Die Terranauten TB 11 - Spektrum-Jagd
erwiesen, aber meine direkten paranormalen Fähigkeiten waren wie im Falle Raols und Damiros nur schwach ausgebildet. Es gelang David noch einmal, den Motor anzuhalten. Ich kroch zurück, justierte dir Ergschleuder auf feinste Bündelung und zielte auf eins der Rotorblätter. Raol riß die Augen weit auf, und sein Mehrfachkinn zitterte und bebte. Der aus dem Lauf der Waffe hervorzuckende Strahl blendete mich, und ich kniff die Augen zusammen. Die sonnenheiße Energie fraß sich in Sekundenschnelle durch das Metall des Ventilatorflügels. Raol stöhnte, wenn sich ein Glutfunke durch das Material seines weiten Hemdes sengte. Ich richtete mich halb auf, stützte mich an der Wand ab und trat mit ganzer Kraft. Das Rotorblatt löste sich und fiel scheppernd zu Boden. Raol beeilte sich, rasch zu uns aufzuschließen, und David seufzte dankbar und gab die elektromagnetischen Spulen des Servomotors wieder frei.
Wir setzten unseren Weg fort und drangen dabei immer tiefer in die Struktur des Zentralmoduls ein. Wir wußten nicht, ob der sensible Pilot die Möglichkeit hatte, uns auch im labyrinthenen Innern der Klimaanlage aufzuspüren. Wenn es hier entsprechende Sensoren gab, war das bestimmt der Fall. Aber erst als wir den Ventilator schon weit hinter uns zurückgelassen hatten und sich der in die Tiefe führende Schacht wieder der Horizontalen zuneigte und in eine Verteilerkammer führte, wurden wir mit einigen halbautomatischen Servosystemen konfrontiert, denen offenbar die Wartung des Tunnel oblag. Sie waren mit Kreiselbohrern und kleinen Fräsen bewaffnet, und wie heißhungrige Raubtiere sausten sie uns auf wirbelnden Rädern entgegen. Ich zielte und feuerte, und der vorderste Roboter zerplatzte in einem krachenden Funkenregen. David betätigte seine Ergschleuder ebenfalls, und kurz darauf wurde es so heiß in dem Schacht, daß uns bald die Kleidung wie eine zweite Haut am Körper klebte. Der Schweigsame löste ein Gitter aus der Fassung, spähte in den Raum und bedeutete uns mit einem Wink, es sei alles in Ordnung. Ich war dankbar, der Treibhausatmosphäre des Schachtes zu entkommen. Die Servomechanismen stellten keine eigentliche Gefahr für uns dar, aber sie hielten uns auf, und das war offenbar genau der Zweck, den sie auch erfüllen sollten. Wir befanden uns in einem matt erleuchteten Lagerraum, und auf dem daran angrenzenden Korridor vernahmen wir die rasch näher kommenden Schritte von alarmierten Soldaten. David war mit einigen raschen Schritten an der Tür, warf sie ins Schloß und feuerte kurz auf die elektronische Verriegelung.
»Das müßte sie eine Zeitlang aufhalten«, sagte er und sah sich rasch um. Am gegenüberliegenden Ende der Kammer befand sich ein kleineres Schott. Der Schweigsame beschäftigte sich bereits mit dem Öffner, und kurz darauf schwang es auf und gab den Weg frei in eine dunkle Beförderungsröhre. Das Licht der Leuchtkugeln über uns spiegelte sich auf zwei elektromagnetischen Geleisen. Wir hasteten hinein, und als ich zurücksah, hatten sich auf der anderen Tür bereits gelbe und orangefarbene Hitzeflecken gebildet. In einem verborgenen Lautsprecher knackte es, und die knarrende Stimme eines Luben ertönte:
»Ergeben Sie sich. Sie haben keine Möglichkeit, den Sucher wieder zu verlassen. Früher oder später stellen wir Sie. Ergeben Sie sich …«
»Wir haben auch gar nicht die Absicht, aus dem Zentralmodul zu verschwinden«, knurrte David. Er folgte dem Verlauf der Geleise, und ich hielt mich dicht hinter ihm. Altac schloß die Schleuse rasch und sorgte mit einem Schuß aus seiner Ergschleuder dafür, daß es sich ebenfalls nicht mehr so einfach öffnen ließ. »Hast du eine Ahnung, wo wir jetzt sind?« fragte mich David.
Ich zuckte unsicher mit den Schultern. »In der Lagersektion. Wir müßten eigentlich dem unmittelbaren Wartungsbereich recht nahe sein. Ich bin schon einmal an Bord eines Suchers gewesen, aber infolge des modularen Aufbaus gibt es erhebliche Unterschiede. Wenn ich mich nicht täusche, dürfte sich eine der Nebenzentralen ein Deck tiefer befinden.«
Nach einigen Dutzend Metern stießen wir auf eine Nische, und dort führte eine schmale Treppe in die Tiefe. Wir zögerten nicht und eilten die Stufen hinab. Unten herrschte nur ein halbdunkles Zwielicht, aber daran waren unsere Augen inzwischen schon gewöhnt. Wir blieben stehen und horchten.
»Nichts«, murmelte Altac. Schira schmiegte sich an ihn und sah sich immer wieder um. Die junge Muhadin zeigte keine Furcht.
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