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Die Terranauten TB 09 - Das Schiff der Träume

Die Terranauten TB 09 - Das Schiff der Träume

Titel: Die Terranauten TB 09 - Das Schiff der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erno Fischer
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Augenblick bei den Gleitern das Feuer eröffnet wurde – um sie zu töten …

10
    Nichts geschah. Minutenlang. Keinerlei Feindseligkeiten, sondern anscheinend nur behutsames Abtasten.
    Wir haben uns gegeben wie die Barbaren, dachte Fermens bestürzt. Wir handelten in Notwehr – gegen die anderen Siedler, und die Siedler sind Menschen wie wir. Der Kangrah war uns zwar nicht freundlich gesonnen, aber er hat die Feindseligkeiten nicht eröffnet.
    Er tauschte einen Blick mit Bahrns, und die Gedanken des Monsters lagen vor ihm wie die offenen Seiten eines Buches.
    Bahrns teilte mit ihm die Bedenken: »Die Rasse Mensch!«
    Fermens schüttelte den Kopf, und seine Gedanken erwiderten: »Ja, Bahrns, aber unsere Rolle ist notwendig. Vielleicht haben die Kangrahs erkannt, wie abhängig die Siedler von ihrer Illusionsebene sind?«
    »Nur, die Kangrahs denken überhaupt nicht an die Möglichkeit einer Illusion!« wandte Bahrns ein.
    »Wer schon?«
    »Wie meinst du das?«
    »Jedes denkende Wesen lebt in einer eigenen Erlebnis- und Wahrnehmungswelt. Ein normaler Mensch bekommt nur einen winzigen Ausschnitt seine wahren Umgebung mit. Während er sich mit seinen alltäglichen Problemen herumschlägt, die er als äußerst wichtig empfindet, arbeitet jede Zelle seines Körpers für sich. Milliardenfaches Leben. Jede Zelle als besonderes Individuum, emsig bemüht, dem großen Zellverband, dem riesigen Staat mit Namen Menschen zu dienen. Ungezählte rote Blutkörperchen, mit der Ernährung der Zellen beauftragt. Jedes für sich wichtig. Weiße Blutkörperchen, mit der Verteidigung des Staates beschäftigt. Symbiotische Bakterien, andere Kleinstlebewesen. Vielleicht leben ALLE Lebewesen in einer eigenen Illusionswelt? Könnte eine Zelle irgendwo in der Hand denken, würde sie sich sehr wichtig vorkommen. Sie wüßte allerdings nichts von den Problemen des großen Verbandes. Es würde ihr so gehen wie dem Menschen als Summe von all diesem milliardenfachen Leben: Sie würde kaum ahnen, was da noch alles um sie herum vorging. Sie würde blind sein wie der Mensch in seiner Erlebniswelt, wenn er all diese stummen Vorgänge in seinem Körper übersieht. Wenn er die Milliarde Staubkörner ignoriert, mit durchschnittlich fünftausend Kleinstlebewesen auf der Oberfläche, wie auf winzigen Planeten. Ja, wenn er übersieht, was sogar unterhalb der Wahrnehmungsebene der Kleinstlebewesen geschieht: Chemische Vorgänge, bis runter zu den atomaren Vorgängen. Für uns bleiben sie stumm und unsichtbar. Wir bleiben in unserer unglaublich eng begrenzten und vielleicht deshalb so engstirnigen Welt.
    Bahrns, die Kangrahs in einer Illusionsebene? Ich sage dir, daß jede Kreatur, egal wie geartet, in einer ganz privaten Illusion existiert. Das ganze Leben an sich ist eine Illusion. Alles, was dem Lebenden als wichtig erscheint, ist nur ein unbedeutender Bestandteil eines Gesamtablaufes. Selbst wenn dieses Universum zu existieren aufhört, wird es irgendwann ein neues Universum geben. Für Lebewesen außerhalb oder oberhalb der universalen Ordnung wäre es ohne große Bedeutung.«
    »Es gibt diese Lebewesen. Wir nennen sie Entitäten«, sagten die Gedanken von Bahrns. »Aber Fermens als Philosoph?« Bahrns wunderte sich. Das war nur zu verständlich. Er kannte Fermens lange genug, um sich über die Ungewöhnlichkeit dieser Situation im klaren zu sein.
    »Vielleicht war ich das schon immer, Bahrns, nur bin ich nicht aus mir herausgegangen?« Fermens lächelte verzerrt, während er die fünf Gleiter der Kangrahs beobachtete.
    In diesen Augenblicken überlegte er ernsthaft, ob es wirklich einen Sinn hatte, gegen dieses PSI-Feld anzukämpfen. Vielleicht schätzten sie ihre Rolle ganz falsch ein? Vielleicht waren sie schon so tief in das Feld verflochten, daß es auch für sie keine Rückkehr mehr gab? Wenn sie einen Störfaktor bildeten, dann wohl nur in ihrer eigenen Vorstellung, jederzeit zurückkehren zu können.
    Aber wie sollte das geschehen?
    Ihm rieselte es eiskalt über den Rücken.
    Selbst wenn es uns gelingt, wie sollen wir wissen, ob es nicht eine weitere Illusionsebene ist, parallel existent zur Ebene der Kangrahs, aber von der Realität mindestens genausoweit entfernt?
    Fermens schluckte schwer.
    Es muß uns gelingen, die Kangrahs zu überzeugen. Sie müssen die Wahrheit erkennen.
    Und dann?
     
    Einer der Kangrah-Gleiter öffnete sich und entließ eine Gestalt. Es war kein Kangrah, sondern ein halbdurchsichtiges, rochenförmiges Geschöpf. Es

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