Die Teufelshaube
herausgefunden habe, dass es sich bei diesem um unseren Abt handelte?«
Vor lauter Freude wurde seine Stimme so laut, dass eine Eule von ihrem Baum aufflatterte und Schwyz an der Spitze sich umdrehte und ihn beschimpfte. »Wisst Ihr, woran ich ihn erkannt habe? Ratet.«
Sie schüttelte den Kopf.
»An seinen Stiefeln. Der werte Abt trägt außerordentlich schöne Stiefel, wie ich. Ach ja, und er hat seinen Diener als ›mein Sohn‹ angesprochen, und da hab ich mir gesagt: ›Bei allen Heiligen, das ist ein Mann der Kirche, ein reicher Mann der Kirche.‹ Ich musste mich nur ein wenig unter Oxfords besten Stiefelmachern umhören. Das Problem ist jedenfalls, die zweite Hälfte des Honorars zu bekommen.« Ein Plausch über die Misslichkeiten der freien Berufe. »So viel als Anzahlung, so viel nach getaner Arbeit. Bei der zweiten Rate sträuben sie sich immer ein bisschen, findet Ihr nicht auch?«
Sie sagte nichts.
»Na, ich erlebe das jedenfalls oft. Um an mein restliches Geld zu kommen, musste ich mich an Lord Eynsham heften wie Fischleim. Eigentlich ist es in diesem Fall gar nicht seine Schuld. Die Umstände waren schwierig: der Rückzug von Wormhold, der Schnee … doch wie es aussieht, werden wir auf dem Weg nach Norden seiner Abtei einen Besuch abstatten – dort bewahrt er sein Gold auf, in seiner Abtei.«
»Er wird Euch töten«, sagte sie. Die Bemerkung sollte ihn nur am Reden halten; sein Schicksal war ihr gleichgültig. »Er wird Schwyz befehlen, Euch die Kehle durchzuschneiden.«
»Sind die beiden nicht ein interessantes Paar? Schwyz vergöttert ihn förmlich. Sie haben sich in den Alpen kennengelernt, wie ich höre. Ich hab mich schon gefragt, ob sie … na ja, Ihr wisst schon … aber ich glaube nicht, was meint Ihr? Ich würde gern Eure Meinung als Ärztin hören …«
Einer der Söldner im Zuggeschirr wurde langsamer und winkte dem Boten mit wedelnden Armen, er solle seinen Platz einnehmen.
Die Stimme an Adelias Ohr wurde zu einem vertraulichen Flüstern, veränderte sich von der eines Klatschmauls zu der eines Mörders. »Sorgt Euch nicht um mich, Mistress. Unser Abt hat zu viele Feinde, die er still und leise zum Schweigen bringen muss. Schwyz hinterlässt die Spur eines Schlächters. Ich nicht. Nein, nein, meine Dienste werden immer benötigt werden. Sorgt Euch lieber um Euch selbst.«
Er schlug die Plane zurück und wollte vom Schlitten steigen.
»Werdet Ihr es sein, der mich tötet, Jacques?«, fragte sie.
»Ich hoffe nicht, Mistress«, sagte er höflich. »Das täte mir leid.«
Und dann war er weg, weigerte sich jedoch, das Zuggeschirr zu übernehmen. »Mein lieber Freund, ich bin doch kein Ochse.«
Und auch kein Mensch, dachte sie, ein
lusus naturae,
ein Werkzeug, das für sein Tun nicht verantwortlich zu machen ist, so schuldlos wie eine Waffe, die an der Wand hängt und von ihrem Besitzer für ihre wunderbare Funktionalität bewundert wird.
Der Parfümhauch, den er zurückgelassen hatte, wurde von dem Geruch nach Schweiß und feuchtem Schmutz verdrängt, als der nächste Mann unter die Plane kroch und sogleich zu schnarchen begann.
Inzwischen hatte sich der Abt auf das Trittbrett hinter ihr gestellt, statt den Schlitten anzuschieben, so dass die Männer im Zuggeschirr, die jetzt auch noch sein Gewicht schleppen mussten, kaum noch von der Stelle kamen und das Gleichgewicht zu verlieren drohten. Sie beschwerten sich.
Auf einen Befehl von Schwyz hin schnallten sie die Schlittknochen ab und stapften in ihren Stiefeln weiter, die nicht so leicht wegrutschten.
Und die, wie Adelia jetzt sah, Wasser aufspritzen ließen. Auch von den dahingleitenden Schlittenkufen sprühte es nass auf. Inzwischen waren keine Sterne mehr zu sehen, und der bleiche Mond hatte einen noch bleicheren Hof. Schwyz hatte eine Fackel angezündet und hielt sie hoch, während er übers Eis lief.
Es taute.
Über Adelias Kopf ertönte ein sonores Dröhnen: »Ich will mich ja nicht beklagen, mein lieber Schwyz, aber wenn das so weitergeht, marschieren wir bald auf dem Grund des Flusses. Wie weit noch?«
»Nicht mehr weit.«
Nicht mehr weit bis wohin? Sie wusste nicht, wie lange sie geschlafen hatte, deshalb konnte sie auch nicht abschätzen, welche Strecke sie zurückgelegt hatten. Noch immer zeigten beide Ufer das immer gleiche zerzauste Bild von Schilf und Schnee.
Es war irgendwie noch kälter geworden. Das hatte mit der höheren Feuchtigkeit in der Luft zu tun, aber auch mit ihrer Angst. Jetzt, wo Eynsham
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