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Die Terranauten TB 15 - Im 176. Jahr

Die Terranauten TB 15 - Im 176. Jahr

Titel: Die Terranauten TB 15 - Im 176. Jahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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Station.
    »Alles in Ordnung«, gab Hendrik zurück und schilderte, was sie gerade gefunden hatten. Eine brummende Antwort.
    »Wir registrieren hier eine weitere Zunahme der Intensität der Störstrahlung. Quelle ist noch immer das lokalisierte Gebiet.«
    »Es ist unmöglich«, seufzte Hendrik. »Es ist einfach unmöglich.«
    Giltan mußte unwillkürlich grinsen. Für Hendrik war alles unmöglich, was er nicht sofort erklären konnte. Für einen Wissenschaftler benahm er sich manchmal recht merkwürdig.
    »Gut«, sagte Giltan dann. »Wir machen jetzt weiter.«
    Er löste den Analyser wieder und hakte ihn an seinem Gürtel fest.
    Dann ließen Hendrik und er den automatischen Seismographen hinter sich.
    Bald ließ der Wind nach. Der Schnee ging nun langsam nieder, wie ein Vorhand aus sauberer, blütenweißer Seide. Die Wolkendecke über ihnen brach aus; ihr Sichtfeld erweiterte sich. Weiter im Süden war eine dünne graue Linie sichtbar: die Wand des Kraters, in dessen Innern sie sich befanden. Dieser Tiefenkrater im Südpolarkreis Haydraths war der größte des ganzen Planeten. Man hätte ihn für eine weite, sich bis in die Endlosigkeit erstreckende Ebene halten können. Ihre Untersuchungen hatten bestätigt, daß dieser Krater noch nicht sehr alt war, etwa einhundertsiebzig Jahre, vielleicht etwas mehr oder weniger. Offenbar war er im Gegensatz zu den meisten anderen Tiefentrichtern Haydraths tatsächlich durch den Einschlag eines riesigen Meteoriten entstanden. Damals mußte hier das Chaos geherrscht haben. Und es mußte zu der Zeit geschehen sein, als das erste Siedlerschiff diesen Planeten erreicht hatte. Die Mulcalin aber kannten keine Geschichte im üblichen Sinn. Aus ihren Überlieferungen war nichts über den Meteoriten zu entnehmen.
    Strahlung intensiviert sich weiter, glühten die Helmdioden.
    »Wir müßten jetzt schon ganz in der Nähe sein«, sagte Hendrik. Er sah sich immer wieder um, konnte jedoch nichts entdecken, von dem die Strahlung ausgehen mochte. Seit neun Stunden störte sie die Routinemessungen. Seit neun Stunden fragten sich die Wissenschaftler in der Station, warum ihre Geräte nicht mehr in der Weise funktionierten, die sie gewohnt waren.
    Langsam schritten sie weiter.
    Etwa zweihundert Meter voraus wuchs ein seltsames Gebilde aus dem Schnee.
    »Eine Kristallblume«, sagte Hendrik und blieb unwillkürlich stehen. Giltan schüttelte den Kopf.
    »Nein. Keine Blume. Betrachten Sie die Struktur. Hm.« Eine Säule aus emporgestrudeltem Wasser, das in der intensiven Kälte sofort gefroren war. Ja, damit konnte man das Bild vielleicht umschreiben. Sie stapften näher an das Gebilde heran.
    Strahlung nimmt rapide zu.
    »Aha.« Giltan konnte Hendriks Grinsen durch die Helmscheibe hindurch erkennen. »Da hätten wir also unseren kleinen Übeltäter.« Er löste einige Meßgeräte von seinem Gürtel und trat näher.
    Giltan fühlte sich plötzlich unbehaglich. Er sah sich mißtrauisch um. Manchmal tauchten sogar so weit im Süden noch Schneekatzen auf. Er überprüfte seine Waffe. Einsatzbereit. Volles Magazin. In Ordnung.
    »Habt ihr es gefunden?« ertönte die fragende Stimme des Forschungsleiters.
    »Ja«, gab Hendrik zurück. Er war nur noch wenige Meter von dem sonderbaren Gebilde entfernt. Giltan erhöhte die Empfindlichkeit des Außenmikros. Knistern. Wie von langsam, ganz langsam brechendem Holz. Gleichmäßig und beständig.
    »Es wächst«, sagte Hendrik. »Haben Sie gehört, Giltan? Dieses Zeug wächst. Die molekulare Struktur ist …« Noch einen Schritt näher.
    Etwas begann Giltan die Kehle zuzuschnüren.
    »Wir sollten …« Er keuchte.
    »Was ist mit Ihnen los?« Henrik lachte, streckte die Hand aus und berührte das Gebilde, von dem die Störstrahlung ausging.
    Er erstarrte im gleichen Augenblick.
    Fehlfunktion in Schutzanzug, meldeten die Helmsensoren Giltans. Energieabfall.
    Es wurde kalt. Giltan begann zu frösteln. Er justierte seine Meßgeräte, aber die Werte, die sie lieferten, waren widersprüchlich und wenig verläßlich.
    »Hendrik?«
    Keine Antwort.
    »He, was ist denn bei euch los? Meldet euch!«
    Giltan trat zur Seite, so daß er durch die Helmscheibe hindurch Hendriks Gesicht erkennen konnte.
    Es war das Gesicht eines alten Mannes, eines uralten Greises, weiß, kalkig, eingefallen, tot.
    Und das Kristallgebilde wuchs weiter. Beständig knisternd und die elektronischen Bestandteile seines Schutzanzugs beeinträchtigend.
    Giltan riß die Waffe hoch und feuerte.
    Es war

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