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Die Terranauten TB 08 - Die graue Spur

Die Terranauten TB 08 - Die graue Spur

Titel: Die Terranauten TB 08 - Die graue Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Quint
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also nahm ich an diesem selbstmörderischen Unternehmen teil?
    Vielleicht, weil ich zu lange schon Lence Zatyr gewesen war und meine Vergangenheit als Horaz Gallygool mit anderen Augen sah, mit verschreckten, traurigen Augen. Es war kein gutes Gefühl, sein einstiges Selbst auf diese Weise zu sehen. Und ich wollte nicht eines Tages auch Lence Zatyr mit derartigen Augen betrachten müssen.
    Aber es hatte keinen Zweck, Cram davon zu erzählen. Cram hatte das Leben schon zu weit hinter sich gelassen, um noch die Beweggründe der Lebenden verstehen zu können. Dun genügte es, Kommandant eines Totenschiffes zu sein. Es bestätigte ihm die Sinnlosigkeit des Daseins, die er sich so beharrlich einredete, und bis zum bitteren Ende hielt er an dieser Überzeugung fest.
    Wie konnte ich ihn mit meinen schwachen Worten erreichen, wenn ihn selbst die Wunder unberührt ließen, denen wir auf unserem Weg begegneten?
    So sagte ich nur, als sich das Schweigen in unbehagliche Spannung verwandelte: »Sprechen wir über den Plan, Logenmeister.«
    Wir taten es.
    Der Plan war weit weniger selbstlos, als es Farrell angedeutet hatte.
    Natürlich ging es auch um das Mutagen 936, das offenbar außer Kontrolle geriet und die Grauen dahinraffte. Aber weit mehr ging es um die Sicherheit der Terranauten, der Erde und der Bio-Welten.
    Nach den Geschehnissen um den Grünen Phönix, der versucht hatte, die Bio- und die Techno-Welten gegeneinander aufzuhetzen und in einen selbstmörderischen Krieg zu verwickeln, waren die Spannungen zwischen den beiden unterschiedlichen Gesellschaftsformen keineswegs beigelegt worden.
    Zu kraß waren die Gegensätze, zu groß das gegenseitige Mißtrauen, zu belastend das Erbe der Vergangenheit.
    Auf der einen Seite standen die technisch orientierten Welten des zerfallenden Sternenreiches. Sie hatten die alte Technologie, die alten sozialen Strukturen, das alte Bewußtsein beibehalten. Zumeist wurden sie beherrscht von den Überresten der multistellaren Konzerne und ihren planetaren Filialen. In den Jahren vor Valdecs Putsch, seinem anschließenden Sturz und dem von den Terranauten initiierten Öko-Schock hatten zahlreiche Manags die Zeichen der Zeit erkannt und sich zu den Kolonien abgesetzt. Durch geschicktes Taktieren, eine einfallsreiche Propaganda und brutalen Terror war es ihnen gelungen, ihre Macht zu festigen. Wo sie nicht selbst offen regierten, bedienten sie sich abhängiger Humo-Regierungen. Der permanente Notstand, den die Versorgungskrisen auslösten, und die Furcht der absichtlich in Unwissenheit gehaltenen Kolonisten vor einer Invasion der Kosmischen Sporen zementierte die Herrschaft der Manags und Humo-Diktatoren.
    Aber auch viele jener Welten, auf denen die planetaren Befreiungsbewegungen allein oder mit Hilfe der Terranauten das Joch des Konzern-Faschismus abgeschüttelt hatten und die sich zur Demokratie bekannten, standen den Bio-Welten mißtrauisch gegenüber. Hinzu kam das Erstarken nationalplanetarer Bewegungen; nach der jahrhundertelangen Abhängigkeit von der Erde und der unter großen Opfern errungenen Selbständigkeit reagierten die Humos empfindlich auf jede tatsächliche oder vermeintliche Beeinträchtigung ihrer Souveränität durch die Terranauten. Sie wollten ihren eigenen Weg gehen und waren nicht bereit, auf die herkömmliche Technik zugunsten einer Bio-Technoiogie zu verzichten, die nur durch einen Eingriff von außen in das genetische Programm der jeweiligen planetaren Florasysteme entstehen konnte.
    Die Erde und die Bio-Welten, die den Öko-Schock der Kosmischen Sporen bereits hinter sich hatten, fühlten sich den Technos weit überlegen. Ihre Gesellschaften waren basisdemokratisch orientiert, selbstgenügsam, bestrebt, in Harmonie mit ihrer natürlichen Umwelt zu leben. Die Möglichkeit der direkten, mentalen Kommunikation mit der veränderten Flora hatte zu einem raschen, endgültigen Ende des Maschinenzeitalters geführt. Bewegliche Pflanzen, flugfähige Riesensporen und große Blütenblätter, die an Seerosen erinnerten, hielten den Verkehr zu Lande, zu Wasser und in der Luft aufrecht. Wohnbäume aus formbarer Zellulose, die mit ihren menschlichen Bewohnern in Symbiose lebten, ersetzten die herkömmlichen Häuser und Städte und produzierten auf Wunsch sämtliche Dinge des täglichen Bedarfs. Biopsi-Netze aus haarfeinen Wurzelgebilden, die ganze Kontinente umspannten, waren an die Stelle der herkömmlichen elektronischen Telekommunikationssysteme getreten. Da sie für jeden

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