Die Terranauten TB 17 - Die Bio-Sklaven
Fehlprogrammierungen zu entdecken), und angesichts der ständig einsatzbereiten Streitmacht der Hybriden mit den Facettengesichtern mußte jeder Angriff auf Cuore zum Scheitern verurteilt sein –, auf die in verschiedenen Farben und Formen gehaltenen Pavillons der leitenden Angestellten, auf die einfacheren Unterkünfte der niederrangigeren Verwaltungstechniker. Eines Tages, dachte Myranna, werde ich auch sie austauschen. Aber noch ist es nicht soweit. Noch haben wir nicht die Hauptbestandteile der Basismasse gefunden. Noch wissen wir nicht, wo sich Urr befindet.
Während Myranna Archesini den MHD-Gleiter in Richtung der Tunnelöffnung lenkte, durch die man in ein kleineres Höhlensystem gelangen konnte, verdrängte sie sowohl die Gedanken an die in der Schwarzen Kammer gefangene Besatzung der DURCHHALTEN als auch alle Sorge in Hinsicht auf die Mitteilung, die sie gerade erhalten hatte. Statt dessen nutzte sie den Flug, um sich auf sich selbst zu besinnen und durch die Beobachtung der Umgebung innere Ruhe zu finden. Cuore war auf einem fast hundert Quadratkilometer großen Felsplateau errichtet worden, auf dem die Hitze der wandernden Magmakerne nicht annähernd so stark zu spüren war wie auf dem eigentlichen Boden des großen Trichters. Lange Rampen und Treppengerüste führten Dutzende von Metern nach unten ins Getto – jenen Bereich, in dem die durch die Han’Gannerin freigesetzten menschlichen Arbeitskräfte lebten, die keine Einkommensquelle mehr hatten und auf die automatischen Distributoren angewiesen waren, wenn sie überleben wollten.
An einem Rand des Gettos erstreckte sich die Kunststofffläche des Raumhafens, und nachdem Myranna die Kontrolle des Gleiters dem elektronischen Piloten übergeben hatte, betrachtete sie einige Sekunden lang die hohen Gravokatapulte, auf deren Startrampen die kantigen Container kleiner Orbitaltransporter lagen, die Spindelzinnen der Steuerungseinheiten – und die abseits an Magnetzapfen verankerten Treiberschiffe. Dann war der Gleiter schon über die Start- und Landefläche hinweg und sauste hoch über den einfachen Baracken der Han’Gannerin dahin.
Die Tunnelöffnung kam nun rasch näher. Der Gleiter flog an einigen Magmabohrern vorbei, und die voraus in den Wänden des Trichters eingelassenen Sockel der Deflektoren und großen Lasergeschütze sahen aus wie seltsame Narben im Fels. Die hornigen Leiber einige Qurqur hockten mit nicht nachlassender Wachsamkeit hinter den Kontrollen der Kanonen, und jeder einzelne von ihnen war – wie auch die Biosoldaten in den Wabenkasernen auf dem Plateau – gründlich auf mögliche Fehler in der genetischen Programmierung untersucht worden. Einen Krypto hätte man bei den entsprechenden Kontrollen sofort entdeckt. Die Waffenstellungen waren zu Beginn des Krieges mit V/O Kulturaimport errichtet worden, in den Jahren 2511 und 2512. Inzwischen hatte der Wirbelrat der Konföderation des Siebten Außensektors Oberen zwar ausschließlich Tecin zugesprochen, aber Kulturaimport liebäugelte noch immer mit dem Gedanken, sich die Trichterwelt mit der kostbaren Basismasse eines Tages zurückzuholen.
Wenn sie kommen, dachte Myranna grimmig, werden wir sie angemessen empfangen.
Als der MHD-Gleiter in die Tunnelöffnung hineinglitt, übernahm Myranna Archesini wieder selbst die Kontrolle, sendete das Autorisierungssignal und erhöhte die Geschwindigkeit weiter. Das Donnern der Motoren und das Heulen der verdrängten Luft dröhnten wie das Fauchen und Grollen eines Titanen im Tunnel hinter ihr. Qurqur und andere Han’Gannerin duckten sich hinter die Abschirmungen weiterer Waffenstellungen, und die autarken Geschützsysteme fuhren rasch Magnetschellen aus und verankerten sich an den stahlverkleideten Wänden.
Nach einigen Kilometern verbreiterte sich der Tunnel, und Myranna erreichte einen kleinen Nebentrichter, auf dessen Boden sich die Ruinen einer Stadt der Khir erhoben. Unter den kleinen Spalten und Fugen im Fels weiter oben leuchteten Dutzende von einzelnen Deflektorfeldern, und spezielle Stabilisatoren verhinderten, daß sich während eines der häufigen Beben tonnenschwere Brocken aus dem Granit lösen und das Refugium unter sich zermalmen konnten, in das sich Aleardo Archesini, der Vater Myrannas, vor zwei Monaten zum Sterben zurückgezogen hatte.
Als sie den Gleiter landete, meldete sich wieder die Sorge in ihr, die sie bis jetzt verdrängt hatte: ein sanftes Prickeln, das sie unruhig werden ließ und sie mit düsteren Vorahnungen
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