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Die Terranauten TB 08 - Die graue Spur

Die Terranauten TB 08 - Die graue Spur

Titel: Die Terranauten TB 08 - Die graue Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Quint
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in Kürze in ihrem Feuer verglühen. Selbst die beste Loge benötigte eine gewisse Zeit, um den psionischen Gruppenorganismus zu bilden.
    Warum zögerte Cram noch?
    Sah er denn nicht ein, daß Harsans Versuche erfolglos waren?
    »Die Sonne!« schrie Quarran plötzlich. Sein bleiches Gesicht verzerrte sich zu einer angsterfüllten Grimasse. »Myriam, die Sonne bläht sich auf!«
    Unmöglich! durchfuhr es mich. Sie kann sich nicht aufblähen! Die Berechnungen … Die viertägige Inaktivitätsphase … Verdammt, kein Pulsar verhält sich antizyklisch!
    Aber Quarran hatte recht.
    Der glühende, wabernde Sonnenbau wurde von heftigen Eruptionen erschüttert. Protuberanzen leckten wie Flammenzungen in die Finsternis des nahen Raums. Warnend dröhnte ein tiefer Brummton durch das Schiff, als sich ein schwacher Protuberanzenausläufer im Prallschirm der SIMON BOLIVAR brach. Die kinetische Energie des Gasausbruchs wurde von dem Kraftfeld nur unvollkommen absorbiert; der Boden schwankte, ein Ächzen durchlief die Protopzelle. Auf den Terminals vor den Sitzen der Treiber glommen Dioden auf. Die handtellergroßen Monitore, die wie die Fenster eines Zwergenhauses die Plastikwandungen der Computerkonsolen durchbrachen, zeigten hektisches Zahlengeflimmer.
    Gleichzeitig schien uns der Pulsar entgegenzuspringen.
    Mir brach der Schweiß aus.
    Zwischen dem Urbaum und dem Pulsar mußte es eine wechselseitige Abhängigkeit geben. Harsan hatte sich geirrt. Nicht der Pulsationsrhythmus der Sonne bestimmte, wann die Ulema das Regenbogenfeld des Raum-Zeit-Stroboskops errichtete und eine vom Gesamtnetz unabhängige Weltraumstraße aufbaute; der Urbaum bediente sich des Pulsars als unerschöpfliche Energiequelle.
    Er bestimmte den Zyklus des Pulsars!
    Und Harsan hatte die Ulema veranlaßt, die Inaktivitätsphase der Sonne zu beenden, während wir uns in tödlicher Nähe des sich aufblähenden Feuerballs befanden.
    Wir werden sterben, dachte ich mit eigentümlicher Sachlichkeit. Wir werden verbrennen wie eine Motte in einem Hochofen. Es wird schnell gehen, und wir werden keine Schmerzen spüren.
    In immer schnellerer Folge wuchsen Protuberanzen empor.
    Gaslohen umwaberten das Prallfeld der SIMON BOLIVAR. Das Schiff bockte, und nur mein geschlossener Sicherheitsgurt verhinderte, daß ich aus meinem Sessel geschleudert wurde.
    Die beiden jungen, schwarzhaarigen Frauen, die noch immer neben Burke Harsan knieten, schienen merkwürdigerweise von den heftigen Erschütterungen nicht beeinflußt zu werden. Sie hatten ihre Haltung trotz des trunkenen Schlingerns nicht verändert.
    Waren die Sekunden soeben noch in rasender Eile vergangen, so dehnten sie sich nun unerträglich lang dahin. Ich hatte gehört, daß dieses Phänomen den Tod ankündete. Ich hatte gehört, daß das Gehirn im Angesicht des Sterbens zu einer subjektiven Zeitrechnung Zuflucht nahm, um auf das Leben zurückzuschauen und die guten wie die schlechten Momente gleichsam in einer Rückschau vor dem inneren Auge ablaufen zu lassen.
    Ich senkte den Kopf und wartete darauf, daß die Hitze die Protophülle des Schiffes schmelzen und uns zu Schlacke verbrennen würde, aber statt dessen verblaßte die unerträgliche Sonnenglut auf dem Monitor und machte bunten Schlieren Platz.
    Einem gigantischen Farbenring, der sich zwischen die SIMON BOLIVAR und den sich aufblähenden Pulsar legte, der uns den Blick auf die majestätische Silhouette des Urbaums verhüllte und in dessen Zentrum Schwärze klaffte. Der farbenprächtige Ring war in Sphären aufgeteilt – ganz außen war er rot, dann wurde er orange, dann gelb, grün, blau und schließlich violett. Dem Violett folgte der finstere, kreisrunde Fleck in der Mitte. Und wir rasten genau auf den schwarzen Fleck zu.
    Harsan und Gyla und Sharen Oth hatten es doch noch geschafft.
    Ihre PSI-Impulse hatten das betäubte Baumgehirn der Ulema gereizt und sie veranlaßt, die Raum-Zeit-Pforte zu öffnen. Wir stürzten hinein in das Regenbogenfeld, hinein in den zeit- und entfernungslosen Korridor der Weltraum Straße, an deren Ende die Kohlenstoffwolke wartete.
    Zehntausend Lichtjahre weiter.
    Dort, wo die Diirn lebten und mit ihren elektromagnetischen Netzen im Vakuum zwischen den Sternen fischten.
     
    Der Sturz durch eine Weltraumstraße ist nicht zu vergleichen mit einem Flug durch den Weltraum II.
    Gegen Ende unserer Reise mit dem Organsegler zum Friedhof der Ulema – vermutlich also dann, als die Terranauten davon ausgehen konnten, daß der mir

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