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Die Terranauten TB 11 - Spektrum-Jagd

Die Terranauten TB 11 - Spektrum-Jagd

Titel: Die Terranauten TB 11 - Spektrum-Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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Nadeln in den Leib stach und ihn zu betäuben begann. Der Wind hatte inzwischen ein wenig nachgelassen, und das erleichterte das Manövrieren mit den Seglern. Myriam hielt nach wie vor die Spitze und ging sehr elegant mit ihrem Gefährt um. Es folgten die beiden Muhadin – sie sahen aus wie Menschen, stammten aber nicht aus dem Paralleluniversum, aus dem Chagar PSI-Talente entführte, sondern von einem Planeten, dessen Zentralgestirn inzwischen zu einem integralen Bestandteil der Sonnensphäre geworden war –, und schließlich Raol und Ramiro. David bildete das Schlußlicht, und manchmal fiel es ihm schwer, die anderen nicht zu verlieren. Während des langen und stillen Dahingleitens durch das eintönige Weiß versuchte er mehrmals vergeblich, die tief in ihm flüsternde spektrale Stimme zu verstehen. Aber ohne den Konnexkristall war er nicht dazu in der Lage. Bei ihrer Konfrontation hatte der Sternenfänger triumphiert. Davids Hoffnung auf die bereitwillige Hilfe der Emigration war enttäuscht worden, und jetzt holte Chagar zum entscheidenden Schlag gegen den Widerstand im Innern der Sonnensphäre aus. Es war nicht besser geworden, sondern schlimmer.
    Als sie mehrere Stunden lang unterwegs gewesen waren und während dieser Zeit mindestens hundert Kilometer zurückgelegt hatten, verringerte Myriam die Geschwindigkeit und steuerte eine Eishöhle in der Flanke eines Gletschers an. Sie streifte das Gestell des Seglers ab, kroch mit entsicherter Ergschleuder in die Kaverne hinein und vergewisserte sich, daß es sich nicht um den Bau einer Schneewolffamilie handelte. Anschließend machten sie es sich im Innern der Höhle so bequem wie möglich.
    Damiro hatte daran gedacht, ein kleines und von einer Energiepatrone gespeistes Heizgerät mitzunehmen, und als sie vor dem Zugang zur Kaverne eine hohe Schneebarriere errichtet hatten, wurde es einigermaßen warm. Die beiden Muhadin Altac und Schira zogen sich in einen Winkel zurück und legten sich schlafen. David beobachtete, wie der junge Mann einen kleinen Beutel hervorholte und eine Prise von einem weißen Pulver einnahm.
    »Das ist der Blütenstaub einer Höllenorchidee«, flüsterte ihm Myriam zu.
    »Ab und zu nehmen sie etwas davon, um besser ›zueinanderzufinden‹, wie sie sich ausdrücken.« Sie schenkte ihm ein zaghaftes Lächeln, während sie es sich neben ihm bequem machte. Es war recht dunkel im Innern der Höhle, und das kirschrote Leuchten der Rippen des Heizgerätes überzog die Eiswände mit einer blutigen Patina. Altac und Schira flüsterten sich etwas zu, und David veränderte die Sensibilität seines Autotranskribierers. Er wollte die Zweisamkeit der mentalen Zwillinge nicht stören.
    »Sie sind vor Jahren eine Symbiose eingegangen«, fügte Myriam hinzu. »Um sich körperlich und geistig besser zu verstehen. Bei den Muhadin kommt so etwas oft vor.« Sie lachte leise. »Scheidung gibt es bei ihnen so gut wie gar nicht.«
    David spürte deutlich, daß sie nur seine Stimmung auflockern wollte. Sie hatte keinen rechten Erfolg damit. Raol und Damiro schliefen bereits. David konnte die vielen Narben im Gesicht Damiros erkennen. Myriam hatte ihm erzählt, daß es sich einmal auf Sechswelt befunden hatte und nur mit knapper Not der Lobotomie entgangen war, die verschleppte und aus dem Paralleluniversum stammende Treiber und Terranauten zu willfährigen Werkzeugen Chagars machten. Seit jener Zeit sprach er so gut wie gar nicht mehr. Düstere Bilder entstanden vor dem inneren Auge Davids. Er erinnerte sich an Zoe, an die von Lordoberst Max von Valdec geplante und auch teilweise durchgeführte Lobotomie der Treiber. Er konnte sich vorstellen, was Damiro durchgemacht hatte.
    Myriam schmiegte sich eng an ihn. »Schlaf jetzt ein wenig«, riet sie ihm.
    Aber er konnte nicht schlafen. Immer wieder ertönten hinter seiner Stirn die Worte der Emigrantin. Es ist die Schuld David terGordens!
    »Wie geht es jetzt weiter?« fragte er leise.
    Aber Myriam antwortete nicht. Ihre regelmäßigen Atemzüge verrieten, daß sie bereits eingeschlafen war. David blieb still neben ihr liegen.
    Manchmal vernahm er in der Ferne das dumpfe Grollen weiterer Explosionen. Fresco war zum Untergang verurteilt. Und wenn sie den Eisplaneten nicht innerhalb kürzester Zeit verließen, starben sie mit dieser Welt. Als David schließlich einschlief, heulten einige Kilometer entfernt hungrige Schneewölfe.

3
Die letzte Phase
    Der zentrale Kollektor im exakten mathematischen Zentrum der viele

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