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Die Teufelsbibel

Titel: Die Teufelsbibel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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zu zweit!«
    Der unverletzte zweite Schläger kroch im Seitwärtsgang um seinen kauernden Freund herum. Cyprian drehte sich mit ihm. Dass es ein Fehler war, wurde ihm erst bewusst, als er das winzige Zucken sah, das durch das Gesicht seines Gegners ging. Er fuhr herum.
    Der erste Schläger war mit der linken Hand genauso schnell wie mit der rechten; nur dass diesmal ein Dolch in seiner Faust steckte. Cyprian sah die Klinge aufschimmern und wusste, dass er noch einen Fehler gemacht hatte – das war keine Waffe, die ein normaler Sterblicher in sein Wams steckte, um sich vom nächsten Braten etwas herunterzuschneiden. Er wich aus; die Klinge schoss vor seinem Bauch vorbei und schnitt sein Hemd über die gesamte Breite auf. Der Dolch war so scharf, dass man die Schneide dabei beinahe singen hörte. Ein glühend heißer Striemen brannte sich quer über Cyprians Rippen. Dann prallte der Körper des Angreifers gegen Cyprian, um ihn zu Fall zu bringen.
    Das Wabern vor Cyprians Augen wurde zu einem dickenNebel, und plötzlich brach die Wut aus, die schon den ganzen Tag versucht hatte, die Oberhand zu gewinnen. Sein rechter Arm kam herab und klemmte den linken Arm seines Angreifers ein.
    Seine linke Faust prallte gegen die Schläfe des Mannes; dessen Kopf flog herum, und er sackte halb ohnmächtig gegen Cyprian.
    Cyprians rechter Arm kam wieder hoch, und ohne hinzusehen knallte er den Ellbogen gegen das Kinn des zweiten Mannes, der herangestürmt war. Er packte das Handgelenk, in dessen Faust das Messer steckte, und drehte es mit einem raschen Ruck herum. Wieder knackte etwas – diesmal lauter. Der halb bewusstlose Bursche in seinen Armen heulte auf. Das Messer löste sich aus den Fingern. Cyprian fing es auf.
    Der zweite Angreifer hatte sich auf den Hosenboden gesetzt. Mit rudernden Armen versuchte er, wieder auf die Beine zu kommen. Aus seinem Mund schwappte Blut. Cyprian wirbelte den ersten Angreifer herum. Vor seinen Augen waren beide lodernde Figuren ohne Gesichter, menschliche Flammen. Die lodernden Figuren prallten ineinander und rollten über den Boden. Die Klinge des Dolchs ragte aus Cyprians Faust. Er schnellte herum. Eine dritte rot glühende Figur stand ein paar Schritte entfernt und hatte beide Hände erhoben. Mit einem Satz war Cyprian bei ihr. Er hob das Messer. Er hörte jemanden vor Entsetzen schreien und fühlte Befriedigung darüber. Das Messer zuckte auf die Stelle zu, an der das Gesicht der lodernden Figur sein musste. Cyprians Finger wirbelten wie ohne sein Zutun die Klinge im letzten Moment herum, die Faust drehte sich und traf mit der unverminderten Wucht, die ihr blinde Wut und Cyprians Sprung zu Sebastian Wilfing hinüber verliehen hatten, auf Sebastians Wange. Es war eine Ohrfeige mit einem Sandsack, in dem eine Bleikugel steckte. Sebastian Wilfing machte eine vollendete Pirouette; eine halbe Mannslänge entfernt prallte er auf den Boden, bereits besinnungslos.
    »Das Messer weg, oder du bist tot«, schnarrte eine Stimme.
    Cyprian fuhr herum. Weitere glühende Figuren an der Ecke. Eine zielte mit einem Gegenstand auf ihn. Das Bild waberte, verlor an Hitze, das Rot rann aus ihm heraus. Cyprian blinzelte. Er stand inmitten von drei Männern: einer wand sich stöhnend und hielt sich das Handgelenk, dessen Hand in die falsche Richtung abstand, einer blutete mit rot zerplatzenden Blasen aus dem Mund und machte die Geräusche, die jemand macht, der sich durch die Zunge gebissen hat; der dritte lag vollkommen regungslos. In Cyprians Hand war ein Dolch. Wenn man genauer hinsah, konnte man an der Klinge Blut sehen. Cyprian blinzelte erneut.
    »Das Messer weg, wird’s bald!«, befahl der Hauptmann der Kärntnertorwache. Der Wächter mit der Armbrust zielte weiterhin auf Cyprian. Cyprians Finger lösten sich erst vom Dolchgriff, als er sie anschaute. Der Dolch klimperte über den Gassenboden.
    »Leg dich auf den Bauch, Arme und Beine gespreizt«, sagte der Hauptmann.
    Cyprian tat es. »Es hilft wohl nichts, wenn ich sage, dass ich es erklären kann«, murmelte er, das Gesicht gegen den Boden gerichtet.
    »Nein, hilft nichts«, hörte er den Hauptmann sagen, jetzt dicht neben sich. Er war nicht überrascht, als der erste Tritt mit einem schweren Stiefel in seiner Seite landete.
    18
    »Du bist ein Vollidiot«, sagte Cyprians Bruder.
    Cyprian spähte mühsam zu ihm hoch. Er brauchte nicht lange, um sich zu erinnern, wo er war. Dass die Worte seines Bruders ihn aus der Besinnungslosigkeit geweckt hatten, tat

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