Die Teufelshaube
dann weiter. Alles hübsch ordentlich. Aber dieser Auftrag war kompliziert – interessant, keine Frage, aber eben kompliziert.« Er seufzte. »Nicht bloß zusammen mit meinem Auftraggeber, sondern auch mit einer Zeugin in einer Abtei eingeschneit zu sein, das war eine Erfahrung, auf die ich in Zukunft gern verzichte.«
Ein Mörder.
Der
Mörder.
»Ja, ich verstehe«, sagte Adelia.
Schließlich lebte sie mit ihrem Abscheu, seit ihr klar geworden war, dass er Rosamund vergiftet hatte. Die Angst war ihre ständige Begleiterin gewesen, während sie ihn in das Vorhaben mit eingebunden hatte, Wolvercote und Warin dazu zu bringen, sich in der Kirche selbst zu verraten, aber ihr war keine andere Strategie eingefallen, um ihn in Sicherheit zu wiegen. Zu dem Zeitpunkt hatte sie nämlich bereits gewittert, wer für die Abtei eine größere Bedrohung darstellte als Wolvercote, weil er hemmungslos war, ein sorgloser Geist. Töte diesen, verschone jenen, frei von jeglichen Schuldgefühlen.
Es war notwendig gewesen, ihn bei Laune zu halten, wie eine zappelnde Maus die Katze fasziniert. Um Zeit zu gewinnen, hatte sie ihn dabei zuschauen lassen, wie sie den einen Mord löste, an dem er unschuldig war. Um die Zähne der Katze vom Nacken einer Maus, die Fragen stellte, fernzuhalten.
Sie fragte: »Hat Eynsham Euch beauftragt, sie zu töten?«
»Bertha? Lieber Himmel, nein.« Er war gekränkt. »Ich kann durchaus selbst die Initiative ergreifen. Aber natürlich …« Ein Ellbogen stieß sanft in Adelias Rippen, »muss er mir das bezahlen. Bertha setze ich ihm mit auf seine Rechnung.«
»Seine Rechnung«, sagte sie und nickte.
»Allerdings. Ich bin kein Vasall des Abtes, Mistress. Auf diese Feststellung lege ich wert. Ich bin unabhängig, ich reise durch die Christenheit und biete meinen Dienst an. Manch einer missbilligt den, ich weiß, aber es ist dennoch ein Dienst am Kunden.«
»Ein gedungener Mörder.«
Er überlegte kurz. »Könnte man so sagen. Für mich ist es eigentlich ein Beruf wie jeder andere. Seien wir ehrlich, Mistress Doktor, Euer eigener Beruf wird von Menschen, die ihn nicht verstehen, als Hexerei bezeichnet, und wir betreiben beide ein Handwerk, zu dem wir uns nicht öffentlich bekennen können. Wir arbeiten beide mit Leben und Tod.« Aber sie hatte ihn in seinem Stolz getroffen. »Wodurch hab ich mich verraten? Immerhin hab ich versucht, Euch vor allzu viel Neugier zu warnen.«
Seine Besuche bei Bertha, seine ständige Nähe, das unbestimmte Gefühl von Gefahr, das im Kuhstall lauerte, wenn er dort war. Der Geruch, den Bertha wiedererkannt hatte. Die Möglichkeit, sich wie kein anderer frei in der Abtei bewegen zu können, ohne Aufsehen zu erregen. Letzten Endes war er der Einzige, der es gewesen sein konnte.
»Die Weihnachtsfeier«, sagte sie.
Von da an war sie ganz sicher gewesen. In dem übermütigen, warzigen Weib in Noahs Arche hatte sie eine groteske Schwester der Alten erkannt, die Bertha im Wald gesehen hatte.
»Aha«, sagte er, »ich sollte mich wohl lieber nicht mehr öffentlich verkleiden, was? Leider hab ich eine Schwäche dafür.«
Sie fragte: »Wann hat Eynsham Euch beauftragt, Rosamund zu töten?«
»Oh, vor langer Zeit«, sagte er. »Da war ich noch nicht lange in England. Na, ich will Euch sagen, wann: Ich war gerade erst der Bote des Bischofs geworden – in meinem Metier ist es stets nützlich, wenn man einen Grund hat, das Land zu bereisen. Nebenbei bemerkt, Mistress, ich hoffe, ich habe dem Bischof gut gedient …« Er meinte das aufrichtig. »Ich bilde mir gern ein, dass ich hervorragende Dienste leiste, ganz gleich, in welchem Bereich.«
Ja, hervorragend. Als Rowley sich in die Abtei geschlichen und seine Männer gewarnt hatte, war ihm der Gedanke, dass sein Bote nicht wie die Übrigen von dem bevorstehenden Angriff erfahren sollte, natürlich nicht gekommen – doch nicht der enervierende, diensteifrige Jacques, einer seiner eigenen Leute.
»Offen gestanden, die Arbeit für St. Albans wird mir fehlen«, sagte er gerade, »doch als Walt mir erzählte, dass der König kommt, musste ich Eynsham davon in Kenntnis setzen. Ich konnte doch nicht zulassen, dass der werte Abt in Gefangenschaft gerät. Er schuldet mir Geld.«
»Wie geht das?«, fragte sie. »Spricht es sich einfach so herum, wenn ein Mörder seine Dienste anbietet?«
»Im Grunde ja. Bislang hatte ich keinen Mangel an Aufträgen. Natürlich möchte sich kein Kunde zu erkennen geben, aber wisst Ihr, wie ich
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