Die Terranauten TB 18 - Das Terranauten-Projekt
voran als der Jacca. Vielleicht.«
Sie schüttelte den Kopf. »Benjamin … er ist nicht tot. Ich kann es fühlen. Er wurde schwer verletzt, ja, aber er lebt. Wenn wir ihn einfach zurücklassen, wird er sterben.«
Das Gesicht Martyns war eine Grimasse. »Wir können nichts mehr für ihn tun, Narda. Und du … du darfst dem Jacca nicht zum Opfer fallen. Ich … ich brauche dich, Narda. Ich brauche dich an der Fundstelle. Ohne uns beide bekommt die Garde das, was sie will. Und das muß unbedingt verhindert werden.«
Erneut fauchte der Pulser, und ein weiterer Felsen wurde zu feinem Staub. Narda verlor den Halt, und Martyn zog sie mit sich, in Richtung des Gletschers.
»Narda!« Moons Stimme klang verzweifelt, und die Terranautin sah die Züge des Treiber-Mädchens: In ihren smaragdgrünen Augen funkelte des flehentlich, und die schmalen Lippen zitterten.
»Flieh, Moon!« schrie Martyn. »Bring dich in Sicherheit!«
Wieviel Zeit war vergangen? Eine Stunde? Oder nur einige Sekunden, die sich seltsam in die Länge dehnten? Narda beobachtete eine verblüffende Veränderung in der Mimik des jungen Mädchens. Es starrte in Richtung der Baracke, auf den vor dem schlichten Gebäude im Schnee liegenden Benjamin, und so etwas wie finstere Entschlossenheit trat in Moons Gesicht, löschte das Glitzern der Verzweiflung in ihren großen Augen. Sie griff sich an den Hals, tastete nach dem Medaillon – und mit einem Ruck zerriß sie die Kette.
Das daran baumelnde Kleinod fiel ins Weiß, ohne daß Moon ihm noch Beachtung schenkte.
Der herankommende Jacca verfügte über einen Raketengürtel und war somit recht mobil. Bei Moon aber handelte es sich um eine PSI-Amazone und fähige Treiberin; sie setzte mentale Kraft frei, gab sich einen telekinetischen Stoß und sauste in die Höhe.
Die Sensoren des Organoiden machten das neue Ziel aus. Die rechte Hand kam in die Höhe, und ein weiterer Blitz löste sich aus dem Lauf des Lasers. Er verfehlte Moon nur knapp und brannte sich in die Eisflanke des Gletschers.
Martyn fluchte, kroch in die Deckung zurück, gefolgt von Narda, legte die Kombiwaffe an und feuerte.
Diesmal wich der Jacca den Projektilen nicht aus. Sie zerrissen die Haut des Kunstwesens, und farblose Nährflüssigkeit tropfte in den Schnee. Doch wie bei dem Kampf auf dem Schrottplatz stellten diese Verletzungen keine Behinderung für den Organoiden dar. Die Explosionen der kleinen Geschosse schufen nicht einmal Kratzer in dem stählernen Leib des kybernetischen Zerstörungsmechanismus. Mit dem Laser zielte er auf die heranrasende Moon, und den Pulser brachte er gegen Narda und Martyn zum Einsatz.
Moon machte nicht den Fehler, ihre psionischen Kräfte dem Jacca direkt entgegenzuschleudern, denn in einem solchen Fall wären sie von ihm reflektiert worden, und es hätte die Gefahr bestanden, daß das Treiber-Mädchen den eigenen Attacken zum Opfer fiel. Die PSI-Amazone flog heran und änderte dabei immer wieder die Richtung, so daß sich dem Jacca kein deutliches Ziel bot. Sie kam ganz nahe an den linken Arm heran, und mit einer fließenden Bewegung hob sie die Hand und berührte das Fleisch. Funken stoben dahin, und Narda vernahm das Knistern einer starken energetischen Entladung. Ungläubig riß sie die Augen auf, als sie sah, wie der metallene Arm des Organoiden sich halb aus dem Schultergelenk löste.
Der Hüne drehte sich rasch, und ein wuchtiger Schlag traf Moon und schleuderte sie zur Seite. Sie rollte sich im Schnee ab und sprang gerade noch rechtzeitig genug zur Seite, um einem Laserstrahl zu entgehen.
Sieben Sekunden … acht … neun …
Martyn feuerte, und sein Gesicht erhellte sich. »Bei Yggdrasil!« platzte es aus ihm heraus. »Jetzt begreife ich, was sie vorhat. Und sie könnte es sogar schaffen. Der Pulser im linken Arm des Jaccas – es handelt sich dabei um eine Waffe mit autarker Energieversorgung. Wenn es Moon gelingt, den Arm ganz aus dem Gelenk zu reißen und sich die Waffe anzueignen, könnte sie den Mistkerl außer Gefecht setzen. Das Kraftfeld eines Pulsers hebt die molekularen Bindungskräfte der Materie auf. Dagegen ist selbst ein Jacca nicht gefeit.«
Bei Yggdrasil, dachte Narda in einem sonderbaren Moment der Zeitlosigkeit. Das war ein Ausdruck, wie ihn nur Treiber und Terranauten benutzten. Doch hatte Martyn nicht behauptet, ein Libertist zu sein?
Moon kam wieder in die Höhe, und Narda beobachtete eine gewisse Unsicherheit in den Bewegungen des jungen Mädchens. Sie konzentrierte sich,
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