Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Terranauten TB 18 - Das Terranauten-Projekt

Die Terranauten TB 18 - Das Terranauten-Projekt

Titel: Die Terranauten TB 18 - Das Terranauten-Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
Vom Netzwerk:
rasende Fahrt, durch schmale Staubpassagen, dann wieder breitere Schluchten, nach Norden, immer nach Norden. Narda wußte, daß die Staubseen ein weitverzweigtes System bildeten, das sich durch das ganze Jakascha-Massiv erstreckte, Hunderte von Kilometern weit nach Norden und Osten, fast bis nach Andar, der Hauptstadt Tremdurs, nordwestlich des Hemmat-Zapfens.
    Langsam, ganz langsam, ließ die Wut des Sturms nach.
    Eine halbe Stunde später, in dem Bereich, wo der Jakascha-Keil in das eigentliche Massiv überging, sahen sie den Kiber.
    Ein schwarzer, pockennarbiger Leib schob sich aus den zähen Fluten des Staubsees, und seine Bewegungen verursachten eine Welle, die die Dubasse fast hätte kentern lassen. Der alte Ferguson brüllte begeistert, zündete einen weiteren Hecktreibsatz, erhöhte damit die Geschwindigkeit und hielt auf den Kiber zu. Er trat hinter dem hufeisenförmigen Kontrollstand hervor und legte sich die Harpune wie ein langes Geschoß auf die Schulter. Dann, als sie bis auf einige Dutzend Meter an das walähnliche Geschöpf heran waren, blickte er durch das Visier – und betätigte den Auslöser. Eine kleine Explosivladung zerplatzte und beschleunigte ein mit Widerhaken versehenes Projektil, das sich in den gewaltigen Körper vor ihnen bohrte.
    Irgendwo in den Flanken des Kibers öffneten sich starr blickende Augen, und das Geschöpf gab einen Schrei von sich, schrill, fast an der Grenze zum Ultraschall – ein Schrei, der das Innere Nardas vibrieren ließ und sie dazu veranlaßte, sich krampfartig die Hände auf die Ohren zu pressen.
    Ein Stahlkabel spannte sich ruckartig, als der Kiber tauchte …
    Und Ferguson wurde mit einem kräftigen Ruck von Bord gerissen und verschwand im Schlick. Das Boot schlingerte. Narda versuchte, den Clipper telekinetisch festzuhalten, aber er entglitt ihren zugreifenden mentalen Händen, wurde tiefer hinabgezerrt in den Staubsee. Martyn kletterte aus der Bodenmulde, brummte etwas, das sich anhörte wie: »Verdammter Idiot!« und machte sich an den Kontrollen zu schaffen.
    »Er taucht wieder auf!« krächzte Benjamin. Narda warf ihm einen kurzen Blick zu und bemerkte die Konzentration, die sich in den Zügen des jungen Treibers widerspiegelte.
    Unmittelbar darauf spürte sie es ebenfalls: Es bewegte sich unter ihnen, eine viele Tonnen schwere, lebendige Masse, erfüllt nun von Schmerz und Wut und Zorn, im Rücken eine tiefe Wunde, aus der Blut in den Staub floß, der das Lebenselement des Kibers war.
    »Martyn!« rief Narda.
    Ein heftiger Stoß traf die Dubasse, hob sie einige Meter an und neigte sie gefährlich weit zur Seite. Narda wurde in den Gurten des Harnisches hin und her gerissen, und sie hörte, wie Kunststoffplanken barsten. Das Boot fiel zurück und sank tief in den Schlick.
    Die Geschwindigkeit ließ jäh nach. Ein Mast brach und schlug dicht neben Moon aufs Deck. Das Segel flatterte und stülpte sich über Martyn, der sich bemühte, die Dubasse wieder zu beschleunigen. Der zähe Staub hielt sie fest, setzte den Auslegern einen größeren Widerstand entgegen, spottete der Kraft des Windes, die ein zweites Segel zerriß.
    Das östliche Ufer war etwa hundert Meter entfernt. Sie hielten genau darauf zu, doch der hintere Teil der Barke sank immer tiefer, als ziehe ihn ein unsichtbarer Gegner erbarmungslos hinab.
    Pseudopodien zuckten wie Peitschenschnüre aus dem Staub, trafen einen weiteren Mast und zerfetzten ihn. Einer der Tentakel wickelte sich um den linken Ausleger. Es zischte, als Wasserstoff austrat.
    Narda verdrängte alle Wahrnehmungen und konzentrierte sich auf das, was von der Dubasse übriggeblieben war. Tief holte sie Luft, spürte, wie sich zwei andere PSI-Sphären zu ihr gesellten – die Benjamins und Moons –, zerrte die Tentakel des Kibers telekinetisch fort, stemmte das Heck aus dem Schlick und steuerte das Boot weiter dem Ufer entgegen.
    Ein starker Ruck – und der Bug zerschellte an scharfkantigen Felsen. Martyn wurde ans Ufer geschleudert, sprang aber rasch wieder auf die Beine, eilte zurück und half Benjamin und Moon dabei, sich aus dem Riemengeflecht der Sicherheitsharnische zu befreien. Narda zerrte an den Verschlüssen, ließ sie aufschnappen und kletterte über geborstene Kunststoffplanken und umgestürzte Masten hinweg. Aus den Augenwinkeln sah sie durch die Regenfluten weitere Kibertentakel herantasten. Der pockennarbige Leib des riesigen Wesens war wie ein Berg, der nun aus den Staubmassen in die Höhe wuchs.
    Benjamin und Moon

Weitere Kostenlose Bücher