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Die Terranauten TB 18 - Das Terranauten-Projekt

Die Terranauten TB 18 - Das Terranauten-Projekt

Titel: Die Terranauten TB 18 - Das Terranauten-Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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halb verborgen. Er hämmerte auf den Schrank ein, in dem konservierte Lebensmittel lagerten – sie hielten sich Jahrzehnte –, und er wimmerte und sah in dem Sperrschloß offenbar einen Gegner, der ihn verhöhnte.
    Piter ließ sich durch die Dachluke fallen, neben der er seit einiger Zeit gehockt hatte, und er drohte der heruntergekommenen Gestalt mit der Neuropeitsche, die er in einem Lager erbeutet hatte. Der Mann ergriff heulend die Flucht und verschwand in den Schatten.
    Es bereitete Dyke-Clonner keine Schwierigkeiten, das Schloß zu öffnen. Er griff nach einigen Rationspaketen und zog sich anschließend hastig zurück.
    Auf dem Rückweg nach der Instrumentennische, in der er schlief, kam er an einem der wenigen Aussichtsfenster vorbei. Die Hartplastscheibe war zerkratzt und trübe, und Clonner konnte nur vage Konturen erkennen. Er sah sich endlos dahinerstreckende Sanddünen, und als er sich weit nach links beugte, konnte er im äußersten rechten Winkel eine der Walzen der Fabrik ausmachen.
    Er entsann sich vage, wie er nach seiner Flucht von der Ausgrabungsstätte in der Nähe Jymlaths an Bord des stählernen Kolosses gelangt war, und wenn er sich konzentrierte, gelang es ihm manchmal, vor seinem inneren Auge ein Bild der Fabrik heraufzubeschwören: ein automatischer Mechanismus, mehr als fünf Kilometer lang und fast vierhundert Meter hoch, der auf dicken Walzen die große Mulde durchfuhr und sich dabei Tausende von Tonnen Sand in den geöffneten Bugrachen schaufelte. Das darin enthaltene Silizium wurde von speziellen Prozessoranlagen verarbeitet, und die Roboter in den sterilen Laboratorien stellten daraus das Endprodukt her: Gigabitchips von der Größe eines Stecknadelkopfes, hochkomplex und teuer und nützlich für die Industrien Omikrons. Gesteuert und überwacht wurden Fabriken dieser Art von einer Besatzung, die aus nicht mehr als fünf Personen bestand.
    Es dauerte fast eine ganze Stunde, bis Dyke-Clonner seine Instrumentennische erreichte. Dort kauerte er sich nieder, nachdem er die Stahltür verschlossen und verriegelt hatte. Er riß eins der Rationspakete auf knabberte an dem Proteinkonzentrat. Um ihn herum summten Maschinen, und eine Chemoplatte in der Decke spendete mattes Licht.
    Verschwommen entsann er sich, daß es zunächst seine Absicht gewesen war, nur einige wenige Tage, höchstens Wochen, in der Fabrik zu verbringen, bis zum Nachlassen der ersten Fahndungsaktivitäten. Dann: nach Süden, nach Garrenhar vielleicht.
    Doch das alles schien jetzt keine Rolle mehr zu spielen.
    Der ehemalige Geningenieur kicherte leise. Hier war er sicher, in der Welt der sirrenden Apparaturen und Kabelstränge, der stampfenden Motoren und flackernden Sensoranzeigen auf den Stirnflächen von Autodiagnoseblöcken.
    Vielleicht, dachte er wirr, habe ich schon immer hier gelebt. Vielleicht bin ich hier geboren. Wann? Und: Aber das Gesicht in mir, der Mann, den ich so sehr hasse – er kann nicht einfach nur eine Illusion sein.
    Es war das Gesicht eines etwa fünfzigjährigen Mannes mit dunklem Haar, in dem sich einige silbergraue Strähnen zeigten; die Augen fast schwarz und tief in den Höhlen liegend, der Blick durchdringend, das Wesen selbstbewußt und sicher; die Gestalt athletisch, muskulös.
    Ein Name: Edmond Hannibal Corboran.
    Der Haß flutete erneut in Clonner empor. Er sprang auf, schleuderte das Rationspaket in eine Ecke und hämmerte mit den Fäusten an die stählerne Wand, bis er schließlich erschöpft zu Boden sank und ihn der Schlaf übermannte.
    Er träumte von einer Insel im Korallenatoll, von einem weißen Strand, von einer warmen Sonne, von Palmen und bunten Fischen …
    Stunden später erwachte er, nahm einige weitere Proteinkonzentrate zu sich und machte sich auf einen neuerlichen Erkundungsgang durch das Wartungssystem. Es war, als habe der Schlaf seinen Geist geklärt, und zum erstenmal seit vielen Tagen konnte er konzentriert nachdenken. Er rief sich einen der vielen Pläne ins Gedächtnis zurück, die alle den Tod Corborans zum Ziel hatten. In seinen Visionen hatte Piter ihn schon viele Male umgebracht, auf unterschiedlichste Art und Weise.
    Vielleicht kam irgendwann der Tag, an dem er sich seine Wünsche erfüllen konnte …

7
Schwertträger, opalblau
    4. Mai 2517
     
    »Endlich«, seufzte Benjamin, und der Atem wehte ihm als weißer Dunst von den Lippen. »Ich dachte schon, wir kämen nie mehr an.«
    Offenbar war er jedoch nicht annähernd so erschöpft, wie er sich gab, denn er

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