Die Terranauten TB 15 - Im 176. Jahr
Nortin.« Er stellte die anderen Mitglieder der Delegation vor. Diannes Blick verweilte nur kurz auf Ilania. Gut so.
Nortin griff in eine Tasche und holte einen Umschlag hervor. »Lassen Sie das elektronische Siegel bitte prüfen. Es ist Vorschrift, wie Sie sicher wissen?«
»Vorschrift?« Sie wirkte einen Atemzug lang unsicher.
»Ja. Ich bin offizieller Beauftragter des Konzils der Konzerne. In dem Umschlag befindet sich die Legitimation und eine Umreißung meines Auftrags.« Wenn die Eröffnung sie betroffen machte, so verstand sie es, dies gut zu verbergen.
»Um keine Zeit zu verlieren«, fuhr Mikkael Nortin ruhig fort, »kommen wir am besten sofort zur Sache. Es ist eine offizielle Beschwerde des Allwelten Stahl-Konsortiums an das Konzil ergangen. Eine Beschwerde über illegale Aktivitäten von V/O Kulturaimport hier auf Haydrath.«
Dianne DasMaren lächelte. »Oh«, machte sie und fügte dann gelassen hinzu: »Was für eine Beschwerde?«
»Laut Konzilsvereinbarung vom 12.3.2346 ist jeder einzelne dem Konzil angehörende Konzern zuständig nur für den ihm bestimmten Wirtschaftszweig. In Ihrem Fall bedeutet das: Auswertung von Fremdkulturen. Mehr nicht.«
Sie nickte. »Diese Vereinbarung ist mir wohlbekannt, auch wenn ich sie nicht selbst unterschrieben habe.«
Ironie, dachte Nortin. Nun gut. Um so besser.
»Die Beschwerde von ASK geht dahin, daß hier auf Haydrath von Ihrer Konzernniederlassung entgegen der genannten Konzilsvereinbarung Titanium und andere Rohstoffe abgebaut werden. Das aber ist nur ASK vorbehalten.«
»Ach so«, lachte Dianne DasMaren. Sie erhob sich, drehte sich um und wandte dabei für einen Augenblick ihr Gesicht ab, so daß Nortin ihre Züge nicht mehr erkennen konnte. Er machte sich eine gedankliche Notiz. Nun, für solche Fälle war Ilania zuständig.
»Es dürfte dem Konzil bekannt sein«, entgegnete Dianne und ließ sich auf dem Rand ihres wuchtigen Schreibtisches nieder, »daß ASK dem von mir vertretenen Konzern schon seit längerer Zeit den außerordentlichen wirtschaftlichen Erfolg neidet. Die Beschwerde ist natürlich Unsinn. Das Titanium auf Haydrath ist von uns unangetastet.« Sie überlegte. »Soweit ich weiß, beschäftigen sich zur Zeit einige Servis damit. Aber das fällt wohl nicht in Ihren Zuständigkeitsbereich.«
Sie ist gereizt, registrierte Nortin. Befremdlich. Dabei hat die Auseinandersetzung noch nicht einmal begonnen.
»Nein«, stimmte er zu. »Und da wir gerade von dem wirtschaftlichen Aufschwung sprechen, den V/O Kulturaimport derzeit erlebt … Die Beschwerde von ASK behauptet auch, die Abgaben an das Konzil lägen unter dem dafür bestimmten Maß.«
Sie lächelte verbindlich. Sie war schön. Wirklich schön. Eine starke erotische Ausstrahlung ging von dieser Frau aus. Nortin ignorierte sie.
»Dies«, sagte Dianne, »ist natürlich ebenso unsinnig.«
»Nun«, sagte Nortin und erhob sich wieder. »Ich bin hier, um diesen Sachverhalt zu untersuchen. Meine Mitarbeiter …«, eine knappe Geste in die Runde, »werden sofort mit der Untersuchung beginnen.«
»Untersuchung?« Wieder Unruhe und ein Hauch von Unsicherheit.
»Ja. Sie finden nähere Erläuterungen bei meiner Legitimation. Es geht im besonderen um eine Analyse der Daten in ihren elektronischen Speicheranlagen. Sie sind doch sicher damit einverstanden?«
Sie zögerte einen Augenblick zu lange. »Natürlich, Konzilsbeauftragter. Kulturaimport hat nichts zu verbergen.«
»Davon bin ich überzeugt. Aber die Pflicht, Sie verstehen?« Er wandte sich um. An der Tür warf er Dianne DasMaren noch einen Blick zu. »Wenn Sie so nett wären und meine Mitarbeiter einweisen würden …«
»Oh«, machte Dianne. »Natürlich.« Sie betätigte einen Sensor auf dem im Schreibtisch eingelassenen Pult. »Meine Sekretäre werden sich sofort darum kümmern.«
Als Mikkael Mortin und Ilania den Verwaltungstrakt hinter sich gelassen hatten und den Quartieren im Zentrum Tulaths entgegenschritten, sagte die Rezessivempathin: »Sie ist eine außerordentlich merkwürdige Frau.«
»Sie haben recht, Ilania. Hat sie etwas zu verbergen?«
»Ich bin ziemlich sicher, ja. Sie wird Ihre Legitimation genauestens prüfen.«
Mikkael lachte. »Das kann sie ruhig. Sie ist von einer echten nicht zu unterscheiden. Ich bin ein Konzilsbeauftragter. Jedenfalls für die Manag. Ich muß sagen, ich sehe keine großen Schwierigkeiten, die entsprechenden Informationen und Beweisunterlagen für ASK zu besorgen. Und dann«, er lachte
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