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Die Terranauten TB 12 - Der weisse Stern

Die Terranauten TB 12 - Der weisse Stern

Titel: Die Terranauten TB 12 - Der weisse Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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können, der aus den Maschenöffnungen eines breiten Gitters tropfte und wie mit tausend Armen und Fingern über den Boden kroch. Ein beißender Geruch machte sich breit. Einige der ganz vom stehenden Passagiere verdrehten die Augen, röchelten sterbend und sanken leblos zu Boden.
    »Sie wollen uns umbringen!« schrie jemand. »Die verdammten Kerle wollen uns alle umbringen!«
    »Zurück!« zischte David. »Bei Yggdrasil, wir müssen hier raus, irgendwie raus …«
    Myriam klammerte sich an ihm fest, als er sich umwandte und sich erneut durch das Gedränge schob. Das leise Fauchen des Giftgases verfolgte sie, und die ersten dunklen Ausläufer tasten bereits über ihre Stiefel. Die anderen Fahrgäste schienen erst nach und nach zu begreifen, was eigentlich vor sich ging. Manche machten sich ihre Lage zu spät klar und starben, noch bevor sie den Gang verlassen konnten. Die anderen flohen zurück in die Abteile und verriegelten die Türen.
    Myriam verspürte einige schmerzhafte Stöße in der Seite, und schnappte nach Luft. Ihre Lungen begannen zu brennen. David zog sie mit sich in ein Abteil hinein, und ein Mann, der fast ebenso breit war wie groß, warf die Schiebetür hinter ihnen mit einem Ruck ins Schloß.
    Ein Kind weinte leise.
    Myriam hielt sich irgendwo fest, und die farbigen Schlieren vor ihren Augen lösten sich nur langsam auf. Jenseits der Fenster glitt noch immer die stumme Schneelandschaft dahin, so als sei überhaupt nichts geschehen. Aber die Signalhörner der Lokomotive pfiffen und heulten.
    David riß die Vorhänge herunter. »Wir müssen die Tür abdichten!« stieß er hervor und machte sich sofort an die Arbeit. Einige der anderen Fahrgäste zogen sich die Jacken aus Tuch und Leder aus und halfen ihm dabei, den Stoff in die kleinen Ritzen und Fugen der Tür zu stopfen.
    Eine dickliche Frau hämmerte gegen das Fenster. Der Verschluß war mit einem festgeschweißten Bolzen versperrt.
    Draußen auf dem Gang lauerte der Tod.
    Er driftete langsam dahin, und seine faserigen Arme suchten nach weiteren Opfern. Diejenigen, die David geholfen hatten, wichen langsam von der Tür zurück, und ein älterer und in teure Pelze gekleideter Mann keifte:
    »Das können sie doch nicht mit uns machen! Vielleicht haben wir uns überhaupt nicht angesteckt.« Er blickte sich aus ängstlich funkelnden Augen um und suchte nach Zustimmung. »Ganz sicher nicht. Wir sind kerngesund. Wir alle. Sie können uns doch nicht alle töten, nur weil eine Frau die Krankheit hat.«
    Eine seltsame Stille folgte auf seine Worte, während David das Innere des Abteils untersuchte. Es gab keine Notbremse. Es gab keine Möglichkeit, von hier aus den Zug anzuhalten. Und das Fenster glich einer Barriere, durch die sie zwar in die Freiheit blicken konnten, die aber niemanden von ihnen passieren ließ.
    »Ich werde mich beschweren!« schrillte der ältere Mann entsetzt. »Ich bin der Hausadvokat Exekutor Jammins. Ich bin ein Mann von Einfluß. Die Zugbediensteten werden es noch bitter bereuen, wenn sie nicht sofort …« Er verschluckte die letzten Worte, als er begriff. Ein Toter konnte sich nicht beschweren.
    »Ich … ich rieche es schon«, keuchte die dickliche Frau. Ihr Gesicht verzog sich langsam, und ihre Augen wurden zu zwei irrlichternden Fackeln. »Bei allen Iunuteufeln – wir müssen hier raus!« Wieder hämmerte sie gegen das dicke Glas, und wieder zeigte sich nicht der geringste Riß in der Scheibe. Einige Männer unterstützten sie, aber selbst mit vereinten Kräften gelang es nicht, das Fenster aufzubrechen.
    Die Tür war immer noch nicht ganz dicht. Weißer, dunstiger Flaum kroch in das Abteil und breitet sich zunächst auf dem Boden aus. Die dickliche Frau hielt unwillkürlich die Luft an und sprang auf einen Sitz.
    Draußen auf dem Korridor fauchte und donnerte es, und wie aus weiter Ferne ertönten die Schreie der anderen Passagiere. Myriam und David schoben sich an die Tür heran und blickten hinaus. Das neblige Weiß füllte nun den ganzen Gang aus, und irgendwo in dem Dunst bewegten sich dick vermummte Gestalten. Ihre Gesichter waren hinter unförmigen Atemmasken verborgen, deren Filter aussahen wie fette Höcker. In den Armen trugen sie monströs wirkende Geräte mit langen Röhren, und sie sahen, wie aus einem der Trichter eine grelle Feuerzunge leckte. Holz und Glas zersplitterten. Menschen schrien und starben in der künstlich erzeugten Hitzehölle.
    »Bei allen Geistern Ultima Thules«, flüsterte Myriam. »Sie setzen

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