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Die Terranauten TB 09 - Das Schiff der Träume

Die Terranauten TB 09 - Das Schiff der Träume

Titel: Die Terranauten TB 09 - Das Schiff der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erno Fischer
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Kräftegleichgewicht. Oh, das gab es in der menschlichen Geschichte oft. Und lebt nicht auch ihr davon? Das Kräftegleichgewicht, in dem jeder den anderen als wahrscheinlich gleichwertig ansieht, erzeugt den Zustand friedlicher Koexistenz – und falls diese bedroht wird, läßt sich verhandeln. Oder habt ihr das verlernt? Weil ihr ohnedies immer einer Meinung seid? Zugegeben, euer gesamtes Wissen ist in einem langen und sehr schwierigen Prozeß entstanden. Kangrahs haben daran gezweifelt, als es an der Zeit war, und als ihre Zweifel durch scheinbare Indizien der Wirklichkeit beseitigt waren, wurde alles mehr und mehr zum Dogma. Die Kangrahs irren nicht mehr. Sie wissen, was sie wissen – und handeln danach. Und unterbrechen andere, die es wagen zu widersprechen. Habt ihr nicht alle anderen Rassen in eurem Milchstraßensystem unterdrückt – ohne sie zu unterdrücken? Selbst das klingt widersprüchlich. Dabei ist es das gar nicht. Ihr Kangrahs wart halt einfach wissensmäßig überlegen. Deshalb mußten alle anderen zwangsläufig unrecht haben – und wurden schon gar nicht angehört. Das nennt man dann auch Unterdrückung, Freunde. Wenn die anderen etwas unternehmen wollten, um sich Gehör zu verschaffen … Wurde zwangsläufig von euch als aggressiver, kriegerischer Akt verstanden. Wo ihr doch so verdammt heilig und friedliebend seid. Wo ihr doch nur die Realität vertretet, die beinahe absolute Erkenntnis von Dingen. Doch jetzt zu uns, Roab. Gleichgewicht der Kräfte, nicht wahr? Status quo? Das ist ganz was Neues. Wir geben nicht nach – genausowenig wie ihr. Entweder Einigung oder Untergang. Vor einer Einigung müßt ihr allerdings erst noch zuhören. Daß ihr uns unterbrochen habt, beweist, daß ihr keineswegs nach allen Seiten offen seid. Wißt ihr, Realisten, die sich zu einem endgültigen Standpunkt durchgerungen haben, sind von diesem Zeitpunkt an keine Realisten mehr, sondern genau das Gegenteil: Fanatiker!«
    Roab antwortete nicht sofort.
    Dann: »Ihr wollt unsere Vernichtung – und damit die Vernichtung von allem Wissensgut.«
    »Wissensgut? Darüber streiten wir soeben. Vernichtung? Ja, im gewissen Sinne, Roab. Doch es ist nicht die Vernichtung von Leben, auch nicht die Vernichtung von materiellen Gutem. Es ist die Vernichtung von Übel, wie wir es empfinden. Dies geschieht entweder, indem man es ausmerzt oder indem es sich herausstellt, daß es nicht von Übel ist. Mit anderen Worten: Die Einigung muß erzielt werden. Dabei bleibt zunächst offen, wer am Ende recht behält. Oder ob wir beide umdenken müssen.«
    »Ich sehe, Menschen, wir haben eine Grundlage zur Verhandlung. Aber wir kennen noch nicht euer Daseinsbild.«
    »Wir haben eine gemeinsame Basis erarbeitet. Laßt sie uns festigen. Weißt du, Roab, das hat etwas mit dem Sinn des Lebens zu tun. Wir müssen erkennen, daß jede Lösung dem Wohl des Lebens dienen muß. Sinn des Lebens ist das Leben schlechthin – auf der Ebene des Wirklichen und nicht in der Vorstellungswelt von Ideologie und Fanatismus oder der als Wirklichkeit empfundenen Illusion.
    Aber das hatten wir schon, nur in anderer Form. Ich will damit sagen, daß wir dem Leben allein verpflichtet sind, mit dem Motiv, daß wir selber leben. Jedes denkende Wesen ist eine besondere Art von Leben – das sich selber erkennt, seinen Ursprung, sein Dasein, die Dinge des Universums. Wenigstens bemüht es sich darum. Mit unterschiedlichen Ergebnissen, wie wir beide wissen, nicht wahr, Roab? Sind denkende Wesen nicht das Bewußtsein des Universums, das sonst bewußtlos und sinnlos funktionieren würde? Erkennst du unsere Wichtigkeit – als Kangrahs, Menschen oder was weiß ich als was? Wir sind allesamt die Träger einer ungeheuer wichtigen Aufgabe, Roab. Da wir denken, denken wir für die Welt, für die Gesamtheit, das Universum. Ja, für alles, weil es sonst nichts gäbe, was die Funktion des Universums erkennt und sie beurteilt. Welch ein herrlicher Rausch – zu leben und zu erkennen, daß man lebt. Welch ein wunderbares Spiel der Natur, daß es dies ermöglicht: Bündel von Materie als Träger des Bewußtseins. Inseln der Erkenntnissuche – aufflackernd, wieder erlöschend, um neuen Platz zu machen. Einmal hier und einmal dort. Überall im Universum. Manchmal gleichzeitig, sich bekämpfend … Dabei sind wir alle Diener der einen Aufgabe. Roab, es klingt fanatisch. Vielleicht sind wir das auch – in unserer Art. Wir sind Terranauten. Wir berauschen uns an der Tatsache zu leben und

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