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Die Teufelshaube

Die Teufelshaube

Titel: Die Teufelshaube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
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nahegebracht?
    Adelia sagte: »Sobald ich kann, kauf ich dir eines und erklär dir, was es damit auf sich hat. Aber jetzt musst du mir ein paar Dinge erzählen. Machst du das?«
    Bertha nickte, die Augen noch immer auf das Silberkreuz gerichtet.
    Und so fing es an. Adelias Geduld wurde vor allem durch Berthas ermüdende, ausweichende Wiederholungen und Beteuerungen, dass es nicht ihre Schuld gewesen sei, auf eine schier unerträgliche Probe gestellt, ehe es ihr gelang, dem Mädchen überhaupt irgendwelche sinnvollen Antworten zu entlocken. Bertha war derart unwissend und leichtgläubig, dass Rosamund in Adelias Augen immer mehr an Ansehen verlor. Eine so ungebildete Dienerin war eine Schande für ihre Herrin. Von wegen s
chöne
Rosamund, dachte sie. Es war hässlich, dieses armselige kleine Geschöpf derart zu vernachlässigen.
    Schwer zu schätzen, wie alt Bertha war, und sie selbst wusste es nicht. Irgendwo zwischen sechzehn und zwanzig, vermutete Adelia, halb verhungert und ebenso blind und ahnungslos wie ein Maulwurf in seinem Loch.
    Jacques hatte Adelia unauffällig einen Melkschemel in die Kniekehlen geschoben, so dass sie sich setzen konnte und nun mit Bertha auf Augenhöhe war. Er blieb direkt hinter ihr im Dunkeln stehen, sagte aber kein Wort.
    Seitdem Adelia von Rosamunds Tod erfahren hatte, war sie überzeugt gewesen, letztendlich zu dem Ergebnis zu gelangen, dass es sich um einen traurigen Unfall gehandelt hatte.
    Sie hatte sich geirrt. Je mehr Vertrauen Bertha zu ihr fasste und je besser Adelia sie verstand, desto deutlicher wurde, dass Bertha zu einer wenn auch ahnungslosen Mordkomplizin gemacht worden war.
    An jenem verhängnisvollen Tag, so erzählte die Magd, war sie vom Wormhold Tower in den Wald geschickt worden, um Feuerholz zu sammeln, keine Pilze. Sie hatte einen Schlitten hinter sich hergezogen, um ihn mit toten Ästen zu beladen, die sie mit einem Haken von den Bäumen riss.
    Sie war die niedrigste von Rosamunds Mägden und hatte schon einen schlimmen Morgen hinter sich gehabt. Dakers hatte sie verprügelt, weil ihr ein Topf runtergefallen war, und ihr gesagt, Lady Rosamund sei ihrer überdrüssig und habe vor, sie zu entlassen, was für Bertha, die allein auf der Welt war, bedeutet hätte, als Bettlerin durchs Land ziehen zu müssen.
    »Das ’n Drachen«, wisperte Bertha und schaute nach oben und unten, für den Fall, dass die Haushälterin flügelschlagend hereingeflogen war, um sich auf einem der Deckenbalken im Stall niederzulassen. »Wir habense immer Drachendakers genannt.«
    Vor lauter Verzweiflung und aus Angst vor Drachendakers’ Zorn hatte Bertha so viel Brennholz gesammelt, dass sie den Schlitten nicht mehr von der Stelle bewegen konnte, sobald sie das gebündelte Holz auf ihm festgebunden hatte. Daraufhin hatte sie sich einfach auf den Boden gehockt und in ihrem Kummer den Wald angeheult.
    »Und dann is
die
gekommen.«
    »Wer ist gekommen?«
    »
Na, die.
Die Alte.«
    »Hattest du sie schon mal gesehen?«
    »Klar nich.« Bertha betrachtete die Frage als Beleidigung. »Die war nich aus unserer Gegend. War die zweite Köchin von der Königin Eleanor. Von der Königin. Is überall mit der rumgereist.«
    »Hat sie dir das erzählt? Dass sie für Königin Eleanor gearbeitet hat?«
    »Jawohl, hatse.«
    »Und wie sah die alte Frau aus?«
    »Wie ’ne Alte eben.«
    Adelia atmete tief durch und versuchte es erneut. »Wie alt? Beschreib sie mir. Gutgekleidet? Zerlumpt? Wie war ihr Gesicht? Was für eine Stimme hatte sie?«
    Aber Bertha, die weder die Beobachtungsgabe noch das nötige Vokabular besaß, war unfähig, diese Fragen zu beantworten. »Die war hässlich, aber freundlich«, sagte sie. Das war die einzige Beschreibung, die sie liefern konnte, wahrscheinlich weil Freundlichkeit in ihrem Leben so rar war, dass sie sich das gemerkt hatte.
    »Wie hat sich denn ihre Freundlichkeit gezeigt?«
    »Die hat mir doch die Pilze geschenkt. Das waren Zauberpilze. Hat gesagt, die würden machen, dass Lady Ros mir dann …« Berthas bedauerliche Nase hatte sich vor lauter Anstrengung gekräuselt, als sie nach dem Wort suchte, das die Frau benutzt hatte. »… gewogen wäre.«
    »Sie hat gesagt, deine Herrin wäre dann mit dir zufrieden?«
    »Jawohl, hatse.«
    Es dauerte seine Zeit, aber schließlich konnten Teile des Gesprächs zwischen Bertha und der alten Frau im Wald rekonstruiert werden.
    »So mach ich das bei meiner Lady Eleanor«,
hatte die Alte gesagt,
»ich mach ihr ein gutes Pilzgericht,

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