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Die Terranauten TB 18 - Das Terranauten-Projekt

Die Terranauten TB 18 - Das Terranauten-Projekt

Titel: Die Terranauten TB 18 - Das Terranauten-Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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Dünung weiter im Norden. Sie hatte Aurora niemals gesehen. Aber sie sehnte sich auch gar nicht nach Koralleninseln und biophysischen und gentechnologischen Forschungsinstituten. Sie war bereits zufrieden, wenn man ihr einen alten Knochen in die Hand drückte oder ein tausend Jahre altes Artefakt. Und wenn das der Maßstab ihres Glücks war, dachte Piter, so befand sie sich jetzt in ihrem ganz persönlichen Paradies.
    Es dauerte nicht lange, und der lange Tunnel mündete in eine weitere Kammer. Das Licht ihrer Scheinwerfer strich hell über die Wände, die auch hier borkig wirkten, und einmal mehr sah Piter unzählige »Dome« – dreieckige Gebilde, die wie Zacken aus dem weichen Wandgewebe wuchsen.
    »Misteln«, sagte Dyke-Clonner leise. »Schon wieder. Der wievielte Raum ist das?«
    Pflichtbewußt konsultierte Euresia eine Liste. »Der siebzehnte. Die Anzahl der Mistelblüten wird inzwischen auf siebenhunderttausend geschätzt.«
    Siebenhunderttausend, dachte Piter. Ein Vermögen …
    Euresia wandte sich von der Wand ab und begann mit einer ersten Untersuchung der Relikte: In drei sesselartigen Gebilden in der Mitte der Kammer lagen die Überreste zweier monströs anmutender Wesen; die versteinerten Leichname wirkten aufgedunsen, und aus leeren Augenhöhlen starrten sie zur Decke. Mehrere Arme und Beine ragten aus dem dicken Torso und ruhten auf zapfenförmigen Gebilden an der Peripherie der Sesselstützen. Schlaffe Beutel klebten an den Flanken der Toten; die Wissenschaftler hatten bisher noch nicht feststellen können, ob sie Teil des Körpers der Fremden gewesen waren oder es sich bei ihnen um noch näher zu bestimmende Ausrüstungsteile handelte.
    Eins jedoch stand fest: Bei den Toten handelte es sich nicht um Sassah. Die Archäologen hatten inzwischen eine deutliche Vorstellung von dem Aussehen der Ureinwohner Omikrons, und die körperliche Struktur der an diesem Ort vorgefundenen Leichen widersprach jenem Bild.
    Inzwischen zweifelte kaum mehr jemand daran, daß das, was man bisher für eine subterrane Anlage oder Station gehalten hatte, in Wirklichkeit ein Raumschiff darstellte, aber Dyke-Clonner interessierte sich weder für den alten Sternensegler noch seine toten Piloten und Besatzungsmitglieder. Während die junge, schöne und begeisterte Euresia die Leichen untersuchte und murmelnd immer wieder die Bedeutung dieser Entdeckung beschwor – sie war Archäo-Meteorologin, und sie machte sich ohne zu zögern daran, aufgrund der Körperform der Fremden sowohl das Klima als auch die ökologische Umwelt zu bestimmen –, trat Piter an die Wand heran.
    Misteln. Blüten, die Treibern die Orientierung in Weltraum II ermöglichten. Normalerweise wuchsen sie nur an den Ästen und Zweigen von Weltenbäumen, jener Pflanzen, die das IAES – das Interkosmische Anti-Entropiesystem – bildeten. Vorsichtig strich er mit den Fingerkuppen darüber hinweg. Dies waren keine Relikte, sondern lebendige Wesenheiten, Keime im Winterschlaf, die leicht und problemlos reaktiviert werden konnten. Misteln – so kostbar, daß man sie nicht für biologische Untersuchungen und Experimente verschwenden durfte. Hier aber gab es genug davon. Tausende und Abertausende.
    Dyke-Clonner sah sich bereits wieder auf einer der Koralleninseln – es mußte nicht unbedingt Aurora sein –, als Leiter eines Forschungsinstituts, das sich mit der Aufgabe befaßte, eine synthetische Entsprechung für Misteln zu entwickeln. Er hatte sich rehabilitiert, ja, in diesem Punkt war er ganz sicher. Edmond Hannibal Corboran konnte den an ihn adressierten Bericht nicht einfach ignorieren, auch nicht die darin enthaltenen Vorschläge für ein umfangreiches Versuchsprogramm. Es war nur noch eine Frage der Zeit; bald mußte die Bestätigung eintreffen, zusammen mit der neuerlichen Berufung zum biophysischen und genetischen Direktor.
    Die Stimmung Piters hob sich weiter, als er sich seine Zukunft in den herrlichsten Farben ausmalte, und während er die Misteln betrachtete, lauschte er gleichzeitig den leisen Stimmen, die aus dem Empfänger seines Kommunikators drangen.
    »Neunzehnter Versuch«, sagte jemand neutral. »Wir setzen eine Laserfräse an, um den energetischen Kokon aufzubrechen. Der Mann in der Stasis rührt sich noch immer nicht. Die Indikatoren zeigen nach wie vor Lebenszeichen an, aber die entsprechenden Werte sind sehr niedrig …« Ein Surren. »Die Fräse arbeitet. Die Farbtönung des Kokons verändert sich leicht, und …« Etwas knackte und

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