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Die Teufelsbibel

Titel: Die Teufelsbibel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Sebastian.
    »Agnes ist nicht deine Braut«, sagte Cyprian.
    »Find dich mit der Wirklichkeit ab, Khlesl. Agnes ist meine Braut, und ich werde sie heiraten. Und falls dich dasso treffen sollte, dass du dich aus Kummer selbst aufknüpfst, dann lass dir gesagt sein, dass ich den Brautkranz an deinen Leichnam hänge, falls er mir irgendwo im Weg baumeln sollte.«
    »Sehr dekorativ«, sagte Cyprian.
    »Also?«
    Cyprian starrte Sebastian Wilfing weiterhin an. Der junge Kaufmann wandte seinen Blick ab. Cyprian drehte sich um und ging weg.
    »Moment mal!«, rief Sebastian.
    Cyprian fühlte sich am Arm gepackt und herumgerissen. »Ich hab letztes Mal gesagt, es gibt keine weitere Warnung«, stieß Sebastian Wilfing hervor. »Anscheinend bist du aber schwer von Begriff. Dein Alter hatte Recht mit dem, was er dir damals auf der Straße nachgebrüllt hat.«
    »Lass mich los«, sagte Cyprian wie von weit her.
    »Gleich nach Ostern nächstes Jahr heirate ich Agnes. Und wenn du deinem Bruder die übriggebliebenen Eier verschenken hilfst, denk dran, dass deine geliebte Agnes zur gleichen Zeit meine Eier knetet und mich anfleht, sie noch mal zu ficken!«
    Eine Schicht aus wabernder Luft schob sich vor Cyprians Augen und verzerrte Sebastian Wilfings Gesicht. Er hörte, wie Sebastians Begleiter lachten: »Hähähä!«
    »Reden wir von Wachtel- oder von Spatzeneiern?«, hörte Cyprian sich fragen.
    »Du blöder Hund!« Die Hand an Cyprians Arm wechselte ihren Griff und packte ihn an der Vorderseite des Hemdes. Mit der anderen Hand holte Sebastian Wilfing weit aus. Cyprian – immer noch durch die wabernde Luftschicht von allem getrennt, vor allem von sich selbst, – nahm das Handgelenk, löste die Finger mit einer schnellen Drehung von seinem Hemd, bog Sebastians Arm nach hinten und wirbelte den Mann herum. Wilfings freie Hand, noch damit beschäftigt, soweit wie möglich für die geplante theatralische Ohrfeige auszuholen, krümmte sich. Wilfing schrie auf und bückte sich unwillkürlich nach vorn. Cyprian bog ihm die Hand noch weiter zu den Schulterblättern hinauf, bis das Hinterteil seines Widersachers die höchste Erhebung an ihm war. Dann ließ er den verdrehten Arm los, hob einen Fuß und trat in das Hinterteil. Wilfing machte eine ungraziöse Bauchlandung auf dem Boden. Staub wallte auf, nicht ganz so dramatisch wie damals das Mehl in der Backstube im Keller unter dem Haus von Cyprians Familie. Sebastian quietschte. Seine beiden Freunde starrten überrascht von ihm zu Cyprian und zurück. Es schien ihnen zu schnell gegangen zu sein.
    »Du Schwein!«, ächzte Sebastian und krabbelte auf allen vieren aus Cyprians Reichweite. »Worauf wartet ihr, Jungs? Zeigt’s ihm!«
    Cyprian schüttelte den Kopf, als Wilfings Begleiter auf ihn zukamen. »Schluss jetzt«, sagte er. Seine Zunge war schwer. »Ich will keinen Streit.« Er versuchte seine Beine dazu zu bewegen, umzukehren und wegzugehen, aber seine Beine gehorchten ihm nicht.
    »Vielleicht wollen wir welchen?«, erwiderte der eine der Burschen. Er sprach so affektiert wie ein erfahrener kaiserlicher Hofarschkriecher.
    »Dann helft euch gegenseitig aus, ihr seid ja zu zweit«, sagte Cyprian.
    »Mit dir gefällt es uns besser «, keuchte der Bursche, in seinen Augen das verräterische Aufblitzen, das ein besserer Kämpfer als er nicht hätte sehen lassen; er holte aus, noch während er das letzte Wort hervorstieß, und drosch seine Faust mit aller Kraft tief in Cyprians Magengrube.
    Als der unerklärliche Schmerz durch seine Finger schoss und er nach unten sah, erkannte er, dass seine Faust in der noch größeren Pranke Cyprians steckte anstatt in den Eingeweiden seines Gegners – und er hörte ein Knacken. Bei näherer Betrachtung erschloss sich, dass das Knacken aus den Knöcheln seiner Finger kam.
    »Aaaah!«, schrie der junge Mann und ging vor Cyprian in die Knie. »Lass los, lass los, lass LOOOOS!«
    »Was ist so schwer daran zu begreifen?«, fragte Cyprian. »Ich will mich nicht mit euch prügeln.«
    Er ließ die Hand seines Gegners los. Sie hing noch einen Augenblick in der Luft wie ein welkes Blatt, dann barg der Angreifer sie an der Brust.
    »Du hast mir die Hand gebrochen!«, winselte er.
    »Nein«, sagte Cyprian. »Es fühlt sich nur so an.«
    Der zweite Mann zögerte und blickte zwischen seinem knienden Kumpan und Cyprian hin und her. Sebastian Wilfing war wieder auf die Beine gekommen. Er verschluckte sich fast vor Wut.
    »Ihr Feiglinge!«, sprudelte er. »Ihr seid

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