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Die Terranauten TB 18 - Das Terranauten-Projekt

Die Terranauten TB 18 - Das Terranauten-Projekt

Titel: Die Terranauten TB 18 - Das Terranauten-Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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Medaille.«
    »Ich hasse Medaillen, Hillary.«
    »Äh, Sie haben recht, General, völlig recht.«
    »Gibt es irgendwelchen Anlaß, an unserem Sieg über die anderen Truppenteile zu zweifeln?«
    »Nein, Sir. Ich glaube nicht, Sir.«
    Kollmer nickte schwermütig. »Das habe ich befürchtet. Auf diese Weise macht es einfach keinen Spaß.« Er deutete auf den Sandkasten. »Damals war noch alles anders. Da kam es auf Männer an, nicht auf die Leistungsfähigkeit von moderner Technik. Ha! An meiner Stelle hätte sich Napoleon vermutlich längst aufgehängt.«
    »Napoleon, Sir?«
    Kollmer seufzte und winkte ab. »Ach, lassen wir das.« Er straffte die fleischigen Schultern. »Kommen Sie, Hillary. Vergessen wir Napoleon und den Ruhm und die Glorie der guten alten Zeit. Drücken wir weitere Knöpfe …«

6
Im Jakascha-Keil
    2. Mai 2517
     
    Narda trank würzigen Synthokaffee, und sie spürte, wie die schwarze Flüssigkeit langsam den Rest ihrer Müdigkeit verdrängte. Sie warf einen Blick auf das Armbandchronometer: Sie hatte fast zwanzig Stunden lang geschlafen, und doch fühlte sie sich nach wie vor erschöpft.
    Vielleicht war die lange Wanderung nach der Landung des großen Tiefschlaftransporters dafür verantwortlich. Sie erinnerte sich an kalte Höhen, an schneebedeckte Berggipfel, an windumtoste Grate, an steile Kamine, in denen nur die Kälte wohnte, an tiefe Schluchten, an denen Martyn sie vorbeigeführt hatte, zuversichtlich und lächelnd, wissend – ja, das war es: wissend.
    Vielleicht aber gründete sich dieses Empfinden auch auf ihre Träume. Die Träume, in denen sie Dutzende von Planeten gesehen hatte, verdunkelt von den Schatten gewaltiger Trichterraumschiffe.
    Narda versuchte sich klarzumachen, was es bedeutete, wenn es der Grauen Garde, gelang, ein neues Imperium zu gründen, ein Sternenreich, das von den Queens beherrscht wurde, und ihr schwindelte bei dieser Vorstellung: konditionierte Graue Treiber, die die Kampfschiffe mit Hilfe von Misteln durch das Transitmedium lenkten, durch den zweiten Weltraum, Männer und Frauen – und auch Kinder, wie sich die Terranautin entsann –, die durch Lobotomie zu willenlosen Sklaven in den Diensten der Cosmoralität gemacht wurden. Wie viele Kampfschiffe der Garde waren damals von der Erde in den Raum geflohen? Eine ganze Flotte, ja – aber wie viele Einheiten? Hundert? Zweihundert? Und wie viele neue Schlachtkreuzer waren inzwischen gebaut worden, in Werften auf entlegenen Planeten?
    Crymsen wußte gar nicht, wie recht er hatte. Die Grünen Welten müssen eingreifen. Das ist die einzige Möglichkeit, die uns jetzt noch bleibt, um die Gefahr zu bannen. Zur Hölle mit dem Toleranzabkommen! Ich habe mit eigenen Augen gesehen, was Corboran mit den latenten Psionikern Omikrons macht. Genügt das nicht als Grund für eine Aktivierung der Kosmischen Sporen? Reicht das nicht aus, um auch Omikron zu einer Grünen Welt zu machen? Ein Präventivschlag, ja. Es bleibt uns keine andere Wahl. Es gilt zu verhindern, daß die Queens weitere potentielle Treiber und noch mehr Misteln bekommen.
    Narda nickte sich selbst zu, als sie einen weiteren Schluck von dem starken Kaffee nahm. Es ächzte in den Dachverstrebungen der einfachen Hütte, in der Martyn sie zurückgelassen hatte. Wind war aufgekommen.
    In dem durch die schmutzigen Fenster einfallenden trüben Licht betrachtete Narda kurz die untersetzte Gestalt Ymir Fergusons. Ein Clipper, mehr als sechzig Jahre alt, zäh und völlig verrückt; jemand, der von den ersten Siedlern abstammte, der nichts hielt von den Städten oder Heimen und sich lieber seinen Lebensunterhalt im Jakascha-Keil verdiente, mit dem Sammeln von Flash-Blättern und der sehr gefährlichen Kiber-Jagd. Er lag auf einer schmalen Liege, gehüllt in fleckige Decken, der Geist noch immer gefangen in den Labyrinthen der Flash-Visionen.
    Narda schüttelte den Kopf. Sie verstand nicht, wie jemandem daran gelegen sein konnte, sich auf diese Weise zu betäuben und aus der Realität auszuklinken. Begriffen solche Menschen denn nicht, daß man mit dieser Art von Flucht nichts erreichte?
    Narda aß ein wenig von der Suppe, die in einem großen Topf auf dem schmalen Herd blubberte, und sie war dankbar dafür, daß der alte Ferguson schlief und sie Zeit hatte, um nachzudenken. Dabei kehrten ihre Gedanken immer wieder zu Martyn zurück, und fast unwillig schüttelte sie den Kopf. Sie hielt sich jetzt zum erstenmal auf Omikron auf; es war also ganz und gar unmöglich, daß sie

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