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Die Teufelshaube

Die Teufelshaube

Titel: Die Teufelshaube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
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der das Echo ihrer Schritte in den Ohren gellte, als verletzten sie ein Gebot der Toten. Zurück! Das hier ist ein Grab.
    Licht, das kaum Licht war, fiel schwach durch die Schießscharten und erhellte dasselbe Durcheinander, das schon auf den Treppenabsätzen gelegen hatte, als sie mit Rowley hier heraufgekommen war. Niemand hatte es beseitigt, niemand würde es je tun.
    Höher und höher, vorbei an Rosamunds Gemächern, die jetzt ihrer Teppiche und Goldverzierungen beraubt waren. Söldner hatten sie geplündert, vielleicht sogar die Aquitanier, während Eleanor Totenwache bei einer Leiche gehalten hatte. Es hatte ihnen kein Glück gebracht; die Plünderer lagen jetzt mit ihrer Beute auf dem Grund der Themse.
    Sie näherten sich ihrem Ziel.
    Ich will nicht da rein.
Wann ist es endlich vorbei? Es kann doch nicht sein, dass ich hier sterben soll. Warum macht dem niemand ein Ende?
    Das oberste Stockwerk. Die Tür einen Spaltbreit offen, aber mit dem eleganten Schlüssel im Schloss.
    Adelia trat zurück. »Ich geh da nicht rein.«
    Der Abt packte sie an der Schulter und stieß sie weiter. »Dakers, meine Gute. Der Abt von Eynsham ist hier, Euer alter Freund, um Eurer Herrin die Ehre zu erweisen.«
    Ein Gestank, der mit der Kraft eines Windstoßes herüberwehte, ließ ihn auf der Türschwelle schwanken.
    Das Zimmer war so, wie Adelia es zuletzt gesehen hatte. Hier war nicht geplündert worden – die Zeit hatte nicht gereicht.
    Rosamund saß nicht mehr an dem Schreibtisch, doch dafür lag irgendetwas auf dem Bett, umrahmt von durchscheinenden Vorhängen und mit einem Umhang über der oberen Hälfte.
    Von Dakers war nichts zu sehen, doch falls sie wieder versucht hatte, ihre Herrin zu konservieren, so war es ein Fehler gewesen, die Fenster zu schließen und Kerzen anzuzünden.
    »Allmächtiger.« Mit einem Taschentuch vor der Nase hastete der Abt durch das Zimmer, blies Kerzen aus und öffnete Fenster. »Allmächtiger, die Hure
stinkt.
Allmächtiger.«
    Feuchte, graue Luft brachte ein wenig Frische in den Raum.
    Eynsham trat mit einem faszinierten Blick ans Bett.
    »Lasst sie in Ruhe«, riet Adelia ihm.
    Er riss den Umhang von der Leiche und ließ ihn zu Boden fallen. »Aaah.«
    Ihr schönes Haar lag fächerartig um das verwesende Gesicht ausgebreitet auf einem Kissen. Ein weiteres Kissen stützte die Krone über dem Kopf. Die gekreuzten Hände auf der Brust waren Gott sei Dank unter einem Gebetbuch verborgen. Füße quollen nass aus den zierlichen Goldschühchen, die unter den hübschen, sorgsam angeordneten Falten eines Gewandes hervorlugten, das so blau war wie ein Frühlingshimmel. An manchen Stellen sickerte Flüssigkeit durch die Seide.
    »Oje, oje«, sagte der Abt leise. »
Sic transit Rosa Mundi.
Die Rose der Welt verfault also doch wie alle anderen … die Faulige Rosamund …«
    »Wagt es nicht«,
schrie Adelia ihn an. Wären ihre Hände nicht gefesselt gewesen, sie hätte ihn geschlagen. »Wagt es nicht, sie zu verspotten. Ihr habt sie in diesen Zustand gebracht, und bei Gott, auch Ihr werdet irgendwann so enden – und Eure Seele ebenso.«
    »Aber …« Er trat zurück wie ein Kind, das von einer erzürnten Mutter zurechtgewiesen wird. »Nun ja, es ist schauerlich … gebt zu, dass es schauerlich ist.«
    »Das ist mir egal. Behandelt sie gefälligst mit Würde.«
    Einen Moment lang war er durch seine eigene Geschmacklosigkeit verunsichert. Zögernd trat er zurück, und seine Hand malte einen Segen in Richtung Bett in die Luft.
»Requiescat in pace.«
Dann fragte er: »Was ist das weiße Zeug, das da aus ihrem Gesicht wächst?«
    »Leichenwachs«, erklärte Adelia.
    Im Grunde war das sehr interessant. Sie hatte noch nie welches an Menschen gesehen, nur an dem Fleisch einer Sau auf der Todesfarm.
    Einen Moment war sie wieder eine Totenleserin, die sich ausschließlich auf das Phänomen vor ihr konzentrierte und leicht verärgert war, dass Zeitmangel und fehlende Mittel sie daran hinderten, es genau zu untersuchen.
    Weil Rosamund dick war, dachte sie, deshalb. Die Sau in Salerno war fett gewesen, und Gordinus hatte sie in einer luftdichten Truhe vor den Fliegen geschützt aufbewahrt. »
Siehst du, mein Kind? Ohne die Insekten sammelt sich dieses weiße Fett – ich nenne es
corpus adipatum
– an den fülligeren Bereichen des Körpers, Wangen, Brüste, Gesäß und so weiter, und behindert den Fäulnisprozess, verzögert ihn sogar. Obgleich noch herauszufinden wäre, ob es die Verzögerung verursacht oder

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