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Die Terranauten TB 11 - Spektrum-Jagd

Die Terranauten TB 11 - Spektrum-Jagd

Titel: Die Terranauten TB 11 - Spektrum-Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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Schöpfer, als Gott.
    Die transparente Wand vor ihm trübte sich, und aus den Schlieren wurde innerhalb weniger Augenblicke die holographische Darstellung eines Sonnenarchitekten. Der fragile Leib hockte in einem mechanischen Stützgerüst. Während der letzten Übertragung der Identitätsmatrix hatte sich die körperliche Deformation des Architekten weiter verstärkt: Der Kopf sah aus, als sei er von einem Hammerschlag getroffen worden; beide Augen waren zugewachsen, und an der einen Stirnseite zeigte sich das Ende einer elektronischen Sonde, deren Spitze offenbar direkt mit dem Sehnerv verbunden war.
    »Die Vorbereitungen sind abgeschlossen«, sagte der Sonnenarchitekt. »Der eingefangene Stern ist von den Schleppern und Traktoren an den von Ihnen angegebenen Koordinatenpunkt dirigiert worden.«
    »Sehr gut«, erwiderte Chagar. »Dann können wir also beginnen.«
    Er unterbrach die Verbindung, schloß die Augen und wartete, bis sich die Haube ganz auf ihn herabgesenkt hatte. Ein Servoarm wuchs aus dem Sessel hervor und bohrt winzige metallene Hohldorne in seine Hüfte. Unmittelbar darauf begannen die Medanalyser mit ihrer Überwachungstätigkeit.
    Der Sternenfänger sah ein imaginäres Bild, das jetzt die einzig existierende Wirklichkeit für ihn darstellte: ein komplexes Muster aus schillernden Energiebahnen, aus den Aktivitäten der AEEs und Schlepper, aus der Wirkungsweise der Stellarabzapfer und Relaisstationen. Der Computer blendete ein Datengitter ein, und in diesem Gitter befand sich genau eine Lücke – der Koordinatenpunkt, den der nun in die Sphäre einzurügende Stern einnehmen sollte. Chagar spürte, wie sich andere Sonnenarchitekten in das Verbundnetz einschalteten, und er nahm auch die mentalen Echos der Neurekrutierten wahr. Dies war ihr erster Test, und er hoffte, daß sie ihn bestanden. Er steckte seine psychischen Arme aus und übernahm gemeinsam mit den anderen Architekten die Kontrolle der Schlepper und Traktoren. Der riesige atomare Glutofen der eingefangenen Sonne kam wieder in Bewegung und schlug einen vorher genau festgelegten Kurs ein. Es durften auf keinen Fall bereits bestehende Gleichschaltungsverbindungen zwischen anderen Sternen gestört werden. Daraus mochte sich eine Instabilitätszone ergeben, die das ganze Gleichgewicht der Sonnensphäre in Gefahr bringen konnte. Je näher die Schlepper den anderen Sternen kamen, desto schwieriger wurde es. Bereitet die Absorptoren vor, wandte sich Chagar an die anderen Sonnenarchitekten. Die Pulsfrequenz ist bekannt. Es kommt jetzt darauf an, genau den richtigen Zeitpunkt abzupassen. Aber als dieser kritische Zeitpunkt immer näher rückte, fielen die ersten Architekten aus. Manche gaben plötzlich widersprüchliche Anweisungen an die Mechanismen, die den Transport des eingefangenen Sterns überwachten. Andere begannen zu träumen und den Sonnenwinden zu lauschen, die in unmittelbarer Nähe der Innenwände der Sphäre besonders stark ausgeprägt waren. Einige schalteten sich ganz aus der Verbindung aus, erlitten Kreislaufzusammenbrüche und psychische Überlastungen, die von den Analysern registriert und von den automatischen Hilfsgeräten behandelt wurden. Die Belastung, der der Sternenfänger ausgesetzt war, wuchs enorm. Am Rande seines Wahrnehmungsfeldes spürte er das beständige Raunen des Konnexkristalls, und die Stimme des Spektrums in ihm war ein Ruhepol, auf den er einen Teil seines Ichs konzentrierte. Chagar war stark, stärker als jemals zuvor. Aber die Sonnensphäre war inzwischen so komplex geworden, daß er die letzten Einfügungen unmöglich allein bewerkstelligen konnte. Es gab einfach zu viele Faktoren, die dabei berücksichtigt werden mußten.
    Zum Glück stellte sich heraus, daß die Rekrutierten – die ehemaligen Hibernanten an Bord der Estenban – die Talente waren, die sich Chagar erhofft hatte. Nicht ein einziger der tausend Männer und Frauen aus dem Paralleluniversum versagte; nicht ein einziger von ihnen erlitt einen mentalen Kollaps. Sie strengten sich an – und die Transplantate sorgten dafür, daß niemand von ihnen an Sabotage dachte. Sie gaben ihr Bestes, ganz so, wie man es von ihnen erwartete. Chagars Wut nahm zu, als immer mehr Sonnenarchitekten ausfielen. Aber er unterdrückte seinen Zorn, bis das Einfügen des Sterns beendet war. Dann betätigte er die Schaltung, die die Steuerhaube wieder von seinem Schädel löste, und noch bevor der Lenkverbund auseinanderbrach, konzentrierte er sich auf den

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