit und der Frische, mit der sie sich bewegte, der kindlichen Freude am Leben, die sie auf ihre Mitmenschen übertragen konnte, und der Arglosigkeit und Offenherzigkeit ihres Charakters. Wenn man sie sah, verfiel man ihrem naiven Charme, der gleichzeitig jeden Gedanken an lusterfüllte Stunden zu zweit, an begehrliche Blicke und verschwitzte Bettlaken ausschloß. Sie war wie ein Kind, das man mit Zärtlichkeit betrachtete und das in seiner Unschuld nichts von den dunklen, herzlosen Dingen ahnte, die es auf der Welt gab.
    Ich aber war die Bestie, und ich kannte die Schattenseiten des Lebens. Ich wußte, wozu die Menschen fähig waren und daß selbst die Menschen harmlos waren gegen das, was das Leben für jene bereithielt, die ihre Schritte in die falsche Richtung lenkten.
    Als ich Codette traf, hatte sie bereits die finsterste aller Gassen betreten, und ich konnte nur zusehen, wie sie weiterging und schließlich in den Schatten verschwand.
    Manchmal kommt mir der Gedanke, daß sie nicht wirklich tot ist. Der Weltraum II hat sie Stück für Stück zu sich geholt, gewiß, aber er hat auch schon andere Treiber

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