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Die Terranauten TB 17 - Die Bio-Sklaven

Die Terranauten TB 17 - Die Bio-Sklaven

Titel: Die Terranauten TB 17 - Die Bio-Sklaven
Autoren: Andreas Weiler
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durchbogen. Nach einer knappen Minute war die Lücke zwischen ihnen groß genug, um ihm Durchlaß zu gewähren. Er schob sich an dem Stahl vorbei, und irgend etwas veranlaßte ihn trotz aller Warnungen, die Augen zu öffnen und in die Tiefe zu blicken.
    Evelyn sah ihn an – das Gesicht nurmehr eine ausdruckslose Maske, die Augen keine glänzenden Juwele mehr, die Wangen blaß und wächsern, das Haar zerzaust und verschmutzt. Speichel tropfte aus ihren Mundwinkeln und bildete zwei schaumige Streifen am Kinn. Rasch kniff Arold die Augen zu, und er versuchte, tief und gleichmäßig zu atmen.
    »Laß dich jetzt fallen, Arold«, erklang die Stimme Elmars aus dem Dunkel. »Die Höhe beträgt knapp hundert Meter. Aber mach dir deswegen keine Sorgen. Wir fangen dich ab.«
    Die Finsternis erschien dem Navigator plötzlich wie der weit aufgerissene Rachen eines monströsen Ungeheuers, und die jähe Furcht zwang ihn dazu, die Augen aufzureißen.
    Weit unten blitzten lange Reißzähne im Schwarz, und gierige Dämonenaugen funkelten.
    Nur eine Illusion, dachte Arold Fost. Nichts weiter als ein Projektionsbild meines Unterbewußtseins. Er dachte an York Tamada und dessen nachgerade panische Angst vor dem Klabautermann.
    Wäre er mit ihnen zusammen in der Schwarzen Kammer gefangen gewesen, hätte sich sein ganz persönlicher Teufel sicher für ihn manifestiert. Bei dieser Vorstellung mußte Arold Fost trotz des Ernstes ihrer Lage lächeln.
    »So ist es richtig«, sagte Elmar. »Hab keine Angst. Du kannst mir vertrauen, das weißt du doch. Spring jetzt.«
    Arold kniff die Augen wieder zu, kämpfte gegen einen inneren Widerstand an und sprang.
    Kühle Luft strich an ihm vorbei, als er fiel, als er immer schneller fiel, durch einen hundert Meter tiefen Schacht, den seine Phantasie nun mit Einzelheiten versah: hohen und kahlen Wänden, Sensoren und Abtastern und Controllern im Stahl, jenseits der Wände Männer und Frauen, die in Diensten von Myranna Archesini standen, am Boden des Schachtes Geräteblöcke, scharfkantiges Metall, das ihn beim Aufprall in Stücke schneiden mußte.
    Aus einem Reflex heraus versuchte er, in der Finsternis nach einem irgendwo verborgenen Halt zu greifen, sich an einem Ort festzuhalten, an dem es nichts weiter gab als leere Luft – eine Luft, die nun immer schneller an ihm vorbeistrich, die wie jäh auflebender Wind war, der allein ihm galt. Arold fühlte, wie ihn etwas berührte, was nicht aus greifbarer Materie bestand, telekinetische Gedanken, die ein Netz um ihn zu spinnen versuchten. Aber der Widerstand des Blockadefeldes wuchs, und die substanzlosen Hände der Treiber glitten an ihm ab.
    Wie lange dauert es, dachte Arold, bis man im freien Fall eine Strecke von hundert Metern zurückgelegt hat?
    Die Sekunden dehnten sich zu Ewigkeiten, und trotz der Warnung, trotz des Wissens um die Gefahr, öffnete er ein weiteresmal die Augen.
    »Eine Treiberin«, sagte seine Mutter. »Das ist töricht, Arold, sehr töricht. Shyra wartete auf dich. Und sie ist eine terDancett und wird eines Tages einen Konzern erben, wie du. Die Treiber – sie sind unsere Feinde. Und ich werde nicht zulassen, daß du dein Leben einfach fortwirfst.«
    »Nein!« rief Arold schrill.
    »Ich habe ihr Geld gegeben, Arold, viel Geld. Und Evelyn hat es genommen.«
    »Das ist nicht wahr!«
    Evelyn lag in einem Verlies, in einem dunklen und kalten und stinkenden Kerker, und sie starb einen langsamen und qualvollen Tod.
    »Du lügst, Mutter. Du hast sie umgebracht!«
    »Arold, mein lieber Arold, ich mache mir doch nicht die Hände an einer Treiberin schmutzig. Du wirst noch einsehen, wie recht ich hatte. Wenn du Shyra geheiratet hast. Wenn du das Leben führst, das dir zusteht, Arold. Ja, du wirst mir dankbar sein.«
    Und er drückte den zitternden Leib Evelyns an sich, hauchte ihr Küsse auf die spröden Lippen, suchte in ihren blauen Augen nach einem Funken von Erkennen, nach der Wärme der Liebe, die sie geteilt hatten. Doch er blickte nur in zwei leere Brunnen, in eine amputierte Seele, in der dumpfe Pein für nichts anderes mehr Platz ließ. Er bezahlte die besten Ärzte – diejenigen Ärzte, die nicht auf der Lohnliste seiner Mutter standen, keine Angst vor ihr hatten oder nichts von den möglichen Konsequenzen ahnten –, aber es war zu spät. Evelyn dämmerte dahin, und sie starb kurz darauf.
    »Ich habe ihr Geld gegeben, Arold, viel Geld …«
    »Das ist nicht wahr!«
    Und dann, jenseits des Horizontes seiner von Rachedurst und
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