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Die Terranauten TB 08 - Die graue Spur

Die Terranauten TB 08 - Die graue Spur

Titel: Die Terranauten TB 08 - Die graue Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Quint
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Sie ist eine Närrin.«
    »Und Sie«, fauchte ich verärgert, »haben soviel Gefühle wie ein Stück Holz.«
    Mandorla blieb unbeeindruckt. »Natürlich. Ich bin eine Graue.«
    »So?« Ich sah sie scharf an. »Ich dachte. Ihre Konditionierung wäre neutralisiert worden. Durch diesen David terGorden.«
    Cram trat auf uns zu und beendete unseren aufkeimenden Disput. Seit unserer letzten Begegnung schien der Logenmeister gealtert zu sein. Der kupferne Teint besaß einen Stich ins Graue, und seine Schultern hingen nach unten. Selbst sein Gesichtsausdruck wirkte noch um eine Spur mürrischer.
    Erst im nachhinein erfuhr ich zufällig, daß es während des komplizierten Flugmanövers durch die Schneise im versteinerten Wald zu einer heftigen Auseinandersetzung zwischen Cram und seiner Loge gekommen war. Einige der Treiber hatten gefordert, mich kurzerhand auf der Basis abzusetzen und ohne mich die Mission durchzurühren.
    Auch jetzt noch herrschte eine körperlich spürbare Spannung auf der Logenplattform, und die finsteren Blicke, die mir mehrere Treiber zuwarfen, erinnerten mich wieder an Crams mahnende Worte. Aber noch immer hielt mich Codettes Zauber gefangen.
    »Wir tauchen in wenigen Minuten in den Weltraum II ein«, knurrte der Logenmeister. »Der Kontratransitpunkt liegt fünfzig Millionen Kilometer von dem Pulsar entfernt. Wir müssen damit rechnen, in der Nähe der Ulema auf Schiffe der Garden zu stoßen. Begeben Sie sich auf Ihre Plätze und überlassen Sie alles Weitere uns.«
    Ich atmete tief durch.
    Endlich ging es los. Ich war fast erleichtert. Das stundenlange Warten hatte an meinen Nerven gezerrt, und obwohl es ein Flug ins Ungewisse werden würde, war dies noch immer besser als die erzwungene Untätigkeit.
    Die Logenplattform lag im oberen Drittel der Bugkugel. Sie durchmaß etwa dreißig Meter. Wie ein Dom wölbte sich über mir die transparente Schiffszelle. Der Weltraum mit seinem schwarzen Grund und dem Gefunkel der Fixsterne war greifbar nah. Am Scheitelpunkt der Kuppel war ein drehbarer, großflächiger Monitor befestigt. Im Moment zeigte er eine Computersimulation des versteinerten Waldes, der für das bloße Auge schon längst unsichtbar geworden war. Die Position der SIMON BOLIVAR wurde durch einen roten Kreis dargestellt. Nach den eingeblendeten Daten zu urteilen, hatten wir inzwischen eine Strecke von drei Millionen Kilometern zwischen uns und dem kosmischen Friedhof der Urbäume gebracht.
    Im Mittelpunkt der Logenplattform erhob sich der konische Ausläufer des Protopdorns. In vier Metern Höhe trug er eine Metallschale, über deren Rand goldenes Licht fiel. Es erinnerte mich an den Goldschimmer der Baumblüten. Die Schale, so wußte ich, enthielt eine nährstoffreiche Spezialflüssigkeit, in der die Mistel schwamm.
    Von ihr ging dieses goldene Licht aus.
    Die sechs Treiber und der Logenmeister ließen sich in bequemen Schalensesseln nieder, vor denen Computerterminals standen. Über die Terminals besaß die Besatzung direkten Zugriff zum Bordrechner.
    Ein wenig abseits hatten sich aus dem Boden zwei zusätzliche Sessel geschoben. Auf ihnen lagen leichte Raumanzüge bereit; Monturen, wie sie jetzt auch die Treiber trugen. Mandorla und ich legten sie schweigend an, setzten uns und schlossen die Sicherheitsgurte. Die hohe Rückenlehne des Sessels reichte bis zu meinem bloßen Nacken.
    Ich fröstelte leicht, als ich daran dachte, daß mir der Sessel unmittelbar vor dem Transit ein fotosensitives Barbiturat in den Nacken injizieren würde.
    Nur Treiber konnten bewußt den Flug durch den Weltraum II ertragen. Normale Menschen liefen Gefahr, in dem fremden Kosmos den Verstand oder gar das Leben zu verlieren, wenn sie sich nicht einfrieren ließen oder dämpfende Mittel zu sich nahmen. Die zeitraubenden Vorbereitungen, die für den Kälteschlaf erforderlich waren, ließen ihn nur für längere Reisen praktikabel erscheinen. Bei kürzeren Flügen durch den Weltraum II bediente man sich der fotosensitiven Barbiturate, die um die Jahrhundertwende entwickelt worden waren. Sie blockierten die Transmittermoleküle, jene Botenstoffe, die Informationen von Synapse zu Synapse des menschlichen Gehirns transportierten. Unter dem Einfluß des Psychopharmakas nahm man die Umwelt nicht mehr wahr. Die Zeit schien stillzustehen, der Flug nur einen winzigen Moment zu dauern, und wenn nach Ende des Transits die Beleuchtung wieder aufflammte, sorgten die Lichtreize dafür, daß das Mittel in unschädliche Elemente

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