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Die Terranauten TB 18 - Das Terranauten-Projekt

Die Terranauten TB 18 - Das Terranauten-Projekt

Titel: Die Terranauten TB 18 - Das Terranauten-Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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waren ebenfalls unverletzt davongekommen. Hastig schoben sie sich an gezackten Felsblöcken entlang und flohen aus dem unmittelbaren Uferbereich. Die schrillen Zornesschreie des Kibers verklangen hinter ihnen im Rauschen des Regens, dem Heulen des Sturms und dem Donnern des Gewitters.
     
    Einen halben Kilometer entfernt, in eine Höhe von mehreren hundert Metern, stießen sie auf eine kleine Höhle, in der sie Unterschlupf fanden. Martyn holte einen winzigen Elektroheizer aus seinem Rucksack hervor, und Benjamin und Moon hockten sich vor das Gerät und wärmten sich.
    Narda verharrte einige Sekunden lang am Höhlenzugang und suchte mit ihren Blicken den Himmel ab. Von einem Gleiter war weit und breit nichts zu sehen. Und der Staubsee … seine Oberfläche hatte sich wieder geglättet. Der Kiber tauchte, und an dem Stahlseil der in seinem Rücken steckenden Harpune nahm er einen Toten mit sich in die dunkle Tiefe.
    »Sie hätten ihn daran hindern müssen«, sagte Narda, als sie sich ebenfalls neben dem Heizer zu Boden kauerte.
    »Ich hatte keine Ahnung«, verteidigte sich Martyn. »Ich dachte, er wolle eine Giftkapsel einsetzen und keinen Kabelspeer. Er muß völlig den Verstand verloren haben.«
    Narda schwieg, und nach einer Weile fügte Martyn hinzu: »Wir warten, bis das Unwetter vorbei ist. Dann setzen wir den Weg fort. Die Fundstelle befindet sich weit im Norden, in der Nähe von Jymlath. Wir haben noch mehr als dreitausend Kilometer zurückzulegen.«
    Benjamin stöhnte leise.
    »Nicht weit von hier«, sagte Martyn und mied den Blick Nardas, »gibt es einen Paß, der nach Osten führt. Eine Libertisten-Gruppe hat dort oben eine Notbasis eingerichtet. Oh, erhoffen Sie sich nicht zuviel: Es ist nur eine Baracke, die einige Vorräte enthält – aber auch einen Motorschlitten, mit dem wir im Schneeland recht schnell vorankommen können. Ich schätze, wir erreichen Andar in knapp zwei Wochen. Von dort aus geht es dann über die transkontinentale Passage weiter. In zwanzig Tagen sind wir am Ziel, Narda. Und dort werden Sie verstehen …«
    Narda sah in den strömenden Regen hinaus, nahm ihn jedoch gar nicht bewußt wahr. Vor ihrem inneren Auge wiederholte sich immer wieder eine Szene: der grölende alte Ferguson, von dem tauchenden Kiber mitgerissen in die Tiefe des Staubsees …
    Es dauerte vier Stunden, bis der Sturm nachließ und ein sanfterer Wind die dunklen Wolken nach Norden wehte. Hell leuchtete die Sonne, und ihr Licht spiegelte sich auf den Blättern der Pflanzen wider, die an den Hängen des Jakascha-Massivs wuchsen. Ihre Kanten funkelten und gleißten in dem Licht, und Narda begriff nun, warum man ihnen jenen Namen gegeben hatte: Flash.
    Sie kletterten in die Höhe. Martyn nahm die Gelegenheit wahr, seinen Drogenvorrat zu erneuern, und Narda spürte einmal mehr, wie sein inneres Licht heller erstrahlte, als er einige der Blätter kaute.
    Weit oben glänzte das Eis der Gletscher im Schein der Sonne.
    Und im Paß wartete der Jacca auf sie.

Hinter den Kulissen 6
    28. Oktober 2516
     
    Piter Dyke-Clonner konnte sich nicht mehr daran erinnern, wie lange er sich schon in dieser Welt des grauen Zwielichts und düsteren Halbdunkels aufhielt. Monate? Jahre? Vielleicht noch länger. Die langen Wartungsschächte und Reparaturtunnel waren zu seiner neuen Heimat geworden, die ihm Schutz und Geborgenheit gewährte und nur wenig von ihm forderte: Aufmerksamkeit, ja, bedächtiges Verhalten, die Bereitschaft dazu, sich zu verbergen, wenn einer der Techniker der Siliziumfabrik in das System herabkletterte, weil es irgendwo zu einer Funktionsstörung gekommen war.
    Die Reparateure wußten natürlich, daß es Flüchtlinge in dem Irrgarten aus Schächten gab, Leute, die sich aus ganz bestimmten Gründen dort versteckten – um zu überleben, um sich nicht vor einem Tribunal verantworten zu müssen. Aber sie unternahmen nur dann etwas gegen sie, wenn sie die Betriebssicherheit der Siliziumfabrik gefährdeten. Gelegentlich – sehr selten – machten sie sich auch einen Spaß daraus, die Flüchtlinge zu jagen, zum Zeitvertreib. Allerdings erwischten sie kaum jemals einen von ihnen. Sie kannten sich zu gut in den Wartungslabyrinthen aus.
    Dyke-Clonner schätzte, daß es in dieser Fabrik nicht mehr als sieben oder acht Flüchtlinge geben konnte. Und er sah einen von ihnen vor sich, als er sich dem Rationspunkt näherte.
    Ein Mann, gekleidet in ölige Fetzen, das Haar lang und verfilzt, die Züge hinter einem struppigen Bart

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