Die Terranauten TB 13 - Die Lebenswächter
PSI-Akademie von Ultima Thule.
Die Anemone reagierte lebhaft auf die Veränderung. Ihre parapsychisch ersichtliche Kirlian-Aura begann allmählich heller zu leuchten, als strotze sie immer mehr von Lebenskraft, während sie durch die psionische Beeinflussung in ihrer Speicherkapazität sozusagen über sich hinauswuchs.
Mit unendlicher Umsicht und Allmählichkeit – einer Einfühlsam- und Feinfühligkeit, wie nur PSI sie ermöglichte – dehnten die sechs Beteiligten das neutralpsionische Feld gleichmäßig aus, hielten gleichzeitig die Lebenswächter im Bereich des Raumhafens unter parapsychischer Beobachtung. Falls die Schmetterlinge das Entstehen des Felds bemerkten, brachten sie ihm keine Beachtung entgegen. Offenbar empfanden sie es nicht als Belästigung oder gar Bedrohung. Das war ein gutes Zeichen; es gestattete die Fortsetzung des Experiments.
Das sphärische Neutralfeld erreichte eine Standardstunde nach der überaus sorgsamen und gewissenhaften Einleitung des Experiments ungefähr den Durchmesser einer mittelgroßen Stadt. Noch immer ließ sich kein negatives Verhalten der Lebenswächter auf das Phänomen feststellen. Von das an erachteten die sechs es als vertretbar, das Feld beschleunigt auszudehnen.
Oh-oh-oh, fing plötzlich im telepathischen Äther der Organsegler an zu jammern. Oh-oh-oh, mein kleiner Liebling, was tun sie dir an, ach-ach-ach … Das ist nichts für dich, mein winzigkleiner Liebling, nein-nein-nein. Oh-oh-oh, wie wird es dir ergehen, mein kleiner Liebling, mein Winzling, ach-ach-ach, oh-oh-oh …
Wirst du wohl still sein! schalt Llewellyn das lebende Riesenrochen-Raumschiff. Ich verbiete dir jede Störung.
Ja-ja-ja, Meister Llewellyn, ja-ja-ja … Aber das ist so schlecht, so schlecht für meinen kleinen, winzigen Liebling, oh-oh-oh … Ach-ach-ach, ja-ja-ja … Danach jedoch verstummte Astletsats parapsychisches Greinen.
Mehr Zeit verging. Stunde um Stunde verstrich. Gespeist aus den PSI-Potentialen der sechs Psioniker, seinem energetischen Generator, schwoll das Neutralfeld an, wuchs und wuchs ungehindert, von den Schmetterlingen unbeachtet.
Doch es mußte noch etliche Stunden länger dauern, bis das Feld eine solche Größe erlangte, daß es ganz Technologos einschloß.
Johorgho Klamatz fand in dieser Nacht, obwohl er sich bis zur Grenze dessen, was sein vom Fett ohnehin arg belasteter Organismus verkraften konnte, mit Narkotika und Sedativen vollgepumpt hatte, keinen richtigen Schlaf. Wiederholt schrak er, durch Alpträume aus dem nicht im geringsten erholsamen Schlummer gescheucht, von der mit Stahlwolle gefüllten Matratze des Zinn-Prunkbetts hoch, jedesmal schweißgetränkt, das Herz gequält am Wummern.
Seine Träume waren voller Finsternis. Tintenschwarze Wolken durchwallten sie, pechschwarze Abgründe taten sich auf, Dunkelheit umgab ihn auf allen Seiten.
Er hielt diese Trauminhalte nicht einmal für verwunderlich. Seit kurzem folgte nur noch Schwarzer Tag auf Schwarzen Tag. Das Dunkel der Nacht schien nicht mehr zu weichen, seit es diese Schmetterlinge gab. Als sollten die Dunklen Jahre wiederkehren. Die Dunklen Jahre.
Nach dem x-ten Aufschrecken stieg Klamatz, zittrig und schweißgebadet, umständlich aus dem Prunkbett, warf sich eine geheizte Maschendraht-Robe aus Gold- und Silbergeflecht um die Schultern, schickte sich an, ziellos durch die Gemächer zu streifen.
Die Dunklen Jahre, dachte er. Die Dunklen Jahre. Kraftlos schlurften seine Füße über den Boden. Er konnte wirklich nicht mehr. Ich sollte ein anderes Clan-Mitglied Titan-Technikus werden lassen, überlegte er müde. Ich bin ausgepowert. Aber ein Zurück war undenkbar. So etwas müßte die Herrschaft des Clans schwächen, die Clan-Vollversammlung würde ihn für verrückt erklären und nach altem, im geheimen nach wie vor von vielen Clans gepflegtem Brauch, mit dem man sich unerwünscht gewordener Verwandter entledigte, im Blauen Meer versenken, wo es am tiefsten war, um den Hals den Steinernen Kragen.
Rastlos schlenderte er auf und ab, würdigte Claribella, seine Gattin und Halbschwester, die in ihrer Hälfte des Prunkbetts schlief, keines Blickes, mißachtete ihr gedämpftes Schnarchen.
Irgend etwas, erkannte er schließlich, ließ ihm keine Ruhe. Die Geschehnisse der letzten Tage genügten völlig, um jemandem die Ruhe zu rauben, und zu allem Überdruß hatte er nun auch noch den Ärger mit den beiden verschwörerischen Techno-Welt-Delegierten. Der boshafte Greis Fowler Bunghole lag im
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