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Die Terranauten TB 18 - Das Terranauten-Projekt

Die Terranauten TB 18 - Das Terranauten-Projekt

Titel: Die Terranauten TB 18 - Das Terranauten-Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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zischte, und dann herrschte einige Sekunden lang Stille. »Und wieder eine Entladung. Das Servomobil mit der Laserfräse wurde zerstört. Offenbar verfügt der Kokon – oder die Apparatur, die seine energetische Struktur stabilisiert –, über einen Selbstschutzmechanismus …«
    Schließlich eine andere Stimme: »Experte Dyke-Clonner?«
    Piter ging auf Sendung. »Ja?«
    »Es ist ein Gesandter des Regenten von Mell eingetroffen«, ließ sich eine weibliche Stimme vernehmen. »Er hat eine Nachricht für Sie und wartet im Kontrollkubus.«
    »Verstanden. Ich mache mich sofort auf den Weg.« Er wandte sich an Euresia und lächelte. »Ich glaube, wir werden uns nicht so rasch wiedersehen«, sagte er gutgelaunt.
    Die junge Wissenschaftlerin schien ihn überhaupt nicht wahrzunehmen. Sie war ganz auf die Analyse der beiden versteinerten Leichen konzentriert. Piter bedauerte sie dafür, an einem so unfreundlichen Ort leben und arbeiten zu müssen, doch er zuckte nur mit den Schultern, schob sich in den Tunnel zurück und dachte: Jedem das, was er verdient.
     
    Oben heulte weiterhin der Sturm und jagte bleifarbene Wolken dahin. Es hatte inzwischen auch zu schneien begonnen, und die Flocken bildeten einen wirbelnden weißen Vorhang, in dem es keine Lücke zu geben schien.
    Dyke-Clonner rückte sich die unförmige Atemmaske vors Gesicht, duckte sich und stapfte durch die eisigen Böen. Mit der einen Hand hielt er sich dabei an dem Seil fest, das zwischen dem Kontrollkubus und dem Stollenzugang gespannt worden war.
    Erst als er in den Windschatten des großen, aus Fertigteilen errichteten Gebäudes gelangte, kam er leichter voran. Die Schleuse nahm ihn auf, und nachdem sich das Schott hinter ihm geschlossen hatte, wurde das Heulen des Zyklons zu einem kaum mehr wahrnehmenden Flüstern.
    Der Gesandte Corborans wartete vor Dyke-Clonners Kabine, ein Zwerg von einem Mann, dünn und mager, mit einem wissenden, hintergründigen Lächeln auf den Lippen. Ein Bürokrat, dachte Piter. Jemand, der ohne Dokumentenstaub nicht mehr leben kann.
    Der ehemalige Geningenieur nahm die Nachricht entgegen, und seine Hände zitterten vor Aufregung, als er das Siegel des Regenten brach und das Faksblatt auseinanderfaltete.
     
    »Geehrter Experte Clonner,
    Sie haben sich durch die Entdeckung der Mistellager große Verdienste erworben. Es liegt mir sowohl Ihr Bericht als auch die Anfrage um Versetzung und einen neuen Forschungsauftrag vor, und angesichts Ihrer jüngsten Leistungen bin ich geneigt. Ihren Bitten zu genügen. Tatsächlich entspricht es nicht Ihren Fähigkeiten, weiterhin als Leiter jenes Projektes zu fungieren. Nach sorgfältiger Prüfung Ihres Anliegens habe ich daher folgende Entscheidung getroffen: Mein Gesandter hat den Auftrag, Sie nach Freddam zu bringen; in einer der meteorologischen Basen gibt es eine offene Planstelle für einen Aushilfsmeteorologen zweiter Klasse. Ich bin sicher, jene Aufgabe wird Sie voll in Anspruch nehmen.
    gez. Edmond Hannibal Corboran
    PS. Wie Sie sicher wissen, liegt Freddam in der Nähe des Nordpols. Dort herrscht immer Winter. Packen Sie warme Sachen ein.«
     
    »Aber …« Piter konnte es nicht fassen und starrte den Gesandten an, dessen süffisantes Lächeln noch in die Breite wuchs.
    »Sie haben zehn Minuten Zeit«, sagte der Zwerg und nahm auf einem Stuhl Platz. »Der Airwagen steht bereit. Ich warte hier.«
    Steifbeinig betrat Dyke-Clonner seine Unterkunft, ließ die Tür hinter sich ins Schloß fallen und hatte das Gefühl, daß das Gefügeseiner Welt von einem Augenblick zum anderen völlig zersplittert war. Jähe Wut entstand in ihm, und er zerknüllte die amtliche Mitteilung und schleuderte sie in die Ecke.
    »Das kann er nicht mit mir machen«, zischte er. »Nein, nicht mit mir.«
    Die Vorstellung, einige Jahre – vielleicht sogar den Rest seines Lebens – in Freddam zu verbringen, in einem Land aus Gletschern und ewigem Schnee, entsetzte ihn. Corboran wollte ihn auf diese Weise endgültig aus dem Verkehr ziehen. Er erlaubte sich einen Scherz ganz besonderer Art mit ihm, denn er wußte natürlich um seine den Koralleninseln geltenden Vorliebe. Und das nach der Entdeckung der Misteln.
    Die Misteln … Dyke-Clonner runzelte die Stirn. Vielleicht gab es noch einen anderen Grund für die Entscheidung des Regenten. Vielleicht wollte Corboran auf diese Weise einen unliebsamen Mitwisser kaltstellen – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes –, denn immerhin lag die Fundstelle nicht etwa in Mell,

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