Die Teufelshaube
Schwester Jennets resolute Stimme – »Na, na, Kind, so geht das nicht« –, durchsetzt mit dem Gezeter des Vaters, der sich zunehmend aufregte und einen Schuldigen suchte, während die ängstliche Sorge der Mutter zu beiden einen leiseren Gegenpol bildete.
Adelia berührte sanft Emmas verkrampfte Hände. Das Mädchen hob den Kopf, doch Adelia hätte nicht sagen können, was die gequälten Augen sahen. »Seht Ihr, was sie getan haben? Was sie ihm angetan haben, ihm?«
Der Vater und Schwester Jennet standen jetzt ein Stück entfernt und stritten sich unverhohlen. Die Mutter hatte es aufgegeben, sich um ihre Tochter zu kümmern, und war zu den beiden gegangen.
»Beherrscht Euch, Master Bloat. Wo sonst hätten wir denn einen Leichnam aufbahren sollen, wenn nicht in der Kirche?« Schwester Jennet fügte nicht hinzu, dass ihnen in Godstow allmählich der Platz für die Toten ausging.
»Aber nicht da, wo man praktisch drüberfallen kann, dafür bezahlen wir unseren Zehnten nicht.«
»Ganz recht, Vater, ganz recht …« Das war Mistress Bloat. »Wir haben uns gerade alles zeigen lassen, nich? Unsere Tochter hat uns herumgeführt.«
Emmas Augen starrten noch immer in Adelias, als blickten sie in den Höllenschlund. »Versteht Ihr, o Gott, versteht Ihr?«
»Ich verstehe«, sagte Adelia zu ihr.
Sie verstand wirklich und fragte sich, wie sie so blind gewesen sein konnte, es nicht schon viel früher verstanden zu haben. Deshalb also war Talbot aus Kidlington ermordet worden.
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Kapitel zehn
W ohin wolltet Ihr denn fliehen?«
»Wales.«
Das Mädchen saß auf einem Hocker in der Ecke von Adelias und Gylthas Zimmer. Sie hatte sich den Schleier vom Kopf gerissen, und ihr langes, weißblondes Haar fiel ihr übers Gesicht, während sie vor und zurück schwankte. Allie, die von den Äußerungsformen einer solchen Trauer ganz verstört war, hatte angefangen zu brüllen und wurde jetzt zur Beruhigung wieder in den Armen ihrer Mutter gewiegt. Wächter, der gleichfalls ein unerwartetes Mitgefühl zeigte, hatte den Kopf auf Emmas Stiefel gelegt.
Sie hatte im wahrsten Sinne des Wortes darum gekämpft, herkommen zu können. Nachdem sie endlich von dem Leichnam weggezogen worden war, hatte sie die Arme nach Adelia ausgestreckt. »Ich geh mit ihr, mit ihr. Sie versteht, sie
weiß.
«
»Auf jeden Fall mehr als ich«, hatte Master Bloat gesagt, und Adelia hätte fast Mitleid mit ihm haben können, doch dann hatte er versucht, seine Tochter wegzuschleppen, und ihr dabei eine Hand auf den Mund gelegt, damit ihre Schreie nicht noch mehr Aufmerksamkeit erregten, als sie es ohnehin schon getan hatten. Emma war ihm ebenbürtig gewesen, hatte sich gewunden und kreischend gewehrt.
Schließlich hatte Schwester Jennet zur Nachsicht geraten. »Lasst sie vorläufig mit dieser Lady hier gehen. Sie hat einige medizinische Kenntnisse und kann sie vielleicht beruhigen.«
Es blieb ihnen nichts anderes übrig, aber die Blicke, die Master und Mistress Bloat ihr zuwarfen, als sie ihrer Tochter zum Gästehaus half, verrieten Adelia, dass sie ihrer immer länger werdenden Liste von Feinden zwei weitere hinzufügen konnte.
Sie konnte das Mädchen überreden, eine Tasse Frauenschuhaufguss zu trinken, der sie so weit beruhigte, dass sie Fragen beantwortete, obwohl Gyltha, die Emma den Nacken sanft mit Rosenöl einrieb, jedes Mal die Stirn runzelte, wenn Adelia eine neue Frage stellte.
Um Himmels willen, lass das arme Ding doch in Ruhe.
Ich kann nicht.
Ihr bricht das Herz.
Es wird wieder heilen. Talbots nicht.
Gyltha mochte ja auf der Seite der Trauernden sein, doch Adelia sah sich zuerst Talbot aus Kidlington verpflichtet, der Emma Bloat geliebt hatte und durch den Schnee zum Kloster geritten war, um sie abzuholen und zu heiraten. Ein Plan, dessen Umsetzung eine so große finanzielle Katastrophe für einen Dritten dargestellt hätte – Adelia dachte dabei an Lord Wolvercote –, dass er seine Ermordung angeordnet hatte.
Master Nagelschuh und Master Holzschuh hatten nicht in einer kalten Schneenacht an einer einsamen Brücke auf irgendeinen beliebigen Reisenden gelauert. Sie waren zweifellos gemeine Verbrecher, aber sie waren nicht völlig hirnlos. Sie wussten, weil es ihnen jemand erzählt hatte, dass zu einer bestimmten Stunde ein bestimmter Mann zum Klostertor reiten würde …
Tötet ihn.
Sie hatten ihn getötet, und dann waren sie über die Brücke ins Dorf geflohen – um selbst getötet zu werden.
Von demselben Mann, der ihnen
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