Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Terranauten TB 18 - Das Terranauten-Projekt

Die Terranauten TB 18 - Das Terranauten-Projekt

Titel: Die Terranauten TB 18 - Das Terranauten-Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
Vom Netzwerk:
setzte sich in Bewegung und lief so schnell, wie es der hohe Schnee erlaubte. Narda verharrte, lehnte sich an einen nahen, eisverkrusteten Felsen und schöpfte Atem.
    Sie schätzte, daß sie sich jetzt in einer Höhe von etwa dreieinhalbtausend Metern befanden, und in diesem Bereich der Berge herrschte ewiger Winter. Weiter im Norden ragten die Gipfel noch weiter empor, stumme Finger aus Granit, die gen Himmel deuteten, umheult von einem Wind, der in den letzten Stunden zum Glück nachgelassen hatte. Schnee rieselte wie feines Puder aus den Wolken, die wie Watte an den Graten und Schrunden klebten.
    Narda klappte den Kragen ihrer Pelzjacke hoch und warf einen kurzen Blick auf das, was Martyn vor zwei Tagen als Baracke bezeichnet hatte: ein gedrungen wirkendes Gebäude, halb verborgen unter kaltem Weiß, die Fenster ein mattes Funkeln im Tageslicht. Benjamin zeichnete sich als ein dunkler Fleck vor dem glitzernden Hintergrund ab, und er winkte, stapfte weiter, auf das einfache Gebäude zu.
    »Von jetzt an«, sagte Martyn, der neben der Terranautin stand, »kommen wir leichter voran. Wir ruhen uns aus, essen etwas und setzen den Weg dann mit dem Motorschlitten fort.«
    Narda musterte den hochgewachsenen Mann an ihrer Seite: ein schmales Gesicht mit feinen, fast zarten Zügen, grünblaue Augen, die in die Ferne blickten und dort etwas wahrzunehmen schienen, was sich nur seiner Aufmerksamkeit darbot, das Haar aschblond. Ein fremdes Äußeres, das Narda vor einigen Tagen zum erstenmal gesehen hatte. Doch das Innere Martyns – es erschien ihr immer vertrauter. Dutzende von Fragen bewegten sie, warteten darauf, von ihr formuliert zu werden; aber sie schwieg.
    Moon wurde plötzlich unruhig.
    Benjamin hatte die Baracke inzwischen fast erreicht, und er blieb stehen, drehte sich um und winkte erneut: »Auf was wartet ihr denn? Kommt!«
    Und weit über ihm, in einem hohen Spalt im Hang der eisverkrusteten Felswand, bewegte sich etwas, ein Schemen, eine Gestalt aus weißlicher Graue, die vor dem Hintergrund des Schnees nur undeutlich zu erkennen war. Die Düsen eines Raketengürtels zischten; Flammenzungen leckten heiß über das Eis und ließen es verdampfen. Die Gestalt kam herab, fiel Dutzende von Metern in freiem Fall und bremste den Sturz dann mit einem weiteren Schubstoß ab.
    Narda sah ein hünenhaftes und völlig nacktes Wesen – milchfarbene Haut, die, wie sie wußte, den gehärteten Stahl eines kybernetischen Körpers verbarg, Augen mit starrem Blick, Pupillen, die zum Teil aus elektronischen Optiken bestanden, ein haarloser Schädel, kantig und breit, der sowohl ein organisches Gehirn als auch einen Hochleistungscomputer enthielt, programmiert auf Vernichtung.
    Der Jacca …
    Martyn riß die klobige Kombiwaffe hervor, die er bereits auf dem Schrottplatz in Tamboro gegen den Organoiden zum Einsatz gebracht hatte, und ohne zu zögern, betätigte er den Auslöser. Nadelgeschosse zuckten aus dem Lauf. Düsen flammten. Der Jacca wich aus, und die Projektile explodierten an der Felswand hinter ihm, ließen Granitsplitter auf die Baracke herabregnen.
    Benjamin wandte sich zur Flucht.
    Narda war wie erstarrt. Später wußte sie nicht mehr genau zu sagen, wie lange der Kampf gedauert hatte. Die Erinnerung gaukelte ihr eine halbe Ewigkeit vor, viele Stunden des Schreckens, aber der Verstand wußte, daß das nicht der Fall sein konnte. Sekunden vielleicht, bestenfalls einige wenige Minuten, mehr nicht.
    Sie nahm alles mit der Schärfe einer Beobachterin wahr, die an der Auseinandersetzung eigentlich gar nicht beteiligt war – was in gewisser Weise auch stimmte. Sie sah, wie sich schmale Öffnungen in den so menschliche wirkenden Händen des Jaccas bildeten und die Läufe von Waffen daraus hervorragten.
    Die rechte Hand: der Blitz eines Lasers. Die Entladung traf Benjamin an der einen Hüfte, und er schrie laut auf, fiel in den Schnee vor der Baracke und rührte sich nicht mehr.
    Die linke Hand – das fahle Leuchten eines Pulsers, das direkt auf die Terranautin zuraste. Narda spürte einen jähen Ruck an ihrer Seite. Sie wurde zurückgerissen, hinter die Deckung eines Felsens, der sich dicht über ihr einfach in Staub auflöste, als dort die Energie des Pulsers auf den Stein traf.
    Martyn zerrte an Nardas Arm. »Wir müssen weg, sofort!« zischte er und deutete in die Richtung, aus der sie gekommen waren. »Die Gletscherzunge. Das Eis ist unsere einzige Chance. Wir rutschen in die Tiefe. Auf diese Weise kommen wir schneller

Weitere Kostenlose Bücher