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Die Terranauten TB 18 - Das Terranauten-Projekt

Die Terranauten TB 18 - Das Terranauten-Projekt

Titel: Die Terranauten TB 18 - Das Terranauten-Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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können sich nicht wehren. Sie brauchen Hilfe. Und wenn es niemanden gäbe, der zumindest versucht, sie vor dem gräßlichen Schicksal der Lobotomie-Konditionierung zu bewahren, so hätten sie keine Hoffnung mehr. Moon, ich bitte dich nicht darum, wahllos zu töten. Aber verlange ich zuviel, wenn ich dich dazu auffordere, dich wenigstens selbst zu schützen?«
    »Kampf«, sagte Moon leise, »ist ein Synonym für Tod. Und ich weiß, was der Tod bedeutet: Dunkelheit, Auslöschung, Ende.« Nardas Vermutung bestätigte sich: Moon antwortete nicht etwa ihr, sondern Benjamin, obgleich sie es vermied, ihn anzusehen. Sein Vorwurf war es, der tief in ihrer Seele schmerzte, der ihr eine nahezu unerträgliche Pein bereitete. »Ich habe ihn gesehen, den Tod, in unterschiedlichen Gestalten. Damals im Ceti-Sektor … Freunde von mir starben, Menschen, mit denen ich aufwuchs, die zu einem Teil von mir geworden waren. O ja, ich habe selbst getötet, viele Male – Soldaten des Feindes, Menschen, die sich fürchteten vor dem Ende. Ich habe sie der Dunkelheit überantwortet, der Finsternis, die sich niemals erhellt. Und auf diese Weise habe ich ganze Universen zerstört. Jedes Leben ist ein in sich geschlossener Kosmos, eine Welt, deren Atome Wünsche und Hoffnungen sind, deren Moleküle aus Sehnsüchten bestehen. Jeder Mensch, jedes denkende und fühlende Wesen, stellt eine Kostbarkeit dar, etwas Einzigartiges, was in dieser speziellen Form niemals wieder existieren wird.«
    Moon schüttelte den Kopf, und ihr langes, silberblondes Haar strich über die Karten auf dem Tisch. »Wenn man tötet, vernichtet man etwas, was sich nicht wiederholen wird, einen Schatz, der damit für immer verlorengeht. Und alles Leben hat ein Recht darauf, sich zu entfalten. Ich habe große Schuld auf mich geladen, und dafür büße ich nun. Ich traf eine Entscheidung, die ich allein vor mir verantworten muß, und ich bin bereit, die Konsequenzen zu tragen.«
    Wieder berührte sie das Medaillon.
    Narda schwieg eine ganze Zeitlang und beobachtete das Mädchen dabei, wie es die Karten legte. In den Emanationen Moons hatte sie einige düstere Bilder gesehen – Streiflichter von zerfetzten Körpern, von brennenden Städten und explodierenden Treiber-Raumschiffen, von geschwärzter Erde, von weinenden Kindern, die nach ihren verschleppten Müttern riefen.
    Sie überlegte, suchte nach Worten, doch sie fand nichts, was sie hätte erwidern können. Moon hatte die Vergangenheit auf ihre Weise bewältigt, und Narda begriff, daß sie dies akzeptieren mußte. Um das Schweigen nicht zu lange währen zu lassen, deutete sie schließlich auf die Karten. »Was sagt das Kihar?«
    Moon warf Benjamin einen kurzen, scheuen Blick zu und sah dann Narda an.
    Die Vermutung der Terranautin verhärtete sich zur Gewißheit; sie wußte nun, warum Moon nicht geschlafen hatte, weshalb sie nicht zur Ruhe kam.
    »Ich habe sie immer wieder gemischt und neu gelegt – und das Ergebnis wiederholte sich jedesmal.« Moons Stimme klang düster. »Für Sie, Narda …« – sie zog eine Karte aus dem Stapel –, »… das Buch in G’has, smaragdgrün. Eine wichtige Erkenntnis wartet auf Sie, in nicht allzu ferner Zukunft. Eine Erkenntnis, die in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Schicksal Omikrons steht.« Sie mischte die Karten und wählte eine zweite aus dem Stapel. »Für Benjamin – Wasser, ebenfalls in G’has. Veränderung und Tiefe, positive Emotion.« Das Treiber-Mädchen zögerte.
    »Und für dich?« fragte Narda leise.
    Eine dritte Karte – die weiße Fläche überzog sich mit einem opalblauen Schimmer und zeigte den Schwertträger.
    »Immer wieder«, sagte Moon, und nun war ihre Stimme kaum mehr als ein Hauch. »Der Schwertträger in Zinnabh.« Sie hob den Kopf, und es zuckte in ihren schmalen Wangen. »Für mich – Kampf, in der Farbe der Bestimmung.«
    Narda legte ihr kurz die Hand auf die Schulter, stand auf und verließ die Kammer, wobei sie Benjamin mit einem knappen Wink bedeutete, ihr zu folgen. Sie schloß die Tür hinter sich, und in der Küche der Hütte – Ymir Ferguson schlief und schnarchte noch immer – wandte sie sich an den Jungen.
    »Sie liebt dich, Benjamin«, sagte sie.
    Er starrte Narda groß an und schien erst gar nicht zu begreifen. »Mich? Moon liebt mich?«
    Ein bestätigendes Nicken. »Ja. Und zwar schon seit langer Zeit. Dein Vorwurf – sie leidet daran. Du mußt versuchen, sie zu verstehen, Benjamin. Sie hat schreckliche Dinge erlebt.«
    »Aber, ich

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