Die Teufelshaube
sich entscheiden, Nonne zu werden.«
»Sie ist ihr einziges Kind«, sagte Gyltha. »Master Bloat will keine Nonne, er will eine Lady in der Familie – is besser fürs Geschäft.« Sie seufzte. »Meine Tante is Köchin bei den De Pringhams gewesen, und die haben ihre arme kleine Alys unter Heulen und Zähneknirschen mit Baron Coton verheiratet, diesem bösen alten Mistkerl.«
»Man muss doch ›ja‹ sagen, sonst ist es nach Ansicht der Kirche nicht rechtsgültig.«
»Pah. Die kleine Alys hat keiner ›ja‹ sagen hören.«
»Aber Wolvercote ist ein Tyrann und ein Idiot. Das weißt du.«
»Na und?«
Adelia starrte in Emmas Zukunft. »Sie könnte sich an die Königin wenden. Eleanor weiß, wie es ist, unglücklich verheiratet zu sein. Sie hat sich von Ludwig scheiden lassen.«
»O ja«, sagte Gyltha und schlug die Augen zur Decke. »Klar legt sich die Königin mit ’nem Burschen an, der ihre Schlacht für sie schlägt. Ganz bestimmt.« Sie tätschelte Adelias Schulter. »Es wird schon nich so schlimm werden für die kleine Emma …«
»Nicht so schlimm?«
»Sie wird Kinder kriegen, und das wollte sie doch, nich? Und überhaupt, ich schätze, sie muss sich nich lange mit ihm rumschlagen. Nich, wenn König Henry ihn zu fassen kriegt. Wolvercote is ein Verräter, und Henry wird ihm den Hals umdrehen.« Gyltha legte den Kopf schief und dachte noch mal darüber nach. »Eigentlich überhaupt nich schlimm.«
»Ich dachte, sie tut dir leid?«
»Tut sie auch, aber ich hab mir überlegt, was auf sie zukommt. Mit ein bisschen Glück is sie noch vor Jahresende Witwe, und dann hat sie sein Baby und seine Ländereien … ja, ich denke, am Ende wird’s noch wie im Märchen.«
»Gyltha.«
Adelia wusste, dass Gyltha eine praktisch denkende Frau war, doch dieser Pragmatismus schreckte sie ab. »Das ist abscheulich.«
»Das is Geschäft«, sagte Gyltha. »Und genau das sind doch die Ehen von den Hochwohlgeborenen, oder?«
Jacques hatte an diesem Tag viel damit zu tun, den Frauen im Gästehaus Botschaften zu bringen. Die erste kam von der Priorin: »An Mistress Adelia, es grüßt Euch Schwester Havis und teilt Euch mit, dass das Mädchen Bertha auf dem Friedhof der Nonnen bestattet werden wird.«
»Ein christliches Begräbnis. Ich hab gedacht, das würd dich freuen«, sagte Gyltha, die Adelias Reaktion beobachtete. »Das wolltest du doch, oder?«
»Ja. Ich bin froh.« Die Priorin hatte ihre Ermittlung beendet, und es war ihr gelungen, die Äbtissin davon zu überzeugen, dass Bertha nicht durch eigene Hand gestorben war.
Aber Jacques war noch nicht fertig. Pflichtschuldig fügte er hinzu: »Und ich soll Euch ermahnen, Mistress, Ihr möget nicht vergessen, dass der Teufel durch die Abtei schleicht.«
Das war der Pferdefuß. Seit die Nonne eingeräumt hatte, dass ein Mörder in Godstow sein Unwesen trieb, war dessen Anwesenheit realer geworden und das Leben dunkler.
Später am Morgen tauchte der Bote erneut auf. »An Mistress Adelia, es grüßt Euch Mutter Edyve, und Ihr mögt Mistress Emma bitte zurück ins Kloster bringen. Um den Frieden zu wahren, sagt sie.«
»Wessen Frieden denn?«, wollte Gyltha wissen. »Wahrscheinlich haben sich die Bloats beschwert.«
»Und Lord Wolvercote auch«, sagte Jacques. Er verzog das Gesicht, kniff die Augen zusammen und bleckte die Zähne, als sträube sich alles in ihm, noch eine weitere schlechte Nachricht zu überbringen. »Er sagt … also, er sagt …«
»Was denn?«
Der Bote atmete geräuschvoll aus. »Es wird gesagt, Mistress Emma ist von Mistress Adelia verzaubert worden, damit sie sich gegen ihren rechtmäßigen zukünftigen Mann wendet.«
Gyltha trat vor: »Du kannst diesem gottlosen arschgesichtigen Schweinehund von mir bestellen …«
Eine Hand auf der Schulter gebot ihr Einhalt. Emma zog sich bereits ihren Mantel an. »Es hat schon genug Ärger gegeben«, sagte sie.
Und noch ehe sie reagieren konnten, war Emma schon die Treppe hinunter verschwunden.
Die verschiedenen Gruppen, die hinter den Mauern der Abtei festsaßen, verhärteten sich wie gefrorenes Gras. Über Godstow senkte sich eine Dunkelheit, die nichts mit dem dämmrigen Winterlicht zu tun hatte.
Als Protest gegen die Besatzung verschwanden die Nonnen in ihrem Bezirk, nahmen ihre Mahlzeiten in der Küche des Hospitals ein und absolvierten ihre Gebete im Kloster.
Die Anwesenheit von zwei verschiedenen Söldnertruppen erwies sich als immer schwieriger. Schwyz’ Leute waren erfahrener, hatten in
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