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Die Terranauten TB 17 - Die Bio-Sklaven

Die Terranauten TB 17 - Die Bio-Sklaven

Titel: Die Terranauten TB 17 - Die Bio-Sklaven
Autoren: Andreas Weiler
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und es dauerte eine Weile, bis er genug Kraft zum Weitersprechen geschöpft hatte.
    »Hüte dich … hüte dich vor Kultura … import. Sie haben noch nicht aufgegeben. Du … du mußt immer wachsam sein, Myranna, immer. Die Feinde lauern überall.«
    »Ich weiß, Vater«, erwiderte Myranna leise. Es war, als umklammere eine eisige Hand ihr Herz.
    »Unsere Familie … die Archesini haben eine alte Tradition, Myranna. Du … du mußt sie wahren. Halte die Familie zusammen, Myranna. Versprichst du mir das?«
    Sie nickte und schloß kurz die Augen.
    Als sie sie wieder öffnete, rollten ihr zwei Tränen über die Wangen.
    »Raffaele kannst du vertrauen«, fuhr Aleardo fort. »Er ist ganz wie sein Vater, wie mein Bruder Vincenzo. Auch Rachele, Berenice und Lucio. Aber Alante …« Er hustete erneut und wurde immer schwächer. »Gib auf Alante acht. Sie liebt den Luxus zu sehr, My … Myranna. Hörst du? Sie ist falsch und durchtrieben, und ich verfluche den Tag, an dem … an dem sie Duccio heiratete.« Er schwieg einige lange Minuten lang und atmete schwer. Schließlich fügte er hinzu: »Myranna? Führ das weiter, was wir begonnen haben, Myranna. Laß … laß dich durch nichts davon abbringen, hörst du?«
    »Ja, Vater.« Die dünnen Finger schlossen sich noch fester um ihre Hand – und dann erschlafften sie.
    »Vater?«
    Aber Aleardo konnte keine Antwort mehr geben; er war heimgekehrt zu seinen Brüdern Vincenzo und Ramino.
    Unter der Steppdecke bewegte sich etwas, und auf der anderen Seite des Bettes kroch ein grauer Gewebefladen hervor. Es stank nach Urin und Kot, als der Biohelfer zu Boden sank, dort seine Gestalt veränderte und zu einem nackten Zwerg mit verschrumpelter Haut wurde. »Ich habe ihm das Herz, die Lungen und die Milz ersetzt«, fiepte eine dünne Stimme. »Aber das nützte nichts mehr.«
    Myranna stand auf, eilte um das Bett herum und gab dem Biohelfer einen zornigen Tritt. Dann verließ sie das Todeszimmer ihres Vaters, eilte an den Ärzten vorbei, die ihr ihr Beileid aussprechen wollten, floh aus dem kristallenen Refugium und durchstreifte eine halbe Stunde lang schweigend und ziellos die Ruinenstadt der Khir. Sie weinte, denn die Tränen wuschen den Schmerz aus ihr heraus. Sie klagte und schrie, und nach einer Weile gelang es ihr, den Kummer in einem entlegenen Winkel ihrer Seele einzusperren, und sie begann wieder ruhig und gleichmäßig zu atmen und konzentriert nachzudenken.
    Sie hatte ihren Vater über alles geliebt. Doch das änderte nichts an seinem Tod und konnte ihn nicht ins Reich der Lebenden zurückholen. Sie hatte ihm etwas versprochen, und als sie sich daran erinnerte, mußte sie an das denken, was ihr nun bevorstand. Der Machtkampf innerhalb der Familie Archesini schwelte schon seit Jahren, aber der Tod Aleardos würde die Glut zu einem großen Feuer entfachen. Es stand ihr nun eine Auseinandersetzung bevor, die ihr viel Kraft kosten würde, Kraft und Zeit – Zeit, die sie für wichtigere Dinge brauchte.
    Myranna lehnte sich an eine der Khir-Säulen und strich mit den Fingerkuppen wie zärtlich über die Hieroglyphen. Aus dem Zugangstunnel vernahm sie das Summen der autarken Waffensysteme und dann und wann die knurrenden Stimmen der Qurqur. Vor dem kristallenen Refugium standen einige der Ärzte, unterhielten sich leise und deuteten ab und zu besorgt in ihre Richtung. Myranna nahm das alles nur am Rande zur Kenntnis. Sie blickte sich um und betrachtete die Ruinen, konzentrierte ihre Gedanken auf die Archäologen, Exobiologen und Exokultur-Experten in ihren Diensten, an die nun schon viele Jahre dauernde Suche nach dem Schlüssel, der ihr den Weg zeigen konnte zum Hauptbestandteil der Basismasse. Es gab so viel zu tun – und nach wie vor viele Schwierigkeiten zu überwinden. Eine Hand berührte sie an der Schulter, und sie drehte sich um.
    »Myranna«, sagte Raffaele Archesini. »Es … es tut mir leid, Myranna.«
    Der Schmerz stieg erneut in ihr empor, schnürte ihr kurz die Kehle zu, machte es ihr unmöglich, eine Antwort zu geben. Sie hatte plötzlich das Gefühl, daß mit ihrem Vater auch ein Teil von ihr selbst gestorben war.
    Raffaele drückte sie an sich, und sie schloß einige Sekunden lang die Augen.
    »Er war alt«, sagte ihr nur zwei Jahre jüngerer Vetter. »Sehr alt. Und er hat intensiver gelebt als wir alle. Myranna?« Er schob sie ein wenig von sich fort und sah sie an. Raffaele war schlank und hochgewachsen, und in seinem schwarzen Haar zeigten sich einige
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