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Die Terranauten TB 18 - Das Terranauten-Projekt

Die Terranauten TB 18 - Das Terranauten-Projekt

Titel: Die Terranauten TB 18 - Das Terranauten-Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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sondern in Eschna und oblag somit eigentlich der Oberhoheit Mikkail Kremgars. Piter begriff plötzlich, daß Corboran immer nur mit ihm gespielt hatte; es war nie seine Absicht gewesen, ihm eine tatsächliche Rehabilitationsmöglichkeit zu geben.
    Er sah sich in der Kabine um, betrachtete die Einbauschränke, das einfache Bett, die wenigen persönlichen Dinge, die er in die Mulde mitgenommen hatte, darunter auch einige Fotografien von Aurora. Er verzog das Gesicht. Ganz gleich, wie sehr er sich auch bemühte: Corboran würde ihm nie die Rückkehr in die Tropen gestatten, ihm niemals einen neuen Forschungsauftrag an einem gentechnologischen Institut zuweisen. Er war ein Verdammter, eine persona non grata.
    Er holte eine Tasche hervor und begann mechanisch damit, Hemden und Hosen hineinzustopfen. Wenn er sich jetzt fügte, sagte er sich, wenn er sich nach Freddam bringen ließ, so war er erledigt, abgeschoben in den Eisschrank Omikrons. Das Lächeln des Gesandten fiel ihm ein, und jenes schadenfrohe Grinsen verwandelte die lähmende Nachwirkung des Schocks in brodelnden Zorn. Und dieser Zorn entzündete sich zu heißer Flamme, das Piters Finger etwas Hartes, Kühles berührten.
    Eine Signalpistole.
    Ein kleines elektromagnetisches Katapult, mit dem sich Leuchtraketen abschießen ließen, gedacht für den Notfall, wenn man sich während eines Zyklons in der Wüste verirrte. Und ganz plötzlich wußte Dyke-Clonner, was er zu tun hatte. Es war wie eine heilige Eingebung.
    Flucht, ja. Auf diese Weise blieb er wenigstens in Karshim. Und in der Weite dieses Kontinentes würde es Corboran und seinen Schergen schwerfallen, ihn zu finden. Ein Leben als Gejagter? Vielleicht. Es gab Dutzende von Möglichkeiten für einen gewitzten Mann, in der Weite Karshims ein einigermaßen gutes Leben zu führen. Möglicherweise als Flash-Händler. Oder als Kiber-Jäger in den Staubschluchten des Jakascha-Massivs.
    Vorher aber mußte er entkommen, seine Spuren verwischen. Und sich an Corboran rächen. Beides war nicht annähernd so schwer, wie man meinen mochte.
    Rasch wandte er sich dem Kommunikator zu, stellte eine Verbindung zum allgemeinen Mitteilungssystem des Kontrollkubus her und programmierte ihn auf eine ganz bestimmte Nachricht. Als der grüne Sensor aufleuchtete, lächelte Piter. Der Regent von Eschna, Mikkail Kremgar, würde sich bestimmt dafür interessieren, daß die angebliche Sassah-Anlage in der Nähe der Hauptstadt Jymlath alles andere als eine nur für Archäologen interessante Ausgrabungsstätte war, sondern ein gewaltiges Mistellager – und somit einen enormen Wert verkörperte, von dem bisher allein Mell profitierte.
    Anschließend lud er die Signalpistole, versteckte sie unter der Jacke, öffnete die Tür und sagte:
    »Die Taschen sind recht schwer. Vielleicht können Sie mir helfen.«
    Der zwergenhafte Gesandte grinste noch immer, stand auf und betrat die Kabine. Piter wartete, bis er eingetreten war und sich hinter ihm die Tür geschlossen hatte. Dann zog er die Pistole hervor und schoß.
    Die Signalrakete bohrte sich in den mageren Körper des Gesandten, brannte sich ihm zischend in das Herz. Der Mann war auf der Stelle tot.
    Dyke-Clonner verlor keine Zeit. Er aktivierte den Kommunikator, griff nach seinem Gepäck und verließ die Kabine. Die meisten Wissenschaftler befanden sich derzeit unter Tage, und vielleicht dauerte es Stunden, bis man die Leiche in der Unterkunft Piters entdeckte.
    Draußen fauchten noch immer die Böen.
    Der ehemalige Geningenieur stemmte sich dem steifen Wind entgegen, und nach einigen Minuten fand er den Airwagen, mit dem der Gesandte gekommen war. In der Pilotenkanzel herrschte wohlige Wärme, und wie Dyke-Clonner zufrieden feststellte, waren die Kontrollen nicht auf einen persönlichen Code geeicht. Er schaltete das Triebwerk ein, und das Kraftfeld der magnetohydrodynamischen Generatoren hob das Fahrzeug an. Der Schubregler rastete in der ersten Stufe ein, als Piter den Hebel aus der Ruhestellung löste, und der Airwagen nahm Fahrt auf.
    Nach einigen wenigen Sekunden verschwand der Kontrollkubus in den vom Sturm aufgewirbelten Sandwolken im Osten, und es dauerte nur einige wenige Minuten, bis Piter Dyke-Clonner den Erfassungsbereich der Scanner verlassen hatte.

3
Tamboro
    27. April 2517
     
    Es stank in den Abflußkanälen unter der Grünen Botschaft, und in der modrigen Dunkelheit huschten kleine bepelzte Tiere auf Dutzenden von Beinen dahin. Sie fiepten leise, wenn das Licht der

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