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Die Teufelshaube

Die Teufelshaube

Titel: Die Teufelshaube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
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genauso aus wie ich.«
    »Sie«, sagte Gyltha. »
Sie
sieht genauso aus wie du.«
    Wie typisch für die kirchlichen Klatschzungen, dachte Adelia gehässig, dass sie nicht einmal das Geschlecht seines Kindes erwähnt hatten, nur dass sie es zur Welt gebracht hatte.
    »Eine Tochter.« Rowley nahm das Kind mit beiden Händen auf und hielt es hoch. Die Kleine blinzelte verschlafen und krähte dann fröhlich mit ihm. »Jeder Narr kann einen Sohn haben«, sagte er. »Man muss ein Mann sein, um eine Tochter zu zeugen.«
    Deshalb
habe ich ihn geliebt.
    »Wer ist denn Papas kleiner Fratz«, sagte er jetzt, »wer hat Augen wie Kornblumen, ja, die hat sie, ja, die hat sie, genau wie ihr Papa. Und klitzekleine Zehchen. Killekillekille. Gefällt ihr das? Ja, das mag sie.«
    Adelia war sich bewusst, wenn auch hilflos, dass Pater Paton die Szene beobachtete. Sie wollte Rowley sagen, dass er sich verriet, denn seine Freude hatte nichts Bischöfliches mehr. Aber vermutlich wusste der Sekretär um sämtliche Geheimnisse seines Herrn – und jetzt war es ohnehin zu spät.
    Der Bischof blickte auf. »Wird sie ein Glatzköpfchen? Oder wächst der Flaum auf ihrem Kopf noch? Wie heißt sie?«
    »Allie«, sagte Gyltha.
    »Ali?«
    »Almeisan.« Adelia sprach zum ersten Mal, wenn auch widerwillig. »Mansur hat ihr den Namen gegeben. Almeisan ist ein Stern.«
    »Ein arabischer Name.«
    »Wieso nicht?« Sie war streitlustig. »Araber haben die Welt die Astronomie gelehrt. Es ist ein schöner Name, er bedeutet ›die Leuchtende‹.«
    »Ich sag ja nicht, dass er nicht schön ist. Nur, ich hätte sie Ariadne genannt.«
    »Tja, Ihr wart nicht da«, sagte Adelia böse.
    »Ariadne« war sein Kosename für sie gewesen. Sie waren sich auf derselben Straße und zur selben Zeit begegnet, als sie Prior Geoffrey kennenlernte. Sie wussten es zwar damals noch nicht, aber sie hatten auch dieselbe Mission. Rowley Picot war als einer von König Henrys Steuereintreibern aufgetreten, hatte aber insgeheim auf Geheiß seines königlichen Herrn nach der Bestie gesucht, die in Cambridgeshire Kinder tötete und dadurch die königlichen Steuereinnahmen verringerte. Wohl oder übel hatten die beiden schließlich gemeinsam Spuren verfolgt. Und wie Ariadne hatte sie ihn in die Höhle der Bestie geführt. Wie Theseus hatte er sie daraus errettet.
    Und sie dann, wie Theseus, verlassen.
    Sie wusste, dass sie ungerecht war. Er hatte sie gebeten, ja angefleht, ihn zu heiraten, doch damals hatte er sich die Gunst des Königs verdient und war für eine Position vorgesehen, für die er eine Frau brauchte, die sich nur ihm, ihren Kindern und ihren Besitzungen widmete – eine herkömmliche englische Herrin eben, keine Frau, die ihre Pflicht gegenüber den Lebenden und den Toten weder aufgeben wollte noch konnte.
    Und doch konnte sie ihm nicht verzeihen, dass er genau das getan hatte, worum sie ihn gebeten hatte: sie verlassen, fortgehen, das vom König angebotene reiche Bistum annehmen.
    Möge Gott ihn strafen, er hätte
wenigstens
schreiben können.
    »Nun denn«, sagte sie, »Ihr habt sie gesehen, und jetzt gehen wir.«
    »Ach ja?« Das war Gyltha. »Wollten wir nich zum Essen bleiben?«
    »Nein.« Adelia hatte von Anfang an nach einem Vorwand gesucht und ihn jetzt gefunden. »Wenn irgendwer versucht hat, dieser Rosamund Clifford etwas anzutun, tut mir das leid, aber es hat nichts mit mir zu tun.«
    Sie ging zu ihm, um ihm die Kleine abzunehmen. Auf einmal war sie ihm so nah, dass sie den Weihrauch von der Messe, die er gefeiert hatte, riechen konnte. Er klebte an ihm, verseuchte ihr gemeinsames Kind. Seine Augen waren nicht mehr Rowleys Augen, sondern die eines Bischofs, sehr müde – er war in einem Gewaltritt von Oxford gekommen – und sehr ernst.
    »Nicht einmal, wenn das Bürgerkrieg bedeutet?«, fragte er.
    Das Schweinefleisch wurde zurückgeschickt, damit sein Geruch weder Doktor Mansurs Nase noch seine Speisevorschriften beleidigte, aber es gab Neunaugen und Hecht in Aspik, vier verschiedene Sorten Ente, Kalbsfrikassee und knuspriges goldbraunes Brot in Hülle und Fülle. Das Mahl hätte für zwanzig Leute gereicht und – ob es muslimische Nasenflügel erbeben ließ oder nicht – der Wein, der in schön geschliffenen Glasschalen gereicht wurde, für noch einmal zwanzig mehr.
    Sobald alles auf dem Tisch stand, wurden die Diener aus dem Raum geschickt. Pater Paton durfte bleiben. Von dem Stroh unter dem Tisch kam das Geräusch eines Hundes, der an seinem Knochen

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