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Die Terranauten TB 12 - Der weisse Stern

Die Terranauten TB 12 - Der weisse Stern

Titel: Die Terranauten TB 12 - Der weisse Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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zu sehen. Aber vor seinem inneren Auge zeichnete sich das Bild einer sich rasch ausdehnenden Zone der Entropiebeschleunigung ab. Die Krise war da. Rund vier Jahre lang hatten die Kosmischen Sporen die Kaiserkraft-Konglomerate abgeschirmt. In dieser Zeit aber war es zu neuen Instabilitätserscheinungen gekommen, und jetzt reagierten die Sporen überhaupt nicht mehr. Er wußte, daß derzeit andere Treiber und Multimittler versuchten, über die Steuerbäume der Raum-Zeit-Stroboskope, die Ulema, zu versuchen, neue Schwärme Kosmischer Sporen herbeizurufen. Aber bisher waren alle entsprechenden Bemühungen gescheitert. Es schien, als seien auch die restlichen noch funktionsfähigen Komponenten des IAES ausgefallen.
    »Verlassen Sie Ihren derzeitigen Posten«, ordnete Llewellyn 709 an. »Wir haben in der Hauptstadt eine starke psionische Emission angemessen. Eine mentale Verbindung konnte nicht hergestellt werden. Wir sind davon überzeugt, es geht dort etwas vor sich, was unser Interesse verdient. Von uns ist derzeit niemand abkömmlich. Sie verstehen. Ich übermittle Ihnen die Koordinaten …«
    Farrell schaltete den Aufzeichner ein, kletterte in die Pilotenkanzel und schloß die Luke. Die MHD-Generatoren begannen zu summen, und der Gleiter stieg auf. Farrell beschleunigte. Das Stahlprotop des Start- und Landefeldes huschte unter ihm hinweg. Menschen winkten. In ihren Gesichtern zeigten sich Furcht und Entsetzen. Die Angst vor dem Entropietod überwog die, die sie vor den Repräsentanten der Grünen Umgestaltung hegten. Große Transporter brachten Hunderte von Flüchtlingen aus der Hauptstadt zum Raumhafen. Dort warteten sie in der Kälte und hofften darauf, noch rechtzeitig genug an Bord eines der Evakuierungsschiffe zu gelangen. Treiber hatten sich zu Logen zusammengeschlossen und sandten beruhigende Mentalimpulse aus, um eine Panik zu verhindern. Reiche Technobürger Djingas – vielleicht die Konzernherren, die aus falschem Stolz die Grüne Föderation zu spät benachrichtigt und um Hilfe gebeten hatten – benutzten ihre eigenen Fahrzeuge, und ihre Sicherheitsbeamten drängten die anderen Flüchtlinge mit erbarmungsloser Härte beiseite.
    In den Thorium-Minen am Stadtrand brannte es. Die Protopbaracken der Arbeiter standen in Flammen. Die Generatoren waren infolge der Einwirkungen einiger Entroper explodiert, und die großen Schaufelräder der automatischen Schürfer rührten sich nicht mehr. Fette Rauchwolken schwebten langsam gen Himmel.
    Claude Farrell horchte in sich hinein. Jetzt spürte er die psionische Aura, von der Llewellyn gesprochen hatte, ebenfalls: ein donnerndes Rauschen am Rande seines mentalen Wahrnehmungsfeldes, die Brandung eines psychischen Ozeans. Er korrigierte den Kurs und raste über die ersten Gebäude hinweg. Es begann zu regnen. Erste dicke Tropfen klatschten gegen die transparente Pilotenkanzel und hinterließen sonderbare Streifenmuster. Farrell schaltete die externe Kommunikation ein. »Farrell ruft die Einsatzzentrale. Säureregen über der Hauptstadt. Der Bereich des Raumhafens dürfte in wenigen Minuten betroffen werden. Entsprechende Schutzmaßnahmen für die Flüchtlinge sind dringend erforderlich.«
    Er landete den Gleiter in unmittelbarer Nähe des angegebenen Koordinatenpunktes, schloß die Siegel seines Schutzanzugs und stieg aus.
    Es war dunkel geworden. Die letzte Nacht Djingas hatte begonnen. Die Konturen der Gebäude am Rande des Platzes ähnelten den Schatten von Riesen. Hier und dort glühte es düster – der Widerschein von Feuer. Die Tropfen des Säureregens fielen schneller und sammelten sich zu schillernden Lachen auf Beton und Protop an.
    Ganz in der Nähe wuchs der kristallene Kegel eines Entropers.
    Claude Farrell schaltete rasch den Sarymschirm ein. Zwar stellte er nur einen unzureichenden Schutz vor den entropiebeschleunigenden Emissionen eines Entropers dar, aber er reduziert die unmittelbare Gefahr eines physischen und psychischen Schocks. Nachdem er die Systeme des Gleiters auf externe Kontrolle umjustiert hatte, machte er sich auf den Weg. In einer Entfernung von einigen Dutzend Metern hob er den Zertrümmerer, richtete den Lauf auf den Entroper und betätigte den Auslöser. Der kristallene Kegel zerplatzte, als sei er von einem imaginären Fausthieb getroffen worden.
    Still und dunkel war es in der Stadt. Kein Licht schimmerte hinter den Fenstern. Die farbigen Laufbänder bewegten sich nicht mehr, und die verschiedenen Dienstleistungszentren hatten den

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