Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Teufelshaube

Die Teufelshaube

Titel: Die Teufelshaube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
Vom Netzwerk:
ohne Störung und offenbar ohne verfolgt zu werden flussaufwärts hatte ziehen können, würde er beruhigt sein. Sobald sie in sicherem Territorium waren, würde er die dann unnötige Last, die er mitgeschleppt hatte, loswerden.
    »Da vorne«, rief Schwyz.
    Weiter vorne war nichts außer einem schwachen Glimmen am westlichen Himmel, wie ein einsamer Stern, der die Kraft hatte, den Nebel zu durchdringen, hinter dem sich die anderen verbargen. Eine Burg, in der nur ein Licht brannte. Ein Turm?
    Und jetzt näherten sie sich einem Landungssteg, weißgesäumt und vertraut.
    Und dann wusste sie es.
    Rosamund hatte auf sie gewartet.
     
    In Adelias Erinnerung war Wormhold ein Ort, wo scheußlich-schrille Farben aufblitzten und Männer und Frauen wie im Wahn sprachen und handelten.
    Jetzt wurde der Turm im Morgennebel wieder zu dem, was er war – ein Mausoleum. Jede architektonische Anzüglichkeit war verschwunden. Und der Irrgarten war für diejenigen, die den Schlitten durch den Matsch hineinzogen, bloß ein schnurgerader und öder Gang aus grauen Büschen, der zu einem Monument führte, das sich wie ein gigantischer Grabstein vor einem trüben Himmel erhob.
    Die Tür über der Treppe stand offen und hing jetzt schief in den Angeln. Der Scheiterhaufen in der Halle, der nicht hatte brennen wollen, war noch immer da, ein Berg zerbrochener Möbel, der genau wie die Wände im Licht von Schwyz’ Fackel feucht glänzte.
    Ein Rascheln von davonhuschenden Ratten betonte die Stille in der Halle ebenso wie der Versuch des Abtes, die Haushälterin herzurufen: »Dakers. Wo seid Ihr, meine Beste? Euer alter Freund ist zu Besuch. Robert von Eynsham.«
    Er drehte sich zu Schwyz um, während das Echo verhallte. »Sie weiß doch nicht, dass ich es war, der sie hat einsperren lassen, oder?«
    Schwyz schüttelte den Kopf. »Wir haben sie angelogen, Rob.«
    »Gut, dann bin ich noch immer ihr Verbündeter. Aber wo steckt die alte Krähe denn? Wir brauchen was zu essen.
Dakers.
«
    Schwyz sagte: »Wir können nicht lange bleiben, Rob. Der Schweinehund ist uns auf den Fersen.«
    »Ach, hör doch auf, ihm die Mächte der Finsternis zuzuschreiben, mein Lieber, wir haben den Drecksack ausmanövriert.« Er verzog das Gesicht. »Ich denke, ich geh besser hoch und suche nach meinen Briefen. Wenn unsere Schöne Rosamund einen behalten hat, dann vielleicht auch noch andere. Ich hab der fetten Kuh gesagt, sie soll sie verbrennen, und was macht sie? Frauen sind ja so unzuverlässig.« Er zeigte auf den Scheiterhaufen. »Steck das Zeug an, wenn es so weit ist. Aber zuerst was essen, denke ich, dann ein Schläfchen, und wenn unser liebenswerter König eintrifft, sind wir längst weg und haben ihm zur Begrüßung ein warmes Feuerchen hinterlassen.
Dakers.
«
    Er muss doch wissen, wo sie ist, dachte Adelia. Das einzige Leben hier ist im obersten Zimmer bei der Toten.
    »Dann rauf mit dir.« Schwyz wandte sich ab, um seinen Männern Befehle zu geben, dann drehte er sich wieder um. »Was soll mit der Hure geschehen?«
    »
Der
Hure?« Der Abt blickte auf Adelia herab. »Die behalten wir bis zum letzten Moment, denke ich, nur für alle Fälle. Sie soll mit hochkommen und mir helfen, nach den Briefen zu suchen.«
    »Warum? Hier unten ist sie besser aufgehoben.« Schwyz war eifersüchtig.
    Der Abt hatte Geduld mit ihm. »Weil ich keine Briefe gesehen hab, als wir das letzte Mal hier waren, aber die kleine Mistress Adlerauge hatte einen, nicht wahr, meine Teuerste? Wenn sie einen gefunden hat, kann sie auch die anderen finden. Fessle ihr meinetwegen die Hände, aber diesmal vor dem Körper und nicht zu fest; sie sieht angegriffen aus.«
    Wieder wurden Adelia die Hände zusammengebunden, und das nicht gerade sanft.
    »Los, rauf mit dir.« Der Abt zeigte auf die Treppe. »Los, los, los.« Zu dem Söldner sagte er: »Sag den Männern, sie sollen sich um mein Essen kümmern. Und Schwyz …« Sein Tonfall hatte sich geändert.
    »Was?«
    »Lass ja den Fluss gut bewachen.«
    Er hat Angst, dachte Adelia plötzlich, er traut Henry übernatürliche Kräfte zu. O Gott, wenn er doch recht hätte.
    Es war nicht leicht, die enge, gewundene, rutschige Treppe mit den keilförmigen Stufen hinaufzusteigen, ohne sich mit den Händen abstützen zu können, doch Adelia kam besser voran als der Abt, der vor Anstrengung schnaufte, noch ehe sie zum zweiten Absatz gelangten. Jetzt war der Punkt erreicht, wo der Turm alle Geräusche von unten verschluckte und eine Stille entstand, in

Weitere Kostenlose Bücher