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Die Terranauten TB 08 - Die graue Spur

Die Terranauten TB 08 - Die graue Spur

Titel: Die Terranauten TB 08 - Die graue Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Quint
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er mich an. Sogar Crams Blicke, in denen sonst nur Hoffnungslosigkeit lag, drückten Schrecken aus.
    Mandorla berührte meinen Arm. Ich sah sie an, irritiert von der Schwäche, die sich meiner bemächtigt hatte, und sie murmelte: »Sie haben den Transit bewußt erlebt.«
    Verwirrt blinzelte ich.
    Woher wußte das die ehemalige Queen? Erinnerte sie sich etwa an unser kurzes Gespräch, an die Antworten, die mir ihr luzides Selbst gegeben hatte?
    Der Schwarzäugige – Quarran – fluchte.
    Cram verließ seinen Sessel und war mit zwei, drei raschen Schritten bei dem Treiber. Er packte ihn an den Schultern.
    »Ich habe dir etwas gesagt, Quarran«, zischte Cram. »Ich werde so etwas nicht noch einmal dulden. Du weißt, daß eine Loge genügend Mittel besitzt, derartige Vergehen zu bestrafen. Haben wir uns verstanden, Quarran?«
    Der Treiber schluckte.
    Es waren nicht die Worte, die ihn so beeindruckten; es war der Klang von Crams Stimme. Sie war schneidend, entschlossen, voll tödlicher Drohung.
    »Er hat Lyar auf dem Gewissen«, preßte Quarran hervor. »Dieser Hund hat ihr …« Er verstummte unter Crams brennenden Blicken. Langsam senkte er den Kopf und murmelte: »Es ist gut. Es wird nicht wieder geschehen. Es tut mir leid.«
    Cram ließ ihn los. »Du solltest dich bei Zatyr entschuldigen, nicht bei mir«, knurrte er. »Und selbst damit ist es nicht getan. Wenn dieser Einsatz hinter uns liegt, wirst du dich vor einem Gericht der Terranauten verantworten müssen.«
    Quarrans Leichenblässe, die nichts mit Codettes feenhafter weißer Haut gemein hatte, sondern ungesund und fahl wirkte wie der Bauch eines toten Fisches, wich an den Wangen hektischen roten Flecken. Plötzliche Wut setzte das Kohlenschwarz seiner Augen in Brand.
    »Ich muß mich vor einem Gericht verantworten?« schnappte Quarran ungläubig. »Ausgerechnet ich, während dieser Bastard, der unseren Freunden die Seelen zerschnitten hat, ungeschoren davonkommt? Bei Myriam, du mußt den Verstand verloren haben, Cram, wenn du glaubst, ich würde mir das gefallen lassen!«
    »Ich habe dazu gesagt, was gesagt werden muß«, entgegnete der Logenmeister kalt. »Halte dich daran, oder du wirst es bereuen, Quarran.«
    Streit, dachte ich benommen. Unsere eigentliche Mission hat noch gar nicht richtig begonnen, und schon gibt es Streit.
    Ich sah zu Codette hinüber, die jetzt, nach dem Transit durch den Weltraum II, noch durchsichtiger und zarter wirkte. Die anderen Treiber hatte der psionische Flug kaum angestrengt, aber Codettes Augen waren schattenumflort, ihre Wangen eingefallen, und selbst die Lippen hatten an Farbe verloren.
    »Es ist gut«, sagte ich zu Cram. »Streiten wir uns nicht. Was geschehen ist, das ist geschehen und läßt sich nicht mehr ändern. Ich bin nicht nachtragend. Ich kann Quarran verstehen. Vielleicht hätte ich an seiner Stelle nicht anders gehandelt. Wenn er verspricht, mich in Zukunft in Ruhe zu lassen, sollten wir alle diesen Zwischenfall vergessen.«
    Crams Blicke wanderten zwischen mir und Quarran hin und her.
    »Vergessen?« wiederholte der Logenmeister. »Yggdrasil steh mir bei, er weiß es nicht. Hast du gehört, Quarran, er weiß es nicht. Also zeige es ihm! Los, steh auf und zeige es ihm!«
    Zögernd kam der Treiber der Aufforderung nach.
    Was soll das? dachte ich. Was hat das zu bedeuten? Und wie sie mich anstarren! Warum starren mich diese verdammten Treiber so an?
    Quarran kam auf mich zu. Langsam, schleppend, als fürchtete er, von mir angefallen zu werden. In der Hand hielt er einen Taschenspiegel. Schweigend hielt er mir den Spiegel vor das Gesicht. Ich fand nicht einmal die Kraft für einen Aufschrei, aber ich begriff nun, warum ich mich so erschöpft fühlte und warum mich die Treiber mit diesen entsetzten Blicken bedachten.
    Mein Haar, einst dunkel, war jetzt silbergrau. Falten hatten sich in meine Haut gegraben. Die Augen lagen tief in den Höhlen, die Wangenknochen traten scharf hervor.
    Ich war gealtert.
    Wieviel Jahre? fragte ich mich wie betäubt. Wieviel Jahre hat Horaz Gallygool mitgenommen, als er sich für mich opferte und den Hunger des Weltraum II stillte? Zwanzig Jahre? Dreißig Jahre? Oder noch mehr?
    Ich war dem fremden Kontinuum entkommen, doch Codettes Schicksal hätte mir eine Warnung sein sollen. Der Weltraum II dürstet zu sehr nach Leben, um sich mit einem geringen Preis zufriedenzugeben. Er nimmt, soviel er bekommen kann, und mehr, als man zu geben bereit ist. Seine unverhüllte Gier dient nur dazu,

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